Viele Spekulationen nach der Absage von Wim Wenders Das Ding mit dem „Ring“: Wer soll es machen?

Gert-Dieter Meier

BAYREUTH. Nach der Absage von Wim Wenders für die Ring-Inszenierung auf dem Grünen Hügel im Jahr 2013 gibt es allerhand Spekulationen über einen Ersatz.

 
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Franz würde es ja machen. Man müsste ihn bloß fragen. Nur ein einziges Mal, dann stünde er parat. Immerhin hat er, nachdem der Vertrag mit Wim Wenders nicht zustande kam, Katharina Wagner schon mal ein konspiratives Treffen angeboten, quasi eine Findungskommission für den „Ring“ 2013. Franz wörtlich und öffentlich an die Adresse Katharina Wagners: „Dabei werden wir Lösungen für alle Bayreuther Probleme finden, auch für solche, die Ihnen bisher noch gar nicht bekannt sind.“

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Wer das ist, dieser Franz? Einer, der sich als intimer Wagner-Freund sieht, selbst ernannter Kenner der Bayreuth-Materie. Andere würden ihn wohl eher als Wagner-Verrückten titulieren. Im Kurier-Internetforum auf www.festspiele.de jedenfalls hat Franz längst Kultstatus. Und weil er schon dermaßen viele Kommentare geschrieben hat, firmiert er dort als „Erleuchteter“.

Franz ist nicht der Einzige, der den Leiterinnen der Bayreuther Festspiele nach der Absage Wenders für den „Ring“ 2013 derzeit Hilfe anbietet. Peter Emmerich, Sprecher der Bayreuther Festspiele, berichtet von „zahlreichen selbst ernannten Nothelfern“, die sich bei ihm und an fast jeder erreichbaren Stelle im Hohen Haus auf dem Grünen Hügel melden. Und entweder sich selbst oder andere ins Gespräch bringen wollen. Emmerich findet das rührend. Aber letztlich wenig hilfreich. Wirklich wichtige Namen nämlich waren, zumindest bei ihm selbst, noch nicht darunter.

Dementi von Loy

Und doch machen große Namen die Runde, die als potenzielle Wenders-Nachfolger infrage kommen könnten. Vor allem Christoph Roy, der zuletzt in Frankfurt die „Fledermaus“ inszenierte, wird im rauschenden Blätterwald oft und gerne als Topfavorit gelistet. Kein Wunder: Loy, sicherlich einer der derzeit angesagtesten Regisseure, hat vor nicht allzu langer Zeit einen für Genf geplanten „Ring“ abgesagt. Sein Pressesprecher Christoph Dittmann sagte gestern auf Kurier-Nachfrage: „An diesen Spekulationen ist definitiv nichts dran. Es gab weder eine offizielle noch eine inoffizielle Nachfrage bei Christof Loy.“

Weitere Namen aus der Gerüchteküche: Hans Neuenfels, Florian Henckel zu Donnersmarck (war im Gespräch für den Baden-Badener „Ring“, sagte dann ab), Stefan Herheim. Man könnte auch noch den großartigen Peter Konwitschny oder früher schon mal heiß gehandelte Bayreuth-Kandidaten wie Steven Spielberg oder Quentin Tarantino ins Spiel bringen. Peter Emmerich sagt zu alledem nichts. Weil es nichts zu sagen gibt.

Kein Spielberg, kein Tarantino

Nur mit zwei Gerüchten räumt er, quasi nebenbei, auf: Es habe zu keinem Zeitpunkt einen Kontakt der Festspiele mit Steven Spielberg wegen einer Arbeit in Bayreuth gegeben. Und auch die zeitweise diskutierte Verpflichtung von Quentin Tarantino sei „nichts als ein Gag. Auch hier gab es niemals Kontakte“.

Emmerich betont in diesem Zusammenhang, dass es der Festspielleitung nach dem Wenders-Aus nicht etwa darum gehe, panisch nach irgendwelchen Leuten zu suchen, die 2013 nichts zu tun haben: „Es geht vielmehr darum, jetzt mit großem Ernst und Selbstbewusstsein nach einem geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten.“

Die Enttäuschung, dass Wim Wenders den „Ring“ nicht schmieden will, ebbt unterdessen kaum ab. Der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, Georg Freiherr von Waldenfels, findet es ausgesprochen schade, dass Wenders seine faszinierenden Ideen nicht auf die Bühne bringen kann. Er sei „völlig konsterniert“ gewesen nach der Absage, zumal er wisse, dass die Festspielleiterinnen sich mit großer Emotion ins Zeug gelegt hätten für diese Lösung. Waldenfels geht aber davon aus, dass „die beiden Damen jetzt gleichwohl nicht mit leeren Händen dastehen werden“.

Schwierig, aber nichts aussichtslos

Toni Schmid, Ministerialdirigent im bayerischen Kunstministerium und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Festspiele, sieht die Festspielleitung nun in einer schwierigen, freilich alles andere als aussichtslosen Situation: „Ich drücke den beiden Damen die Daumen für die weitere Suche.“ Mehr sagt Schmid nicht. Weil es sich nicht gezieme, künstlerische Dinge zu kommentieren.

Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl, der auch Geschäftsführer der Richard-Wagner-Stiftung ist, bedauert die Absage von Wim Wenders, den er als Filmemacher sehr schätzt: „Er hätte sicher etwas Tolles in Bayreuth abgeliefert.“ Bange sei ihm deshalb aber nicht um den „Ring“ 2013: „Die Damen haben ja viele Kontakte. Ich bin deshalb überzeugt, dass uns im Wagner-Jubiläumsjahr ein guter ,Ring‘ geboten wird.“

Ob am Ende, sollte sich tatsächlich niemand finden, Katharina Wagner selbst in den „Ring“ steigt? Die Festspielchefin, die 2015 den „Tristan“ auf die Bayreuther Bühne bringen wird, hat entsprechende Gerüchte längst kategorisch dementiert. Und für diese klare Aussage auch schon Lob erhalten. Von Franz, im „Festspiele“-Forum: „Nach den katastrophalen ,Meistersingern‘ und dem Ratten-,Lohengrin‘ kann Bayreuth sich keinen weiteren Reinfall mehr leisten.“ Ach, Franz ...