Betrogen und getäuscht: Eine Hausarbeit plagiiert, die andere gekauft

BAYREUTH. Lässliche Sünde oder Charakterfehler? Ein Bayreuther Bachelor-Absolvent erzählt im Gespräch mit Redakteurin Christina Knorz, wie und warum er sich Hausarbeiten auf illegalem Weg besorgt hat.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

 Foto: red

Frage: Warum haben Sie Ihre Hausarbeit nicht selbst geschrieben?
A*: Weil ich meine Semesterferien lieber mit Praktika verbracht habe und sinnvollen Tätigkeiten, als Zeit für ein Fach zu verwenden, das mich nicht wirklich interessiert.

Nach der Werbung weiterlesen

Frage: Was haben Sie gemacht?A: Ich habe verschiedene Arbeiten miteinander kombiniert, die bereits bestehen.

Frage: Das klingt ziemlich illegal.
A: Ja, ist es auch.

Frage: Wie sind Sie vorgegangen?
A: Es gibt verschiedene Hochschulen, die haben ihre Diplomarbeiten in Archiven und darauf hat man Zugriff, kann sich Passagen kopieren, die vom Sinn her kombinieren und übernehmen. Ich bin in die Hochschulen gegangen, hab’ die Arbeiten rausgesucht, kopiert, kombiniert und daraus eine Arbeit in Anführungszeichen geschrieben.

Frage: Haben Sie dadurch tatsächlich Zeit gewonnen, nicht selbst zu recherchieren?
A: In jedem Fall. Das war ein Aufwand von eineinhalb Tagen, dann war die Arbeit fertig.

Frage: Welche Note haben Sie bekommen?A: 1,7.

Frage: Hatten Sie Gewissensbisse?A: Nö. Das Praktikum war mir wichtiger und ich finde es auch legitim, wenn man eine Sache mit wenig Aufwand betreibt, die einem später nichts bringt, und sich in der Zeit lieber beruflich orientiert und Kontakte knüpft. Das ist für mich wertvoller und praxisnaher, weil ich kein Wissenschaftler bin und auch nicht sein möchte.

Frage: Wie war das mit der anderen Arbeit, die Sie sich im Internet bestellt und gekauft haben?A: Es gibt zahllose Portale im Netz. Es gibt gute und weniger gute, ich fürchte, ich bin an ein weniger gutes geraten. Man gibt sein Thema ein oder ein Stichwort, gibt Worte- und Seitenanzahl an, in welchem Stil es geschrieben sein soll und bis wann man es braucht, dann wird einem ein Schreiber zugeordnet, der mit einem in Kontakt tritt und eventuell noch Fragen klärt. Dann schreibt einem dieser Typ die Arbeit. Ich habe für zehn Seiten 160 Euro gezahlt.

Frage: Warum haben Sie zu diesem Mittel gegriffen?A: Es war zum Studienende. Ich brauchte den Schein und hatte keine Zeit mehr. Deshalb dachte ich: Gönnst du’s dir einmal. Die Dozentin sagte mir im Nachhinein, sie hätte mehr von mir erwartet.

Frage: Was haben Sie sich in diesem Moment gedacht?A: Dass ich’s ja auch nicht selbst geschrieben hab’.

*Name der Redaktion bekannt

Das komplette Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe des Kuriers