Im Tagebuch von Lotte Meyer-Viol, Ehefrau des holländischen Kaufmanns Dr. Gottfried Meyer-Viol, liest sich der Zustand des Gutes Grunau äußerst negativ. Doch trotzdem, schreibt sie, „ist es hübsch und kann noch sehr hübsch werden, wenn Gottfried das nötige Geld hergibt“. Meyer-Viol hatte zuvor schon eine Menge Geld investiert. Für 110 000 Mark kaufte der Kaufmann das Anwesen am 12. November 1925 von den Erben des früheren Bayreuther Bürgermeisters Friedrich Carl Dilchert. Rittmeister Julius Krauß war der letzte in der Erbenfolge, der bis zum Verkauf an Meyer-Viol auf dem Gut lebte und 1923 aus alten Steinen den Turm am Eingang errichten ließ. Danach muss ihm das Geld ausgegangen sein. Ihr Vorgänger, schreibt Lotte Meyer-Viol, habe alles Geld für Vergnügen und Putz ausgegeben. Die Frau des Rittmeisters habe ihre Kleider mit schönen Rokokomöbeln bezahlt, die Kupfereinrichtung des Waschhauses sei im Museum gelandet und die alten Sekretäre der Großeltern würden in den Hotelzimmern stehen, die sie bewohnte.

Die Geschichte von Gut Grunau, die die derzeitige Bewohnerin Angelika Rund, Tochter des früheren Besitzers Hans Walter Wild, langjähriger Bayreuther Oberbürgermeister, intensiv erforscht hat, beginnt viele Jahrhunderte früher, im Jahr 1137. Aus diesem Jahr stammt eine Urkunde, in der Grunau zusammen mit Seulbitz erstmals erwähnt wird. Allerdings handelt es sich nicht um das Gut Grunau, dessen Entstehung erst viel später folgen sollte, sondern um landwirtschaftliche Flächen. Besitzer der großen Ländereien am Eichelberg war wohl ein Bauer in Oberkonnersreuth. Viele der Grundstücke waren verpachtet an Kleinbauern, die auf dem Eichelberg in kleinen Häusern wohnten. 1790 verkaufte ein Bauer namens Thomas Friedel rund 40 Tagwerk seines Landbesitzes an den Bayreuther Kammerherrn Freiherrn von Völderndorf. Nach einem ungeklärten Brand im Jahre 1797 verkaufte Völderndorf seinen Besitz in drei Teilen, die wiederum durch Weiterverkauf weiter aufgeteilt wurden. Das von Völderndorf errichtete Gütlein und mehrere Einzelgrundstücke erwarb 1799 der erste Besitzer des heutigen Gutes Grunau, Freiherr Georg Christoph Ludwig von Bülow. Er errichtete um das Jahr 1820 das eigentliche Schlossgut Grunau, typisches Beispiel eines adligen Landsitzes. Die meisten der noch bestehenden Gebäude ließ Bülow bauen: ein lang gestrecktes erdgeschossiges Wohnhaus, dem ein zweisäuliger Eingangsportikus einen schlossartigen Charakter verleiht, mehrere Wirtschaftsgebäude, ein Haus für den Gärtner und verschiedene Barockgärten. Angelika Rund beschreibt in ihrem historischen Abriss über Gut Grunau: „Es handelte sich um einen Zier- und Blumengarten mit geschlängelten Wegen und zwei großen Nutzgärten mit Wasserbassins und streng geometrisch aufgeteilten Beeten.“

Bülow, der seinen Besitz stetig vergrößerte, vererbte diesen an seine Tochter Hedwig, die allerdings aus Geldnot das Gut Grunau im Jahre 1845 versteigern lassen musste.

Nach langer Suche nach einem geeigneten Objekt erwarb 1925 die Familie Meyer-Viol das Anwesen. 1931 starb der Vater der Hausherrin, der bekannte Physiker Emil Warburg, auf Gut Grunau, das mittlerweile rund 61 Hektar Grund umfasste. Die Familie musste 1937 Deutschland verlassen, weil Lotte Meyer-Viol Halbjüdin war. Sie kehrte 1946 zurück und starb zwei Jahre später.

Es sollte 24 Jahre dauern, bis wieder Leben in das Gut einzog. Grunau wurde 1972 durch die Eingemeindung von Oberkonnersreuth Teil der Stadt Bayreuth. Jetzt war der Weg geöffnet für die Erben und die Stadt Bayreuth, über den Verkauf der Ländereien in einer Größenordnung von 55 Hektar zu verhandeln. Die Stadt erwarb 1972 das Gelände, Oberbürgermeister Wild 1973 das Gut, das laut Rund ausschließlich aus dem bebauten Areal bestand. Die Wogen schlugen hoch in Bayreuth. Der Kauf des Landgutes wurde sogar zentrales Thema im Wahlkampf im Jahr 1976, doch Wild wurde wiedergewählt.

Der Zustand der lange leerstehenden Gebäude war miserabel. Einen ganzen Sommer lang hätte die gesamte Familie schwer geschuftet und viel Geld investiert, um das Gut wieder bewohnbar zu machen. Bis heute ist das Erdgeschoss, das OB Wild mit seiner Frau bewohnte, unverändert.

Das weitere Schicksal von Gut Grunau ist im Moment noch ungewiss. Man müsse wieder viel Geld in dringende Sanierungen stecken, sagt Angelika Rund. Sie selbst werde mit ihrer Familie das Gut verlassen, beteuert sie. Möglicherweise folgt ihr ihre Schwester Petra auf dem Gut. Doch noch seien nicht alle Fragen über die Zukunft von Gut Grunau geklärt.