Bayreuth Tipps von einer Legende

Der ehemalige Handball-Nationaltrainer Heiner Brand weiß, wie man aus Einzelpersönlichkeiten ein Team formt. Eine Eigenschaft, die auch in der Wirtschaft wichtig ist.

 
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Bayreuth - Heiner Brand ist eine Marke - wegen seiner großen Erfolge als Handballspieler und -trainer, aber auch wegen seines markanten Seehundschnauzers. Andreas Herlitz, Präsident der Wirtschaftsjunioren, die den Gummersbacher jüngst nach Bayreuth geholt hatten, unterstrich das bei seiner Begrüßung mit einer kleinen Anekdote. Eine Unternehmerin habe ihm im Vorfeld gesagt, Heiner Brand kenne doch jeder: "Auch wenn man sich nicht mit Basketball beschäftigt ..."

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Denen, die sich mit Wirtschaft beschäftigen, hat Brand jedenfalls etwas zu sagen. Auch wenn der 66-Jährige ausschließlich über seine Zeit als Nationaltrainer und den Weg bis zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 sprach. Doch Themen wie Teambuilding, Motivation oder Führungsstil spielen natürlich auch in der Welt der rund 150 vor allem jungen Unternehmer und Führungskräfte eine Rolle, die zu Brands Vortrag "Spitzensport als Erfolgsmodell für die Wirtschaft" in die IHK gekommen waren.

Führungsstil: Ein Trainer könne nicht der Kumpel seiner Spieler sein, betonte Brand. Schließlich trage er die Verantwortung und müsse Regeln vorgeben, an die sich jeder halten soll. Trotzdem sei es wichtig, die Spieler in Entscheidungen und Prozesse einzubeziehen, vor allem die Führungsspieler.

Dafür sei es unabdingbar, sich die Zeit zu nehmen, ein von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägtes Verhältnis aufzubauen. Der Wille zur Führung müsse stets erkennbar sein. Ausgezeichnetes Fachwissen reiche aber nicht aus, um ein guter Trainer zu sein. Hinzukommen müsse eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, denn: "Wichtig ist nicht die Info, die man gibt, sondern die, die beim Spieler ankommt."

Mannschaft: Aus Einzelkönnern eine funktionierende Mannschaft zu formen, ist die wichtigste Aufgabe eines Trainers, sagt Brand, und die schwerste. Es gelte, den Stars klarzu- machen, dass sie sich in den Dienst der Mannschaft stellen müssen, ohne ihre individuellen Stärken zu vernachlässigen. Ein schwieriger Charakter sei etwa Christian Zeitz gewesen. "Aber wenn ich den zu sehr in ein Korsett gedrängt hätte, hätte er seine Unberechenbarkeit für den Gegner verloren."

Zugleich sei es wichtig, den Spielern, die nicht zur ersten Besetzung gehören, zu vermitteln, dass sie trotzdem sehr wichtig fürs Team sind. Daraus resultiere auch: "Nicht immer spielen gleichzeitig die besten Spieler, sondern die beste Einheit." Auch eine klare Hierarchie im Team sei wichtig. Regeln müssten akzeptiert und eingehalten werden. Dennoch führe es manchmal eher zum Erfolg, von Prinzipien auch mal abzurücken. Brand nannte für seine Handball-Nationalmannschaft das bei einer Europameisterschaft eingeführte Ritual, immer zu McDonald’s zu gehen, wenn das Halbfinale erreicht wurde.

"Auch bei der WM 2007, obwohl damals das Pressehotel genau gegenüber war und wir genau wussten, was kommt." So könne man aber auch dem Lagerkoller entgegenwirken, der immer drohe, wenn Mannschaftssportler für lange Zeit eng beieinander sind.

Motivation: "Geld ist bei Spitzensportlern wichtig, aber nicht ursächlich für die Motivation", ist Brand sicher. Wichtiger sei die Leidenschaft und der eigene Antrieb, immer wieder an seine Grenzen zu gehen und dafür auch auf viel zu verzichten. Sonst werde zum Beispiel ein Top-Talent nicht an die Spitze kommen. Man dürfe sich dabei durchaus
ein hohes Ziel setzen, für das man dann alles gibt - aber ohne zu vergessen, die kleineren Zwischenziele zu erreichen.

Und wenn das alles nicht hilft? Dafür hatte Brand noch eine Anekdote parat. Zwei Wochen nach dem WM-Gewinn 2007 habe ihn ein Brief aus Süddeutschland erreicht. In dem habe gestanden, dass für die Mannschaft gebetet worden sei, Gott möge doch für die Dauer des Endspiels mal vergessen, dass er alle Menschen gleich lieb hat. Brand: "Vielleicht haben wir ja auch deshalb gewonnen. Wer weiß."