Bayreuth Mordfall Daniel W.: Soko Radweg wird aufgelöst

Manfred Scherer
An der Stelle, an der der Mord begangen wurde, erinnert ein Holzkreuz an das Opfer Daniel W. Foto: Archiv/Eric Waha

Fast eineinhalb Jahre nach dem Mord an Daniel W. steht auf dem Aktendeckel des Falls nach wie vor: Ermittlungen gegen UT – Unbekannter Täter. Und: Die Soko Radweg wird zum Jahresende aufgelöst. Dass die brutale Bluttat aber nun zum „Cold Case“ wird, will die Polizei so „noch nicht“ bewerten.

 
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Bayreuth - Polizeisprecher Alexander Czech bestätigt auf Anfrage: Die Aufklärung des spektakulären Verbrechens an dem damals 24-jährigen Computerfachmann Daniel W. werde nur noch im dafür zuständigen Kommissariat K1 der Bayreuther Kripo bearbeitet, von fünf bis sechs Beamten, nachdem ein Großteil der Spuren abgearbeitet sei.

In der Soko Radweg arbeiteten zeitweilig 30 Beamte. Kriminalisten aus ganz Oberfranken kamen in der Dienststelle, die ihre Räume in der Friedrichstraße hatte, zusammen – Computerspezialisten, Spurensicherer, Mordermittler. Der Grund für die überregionale Zusammensetzung: Vorwiegend die Bayreuther Kripo sollte ihren regulären Dienstbetrieb aufrechterhalten können.

Der aus Mittelfranken zur Ausbildung nach Bayreuth gekommene Daniel W. hatte am Mittwoch, 19. August 2020, im Emil-Warburg-Weg Freunde getroffen und war in der Nacht per Fahrrad auf dem Nachhauseweg ins Storchennest. Am Radweg in Oberkonnersreuth traf er auf seinen unbekannten Mörder. Gegen 0.45 Uhr fanden zwei junge Leute den Getöteten. Er wurde erstochen, auf besonders brutale Art und Weise, laut Polizei unter „massiver Gewalteinwirkung“.

Die Soko Radweg wurde kurz nach der Tat eingesetzt. Über 1800 Vernehmungen haben die Beamten und Beamtinnen geführt, unter den vielen Spuren, die abgearbeitet wurden, waren auch über 400 Hinweise aus der Bevölkerung. Überprüft wurden Bekannte des Opfers, Bewohner des Storchennests, Anwohner von Oberkonnersreuth, Menschen, von denen man wusste, dass sie sich vorher am Tatort oder in Tatortnähe aufgehalten hatten. Aber auch – das ist kriminalistische Routine – die „üblichen Verdächtigen“: Also polizeibekannte Straftäter, die Gewaltdelikte verübt hatten und somit in der Verbrecherkartei gespeichert sind. Eine Frage dabei: Wem wäre das Verbrechen an Daniel W. zuzutrauen? Und es werden überregionale Gewaltverbrechen überprüft, in denen Ähnlichkeiten mit dem Fall Daniel W. bestehen – wie etwa in einem Fall in Nürnberg, wo ein Gewalttäter einen Hammer und ein Messer einsetzte. Laut Polizeisprecher Czech wurde dieser Verdächtige für den Bayreuther Fall ausgeschlossen.

Aufgrund der auffällig brutalen Vorgehensweise war bald nach dem Mord der Profiler Alexander Horn von der Operativen Fallanalyse (OFA) beim Landeskriminalamt in München zu den Ermittlungen hinzugezogen worden. Horn kam zu diesem Ergebnis: Es könne sich einerseits um einen Täter handeln, der „mit absolutem Tötungswillen“ handelte, mithin aus reiner Mordlust. Andererseits könne der Täter aber auch psychisch krank sein, sich ständig angegriffen fühlen und deshalb stets ein Messer bei sich haben. Die Tatwaffe ist bislang nicht gefunden, sagte Polizeisprecher Czech weiter. Ein in unmittelbarer Nähe des Tatortes gefundener Hammerkopf gibt nach wie vor Rätsel auf. Und noch immer geht die Polizei davon aus, dass der unbekannte Mörder zumindest ortskundig ist.

Die Soko ging besondere Wege in der Öffentlichkeitsfahndung. Lange stand an der Dr. Konrad-Pöhner-Straße in Tatortnähe ein großes Plakat mit einem Foto von Daniel W. mit der Frage: „Wer hat mich hier ermordet?“ – mitsamt einem Zeugenaufruf und der Telefonnummer der Soko. Zweimal war der Fall in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ – der Durchbruch bei den Ermittlungen blieb aus.

Laut Polizeisprecher Czech werde nun das zuständige Kommissariat 1 bei der Kripo in dem Fall weiterermitteln. Die vielversprechendsten Spuren und Ermittlungsansätze werden wieder und wieder abgeklopft und auch einmal anders gedacht.

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