Der schlaue alte Salomo

Sandra Buchwald

BAYREUTH. Eine reizvolle Mischung aus biblischen Versen und festlichen Orgelklängen gab es in der letzten Nacht des Jahres in der Ordenskirche zu hören. Im ständigen Wechsel bereiteten Kantor Michael Lippert an der Orgel und Silvia Guhr mit der Lesung bekannter Sprüche von Königs Salomo ihren Zuhörern ein einzigartiges Silvesterkonzert.

Was viele der neugierigen Gäste im gut gefüllten Kirchenschiff verblüffte: Die Salomonischen Sprüche sind keineswegs zwischen den Seiten des Alten Testamentes eingestaubt. Im Gegenteil – viele der Weisheiten des biblischen Königs sind in den modernen Sprachgebrauch übergegangen.

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Bestes Beispiel dafür sind zwei Klassiker: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ und „Hochmut kommt vor dem Fall“. Und so mancher Zuhörer geriet wohl darüber ins Staunen, wie überraschend aktuell die alten Sprüche auch heute noch zu sein scheinen. Als sei kaum ein Unterschied zwischen den heutigen gesellschaftlichen Problemen und denen zur Zeit des im zehnten Jahrhundert vor Christus lebenden israelitischen Königs. So warnte Salomo schon damals energisch vor schlechter Gesellschaft („Wenn die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht“) und vor Ehebruch. Denn, so verlockend die süßen Lippen der fremden Frau auch seien, „hernach aber ist sie bitter wie Wermut“.

„Geh hin zur Ameise, du Fauler!“ Mit sichtlichem Schmunzeln rezitierte Silvia Guhr Salomos Rat, sich nicht auf die faule Haut zu legen. Die drastische Konsequenz: die Armut werde einen überfallen wie ein Räuber. Für Belustigung in den Reihen sorgte die Tatsache, wie vorausschauend sich Salomo schon vor fast 3.000 Jahren Gedanken über den Zusammenhang zwischen Steuerhöhe und dem Zustand eines Landes gemacht hatte. „Ein König richtet das Land auf durch Recht; wer aber viel Steuern erhebt, richtet es zugrunde“, zitierte Guhr und sorgte damit bei manchem im Publikum für grinsende Zustimmung.