Pilot von "Christoph 20" hatte 2,18 Promille Vor 30 Jahren: Husarenritt in den Tod

Peter Engelbrecht

BAYREUTH. Niemand hatte den Absturz des Rettungshubschraubers „Christoph 20“ auf dem menschenleeren Oschenberg gesehen.

 
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Stundenlang lag das Wrack mit drei Toten unbemerkt neben einer staubigen Panzerstraße im militärischen Sperrgebiet. Heute vor 30 Jahren, am Sonntag, 6. Juni 1982, ereignete sich der schwere Flugunfall, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Ein waghalsiger Husarenritt durch die Lüfte mit dem Rettungshubschrauber war dem Absturz am Sonntagfrüh um 6.44 Uhr vorausgegangen.

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Das Drama kostete den Piloten Walter Knopf (33) sowie die beiden mitfliegenden Studenten Andreas Ehmig (25) und Thomas Schenk (27) das Leben. Wie sich wenige Tage später herausstellte, hatte Knopf einen Alkoholwert von 2,18 Promille im Blut. Er hatte vor dem Flug zwei Feiern besucht und kaum geschlafen.

Sturzflug

Gegen 5.30 Uhr traf er sich mit Ehmig und Schenk am Startplatz im Krankenhaus, wo der Hubschrauber widerrechtlich über Nacht abgestellt war. Schon der Kavaliersstart zu dem Todesflug war ungewöhnlich. Nach Zeugenaussagen stieg Knopf um 5.57 Uhr mit dem Rettungshubschrauber senkrecht bis in ungewöhnlich große Höhe auf, um dann in einer Art Sturzflug weiter auf den Flugplatz Bindlach zum Auftanken zu gelangen. Wieder stieg er erst senkrecht auf, um sturzflugartig zu landen.

Zwischen 6.10 und 6.15 Uhr sind die drei erneut – wieder mit einer Eskapade – gestartet. Diesmal flog Knopf so dicht über einen Sandplatz hinweg, dass Teilnehmer der deutschen Segelflugmeisterschaft, die dort in Zelten und Wohnwagen übernachteten, höchst unsanft geweckt wurden. Knapp über die Höhen hinweg und in den Tälern verschwindend, begann ein Rundflug über das Fichtelgebirge. In Vordergeiersberg steuerte Knopf den Hubschrauber die Schlucht der Steinach dicht über den Baumwipfeln hinunter weiter bis Untersteinach bei Weidenberg.

Messerlage

Der letzte Augenzeuge dieses Fluges sah den Hubschrauber im Niedrigflug über den Oschenberg hinwegrasen. Diesmal in der Messerlage – auf die Seite gestellt, so dass sich die Rotorblätter statt waagrecht über dem Hubschrauber senkrecht daneben drehen. Der Messerflug ist eine Kunstflugfigur, mit der Knopf seinen Passagieren – wie man vermuten muss – noch einmal imponieren wollte.

Die Rotorblätter berührten den Boden, sie zersplitterten: Das Fluggerät war nicht mehr zu steuern und raste in das Waldstück. Dahinter wurde der Hubschrauber in der Seitenlage, in der er zuletzt geflogen worden war, auseinandergerissen – die drei Insassen waren tot. Um 6.44 Uhr stand die Borduhr still. Das Unglück war erst um 10.21 Uhr durch den Piloten einer Privatmaschine entdeckt worden – 300 Meter vom Fernsehturm auf dem Oschenberg entfernt.

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