Bayreuth Stadtwerke-Chef steht zu alternativer Energie

Kurz vor der Bundestagswahl häufen sich die Forderungen aus den unterschiedlichen Wahlprogrammen der Parteien – unter anderem zu einer Rückkehr zu Atomstrom. Das wäre, wird der Stadtwerke-Chef zitiert, „blanker Unsinn“.

 
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Markus Rützel, der Geschäftsführer der Bayreuther Stadtwerke. Foto: /red

Die Wahlprogramme der Parteien beschäftigen sich auch mit mehreren Bereichen, die im Beritt der Bayreuther Stadtwerke liegen. In einer Pressemitteilung setzt sich der neue Geschäftsführer der Stadtwerke, Markus Rützel, mit Forderungen aus der Politik auseinander. Eine klare Meinung hat er zum Thema Atomausstieg.

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„So gut ich den Ruf nach der verlässlichen und bezahlbaren Energiequelle während der Energiekrise nachvollziehen kann: Die Kernenergie ist hier nicht die Antwort. Die gesamte deutsche Energiewirtschaft ist sich hier einig. Ein Revival der Kernenergie auf Dauer oder auf Zeit kann es nicht geben.“ So wird Rützel in der Mitteilung des Stadtwerke-Pressesprechers Jan Koch zitiert.

Alle Meiler heruntergefahren

Die deutschen Meiler seien bekanntermaßen alle heruntergefahren, bei vielen habe der Rückbau bereits begonnen. „Ein Kernkraftwerk ist eben nicht wie ein Auto, das man nach 20 Jahren in der Scheune mal eben so wieder zum Laufen bringt. Das betonen übrigens auch die Betreiber der Meiler. Als kurzfristige Unterstützung für unser Energiesystem fällt die Kernenergie damit aus“, wird Rützel weiter zitiert. Mittel- bis langfristig wäre nach seinen Worten „ein Wiedereinstieg in die Kernenergie zumindest technisch gesehen möglich, allerdings komplett unnötig, da wir bereits heute auf diesen Strom gut verzichten können“. Kostenseitig stelle „die Kernenergie keine Alternative dar“.

Extreme Kosten

Der Bau neuer Kraftwerke wäre „mit erheblichen Kosten verbunden“. Das zeige die Erweiterung des Kernkraftwerks im französischen Flamanville, „das nach 17-jähriger Bauzeit und Kosten von rund 24 Milliarden Euro kurz vor Weihnachten 2024 ans Netz ging. Die Stromgestehungskosten sind damit höher als bei den erneuerbaren Energien“. Was übrigens auch nicht außer Acht gelassen werden dürfe: „Die Endlagerfrage ist in Deutschland nach wie vor ungelöst und wird dem Strompreis auch nicht zugerechnet, sondern aus Steuergeldern bezahlt.“ Die Endlager-Frage sei nach wie vor ein Problem. In Deutschland gebe es keine nutzbaren Quellen für Uran und eine zuverlässige Versorgung aus dem Ausland ist nur für 25 bis maximal 166 Jahren gegeben. Und weiter: „Selbst wenn die Gefahren einer nuklearen Katastrophe gering sind, werde ich trotzdem kein Atomkraftwerk in Bayreuth bauen oder unterstützen.“

Verlässlicher Rahmen ist wichtig

Einen „verlässlichen politischen Rahmen“, wie Rützel es formuliert, brauche man auch weiterhin mit Blick auf die Forderung mehrerer Parteien, die Netzentgelte – die Maut für die Nutzung der Stromautobahnen der Netzbetreiber – zu reduzieren. Dazu sagt Rützel der Mitteilung zufolge: Es sei zwar gut, wenn Wirtschaft und Verbraucher bei den Stromkosten entlastet werden. Gerade im Bereich der Energie, der in den vergangenen Jahren im Vergleich zu anderen Lebenshaltungskosten überproportional angestiegen sei. Er warne allerdings davor, „dass die notwendigen Mittel von den Stromnetzbetreibern kommen sollen. Sie sind das Rückgrat der Energiewende und binden streng reguliert landauf, landab jedes Jahr Zehntausende erneuerbare Anlagen in ihre Netze ein. Wenn dies nicht mehr sicher refinanzierbar ist, wäre das ein echter Hemmschuh für die Energiewende.“

Strom made in Oberfranken

Wer darüber hinaus eine Abkehr von der Energiewende und den Abriss von Windkraftanlagen einfordere, gehe den falschen Weg. Rützel: „Strom made in Oberfranken ist nicht mehr wegzudenken. Allein in unserem Netzgebiet haben wir mehr als 3000 Anlagen integriert, die erneuerbare Energie erzeugen.“ Die Windenergie spiele eine wichtige Rolle: „Deutschlandweit stammte im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Würde man alle Windkraftanlagen abschalten, würden in Deutschland rund 140 Terrawattstunden Strom fehlen. Das wären über 26 Prozent des gesamten Stroms, in etwa so viel wie die Kernenergie zu ihren Höchstzeiten in Deutschland je erreicht hat. Windräder niederreißen und Kernkraft aufzubauen ist daher blanker Unsinn.“