„Bayreuth blättert“ „Christian und seine Holde, Tristan und Isolde – seufz!“

Was bedeutet Heimat? Mit dem Heimatbegriff setzt sich „Bayreuth blättert“ in diesem Jahr auseinander. Das Lesefest findet am 3. August zum 7. Mal statt. Und es gibt einige Überraschungen.

 
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Das „Bayreuth blättert“-Team (von links) Tino Müller, Thomas Odewald, Fiona Ahlborn und Klaus Wührl-Struller. Foto: Ute Eschenbacher

Heimatliebe, Heimatlosigkeit, Heimatlieder: Es lässt sich an vieles denken bei dem Begriff, den die Macher von „Bayreuth blättert“ in diesem Jahr ins Zentrum des Programmes stellen. „Für viele ist Heimat auch ein sperriges Thema“, sagt Klaus Wührl-Struller. „Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, alleine deshalb, damit es nicht von anderen besetzt wird.“ Ein Seitenhieb auf jene Kreise, die einen übersteigerten Patriotismus pflegen. Darum soll es in Bayreuth keineswegs gehen.

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Meisterin der Sprechblasen

Bei „Bayreuth blättert“ wird Heimat auch als Hommage an Erika Fuchs verstanden. Das ihr gewidmete Museum für Comic und Sprachkunst liegt in Schwarzenbach an der Saale, quasi dem oberfränkischen Entenhausen. Ihre Kunst bestand darin, die englischen Sprechblasen ins Deutsche zu übersetzen. „Krach! Bumm! Peng!“: Auf wenig Raum möglichst viel lautmalerisch auszudrücken, darin lag ihre Meisterschaft. Die Onomatopoesie, die sprachliche Nachahmung von außersprachlichen Schallereignissen, möchte das Literaturfestival ganz besonders würdigen. So werden dieses Jahr Zettel mit leeren Sprechblasen ausliegen. Die Besucher dürfen ihrer Phantasie freien Lauf lassen und sie beschriften, beschreibt Wührl-Struller die Schreibaktion.

Heimat ist... Fußball

Im Vorfeld seien Erstklässler aus Bayreuth und Bewohner des Lebenswerks aufgefordert worden, aufzuschreiben, was für sie Heimat bedeutet. Das könne Fußball, bestimmtes Essen, das lieb gewonnene Haustier oder eine vertraute Landschaft sein, so Wührl-Struller. Die bereits gesammelten Heimatbegriffe werden bei „Bayreuth blättert“ präsentiert.

Im Sinne der Onomatopoesie wird Tino Müller versuchen, „Tristan und Isolde“ in 20 Sätzen zu erzählen. Eine experimentelle Fassung der tragischen Liebesgeschichte wie sie so wohl noch nie zu hören war. „Christian und seine Holde – seufz!“- warten im Innenhof des Historischen Museums auf die Zuhörer. Hier tritt ebenso Jaroslav Rudis auf, deutsch-tschechischer Autor, der aus seinem Werk „Weihnachten in Prag“ Auszüge vorträgt.

Schöne und weniger schöne Erinnerungen

Heimat besitzt viele Facetten, Heimat weckt schöne und negative Assoziationen. Oder wie es im Progammheft heißt: „Egal, ob wir sie lieben oder hassen; egal, ob wir sie satt haben oder vermissen: Von der Heimat kommen wir nicht los.“ Über Heimat diskutieren Ibukun Koussemou, Gert-Dieter Meier, Christian Maurer, Maria Zeußel und Adrian Roßner im „Heimat-Gespräch“. Was ist, wenn die Heimat verloren geht? Wie fühlt sich ein Rückkehrer in die Heimat?

Die Heimat in der Ferne

Über die Nachkriegszeit und die Folgen für die einheimische Bevölkerung forscht Peter Engelbrecht seit vielen Jahren. Unter anderem wertete er Berichte aus dem Archiv der Evangelischen Landeskirche aus. Der ehemalige Zeitungsreporter wird aus seinem Buch „Ende und Neubeginn“ lesen. Im Café Heimathafen lesen Vertreter der Internationalen Gesellschaften Bayreuths. Martin Ellrodt sammelt am Erzählpavillon Geschichten über das Thema Heimat. Ein Klima-Escape-Room veranschaulicht, wie sich Heimat in der Klimakrise verändert. Und wie Heimat schmeckt, dazu lässt sich die Genussregion Oberfranken mit Norbert Heimbeck etwas einfallen.

Feste Bausteine es Lesefests wie das Lesen des Blindenleitsystems, „Häuser erzählen Geschichten“ – diesmal bei Steingraeber, Märchen für Erwachsene und Kinder oder der Science Slam erwarten die Lesefreunde wieder. Im Kulturzentrum Neuneinhalb treten das Damenorchester Cappuccino und Sigi Michel zum traditionellen Blätterkonzert auf.