Ab auf den Sperrmüll Würstel, Bier und Wehmut nach den letzten „Meistersingern“

Gert-Dieter Meier

BAYREUTH. Vorhang zu für Katharina Wagners erste Bayreuther Inszenierung. Nach 30 Aufführungen in fünf Spielzeiten gehen die „Meistersinger von Nürnberg“ nunmehr den Weg aller Produktionen, die abgespielt sind: Sie wandern auf den Sperrmüll.

 
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Das Finale am Mittwoch war furios. Bei dampfenden Temperaturen verabschiedeten sich Regieteam, Chor und Orchester und die Sänger mit einer runden, gelungenen Schlussvorstellung vom Publikum. Das war dieser umstrittenen Inszenierung durchaus wohlgesonnen, wie es schien. Beifall gab’s und viele Bravorufe nach allen drei Akten. Nur als Katharina Wagner mit ihrem Bühnenbildner Thilo Steffens vor den Vorhang trat, brandete zunächst eine mächtige Welle von Buhrufen auf, gefolgt auch von eher schüchternen Bravorufen.

"Meistersinger" entrümpelt

Nein, natürlich musste man diese Inszenierung nicht mögen. Aber man konnte sie mögen. Denn Katharina Wagner entrümpelte diese „Meistersinger“ ordentlich, nahm ihnen jeden Kitsch und Schwulst, schenkt dem Trio Sachs, Stolzing und Beckmesser erstaunliche Entwicklungsmöglichkeiten und zauberte Gänsehautbilder auf die Bühne. Zwischendurch – und auch das ist nicht alltäglich – brachte uns Katharina Wagner zum Lachen!

Dass sie es mit dieser Inszenierung nicht leicht haben würde, war der 33-Jährigen, die damals noch nicht Festspielleiterin war, schon 2007 klar. Den Vorwurf, sie gehe respektlos mit dem Stück um, wies sie damals wie heute mit dem berechtigten Hinweis zurück, dass sie mit ihrer Deutung sehr nah am Stück sei. Wenn man es nur genau lese.

"Rosi, das Schwein"

Natürlich haben sich die Mitwirkenden – das ist guter Theaterbrauch – für diese letzte Aufführung auch etwas Komisches einfallen lassen. So trat ein Meister in einem Bild in Reizwäsche auf. Und der übrigens großartige Stolzing Stefan Vinke, der nicht nur singend für den erkrankten Burkhard Fritz einsprang, sondern die Rolle auch brillant spielte, textete kurzerhand Richard Wagner an entscheidender Stelle um: Statt „Morgendlich leuchtend im rosigen Schein“ anzustimmen, schenkte er dem Publikum ein „Morgendlich leuchtend wie Rosi, das Schwein“. Vor allem seine Mitspieler hatten Mühe, Contenance zu wahren.

Und dann, danach? Da trafen sich viele, sehr viele Mitwirkende und einige Gäste auf Einladung von Taff in der Kantine zur „Meistersinger“-Nachfeier bei Würstchen, Bier – und den ersten Portionen Wehmut. Schließlich hat diese Inszenierung vielen, sehr vielen Spaß gemacht. Zuvorderst Katharina Wagner – Buhrufe hin, Anfeindungen her. 2015 kommt dann ihre nächste Inszenierung – der „Tristan“.