Lange Zeit blieb Bayreuth während des Zweiten Weltkriegs vom Bombenhagel verschont – „außer dem mysteriösen Angriff einer Maschine im Januar 1941, die die Rohstofflager der drei großen Spinnereien bombardiert hat“ habe es keine Luftangriffe gegeben, erklärt der Bayreuther Stadtchronist Bernd Mayer. „Die Bayreuther haben sich sicher gefühlt.“ Über die Gründe, warum Bayreuth verschont blieb, wurde gemunkelt: Viele Menschen hätten geglaubt, dass Friedelind Wagner, die ins Exil in die USA gegangen war, sich für die Bayreuther einsetze. Auch ein Spruch, der gerüchteweise über die Ziele der Alliierten verbreitet wurde, versprach Sicherheit: „Bayreuth werden wir schonen, da werden wir später wohnen.“ Von den Angriffen, die kurz vor Kriegsende folgten, seien die Bayreuther demnach völlig überrascht worden, erklärt Mayer.

Am 5. April 1945 um zirka 11 Uhr habe die erste Angriffswelle der Air Force begonnen, so Mayer. Der Bombenangriff an diesem Donnerstag habe zahlreiche Opfer – etwa 88 Tote, 67 Verwundete und über hundert Verschüttete – gefordert. In der Innenstadt habe es dabei vor allem den Luitpoldplatz und den Hofgarten schwer getroffen. Der zweite große Bombenangriff folgte nur drei Tage später, am 8. April 1945 – über 500 Bomben seien über dem Stadtgebiet abgeworfen worden. Viele direkt in Firm- und Konfirmations- oder Trauerfeiern, die an diesem Tag abgehalten wurden, sagt Mayer. Der dritte und schwerste Bombenangriff sei am 11. April erfolgt – 120 britische Maschinen hinterließen ein Bild der Zerstörung, auch die Innenstadt wurde zum Feld aus Ruinen.

Eine Spur der Verwüstung hinterließen jedoch nicht nur die Alliierten, sondern auch die Nationalsozialisten selbst: Als die SS kurz vor Kriegsende im Alten Schloss Papiere verbrannt hätten, habe sich das Feuer ausgebreitet. „Das Feuer hat sich an der Nordseite von Haus zu Haus weitergefressen“, weiß Mayer. Die einmarschierenden Alliierten hätten daraufhin am 14. April 1945 die Hausnummern 34 und 36 gesprengt, um den Brand in den Griff zu bekommen.

Etwa 1000 Bayreuther seien Opfer der letzten Kriegstage geworden, sagt Mayer, große Teile der Innenstadt oder kriegswichtiger Industrie wie die Baumwoll- und Weberspinnerei hinter dem Bahnhof seien zerstört worden. Verschont geblieben sei jedoch selbst beim letzten Angriff das Festspielhaus. Kein Zufall, wie die Erinnerungen des australischen Navigators einer Bomberbesatzung, der 1994 nach Bayreuth kam, gezeigt hatten: Demnach habe der Masterbomber, Kommandeur des Angriffs, das Festspielhaus am 11. April ausdrücklich von der Vernichtung ausgenommen.