Die Leiterin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner (45), bleibt Chefin auf dem Grünen Hügel. Ihr Vertrag wurde um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) am Montag mitteilten. Darauf habe man sich nach einem gemeinsamen Gespräch mit Wagner in München geeinigt.
Allerdings wird die 45-Jährige – anders als bislang – nicht mehr einen der beiden Geschäftsführerposten bekleiden. „Die Gesamtgeschäftsführung wird der neuen Position eines General Managers übertragen, der die Festspiele organisatorisch und wirtschaftlich verantwortet“, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung aus München und Berlin. Dadurch solle ihr „ein noch stärkerer Fokus auf die künstlerische Leitung der Festspiele ermöglicht“ werden.
„Frau Prof. Wagner hat nach Überzeugung der Gesellschafter die Festspiele in den vergangenen Jahren mit großem künstlerischem Erfolg geführt und mit dem vorgelegten Konzept vielversprechende Impulse für eine künstlerische Weiterentwicklung der Festspiele aufgezeigt“, heißt es in der Mitteilung.
„Ich freue mich über das von den Gesellschaftern entgegengebrachte Vertrauen und auf weitere fünf Jahre der Zusammenarbeit. Ich bin sehr erfreut darüber, dass wir gemeinsam einen Weg gefunden haben, die künstlerische Autonomie zu stärken“, sagte Wagner nach Ministeriumsangaben. „Mein ganzer Fokus kann jetzt rein auf der kreativen Arbeit liegen.“
Schon vergangenes Jahr hatte Claudia Roth gesagt, falls Wagners Vertrag als Festspielchefin verlängert würde, dann bräuchte sie „in einer neuen Struktur auch mehr Unterstützung“. Wagner selbst hatte immer nach einer professionellen Sponsoring- und Marketing-Abteilung für die Festspiele verlangt – erfolglos.
Vor allem im vergangenen Jahr, als der Kartenabsatz vorübergehend einbrach. Dass es zu Reibereien zwischen dem kaufmännischen Geschäftsführer Ulrich Jagels und ihr kam, ist kein Geheimnis. Vor allem seit sie betont hatte, dass sie gegen die Preiserhöhungen für Festspielkarten war. Richtig getrennt waren die Kompetenzen im Festspielhaus nie. Was in den vergangenen Jahren immer wieder für Machtkämpfe sorgte und den Betrieb ins Stocken brachte. Überhaupt sorgte das Festspiel-Verwaltungs-Dickicht eher für Langsamkeit und Verharren, wo Flexibilität und Schnelligkeit nötig gewesen wären.
Vor allem im künstlerischen und finanziellen Bereich, wo es viele gibt, die mitreden wollen. Die Organe der Richard-Wagner-Stiftung reden mit, das sind der Vorstand und der Stiftungsrat. Der Vorstand besteht aus je einem Vertreter der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Bayern sowie dem Festspielleiter beziehungsweise einem Mitglied der Familie Wagner.
Der Stiftungsrat redet mit: Die acht Stifter haben zusammen 24 Stimmen: der Bund (fünf), der Freistaat Bayern (fünf), die Familie Wagner (vier), die Stadt Bayreuth (drei), Bezirk Oberfranken (zwei), die Bayerische Landesstiftung (zwei) und der Mäzenatenverein die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (zwei), Oberfrankenstiftung (eine).
Dazu kommt die Bayreuther Festspiele GmbH mit den vier Gesellschaftern Bund, Freistaat, Stadt Bayreuth und die Freunde von Bayreuth. Bund und der Freistaat haben ab 2025 dann jeweils 36 statt 29 Prozent, die Stadt 13 und die Freunde 13 statt 29. Diese Struktur klingt schon nach Kompetenz-Gerangel und langen Diskussionen, zumal viele Entscheidungen der Gesellschafter einstimmig fallen müssen, etwa beim Haushalt. Und dann gibt es mit Jagels und Wagner zwei Geschäftsführer.
Sie dürfte sich also auch darüber freuen, dass sie bald die Verhandlungen in den Gremien los ist. Und vor allem: die Verantwortung für die weitere Sanierung des Festspielhauses. Am Verfahren Beteiligte beziffern die Kosten auf mehr als 200 Millionen Euro.
Verantwortlich dafür war auch Wagner – neben der Verantwortlichkeit für das, was auf der Bühne stattfand. Aber eine künstlerische Leitung braucht wenig Einflussnahme und oft schnelle Entscheidungen. Mit dem neuen Vertrag hätte Wagner alles erreicht: Sie bleibt die Chefin und sorgt nur für die Kunst, und zwar weitgehend alleine. Und sogar noch mehr: Sie hat dafür ein eigenes Budget und muss nicht mehr mit anderen Stellen bei jeder Besetzung neu verhandeln. Verwaltung, Finanzen, Bauverwaltung und Marketing ist sie dafür los. Unklar ist, welchen Einfluss der Mäzenatenverein die Freunde von Bayreuth jetzt noch auf die Kunst Einfluss hat.