Bayreuth Baroque Oper: Keine Frage des Alters

Er liebt die Oper: der 22-jährige Jura-Student Jakob Singer bei der Premiere im Markgräflichen Opernhaus. Foto: Andreas Harbach

Der Altersdurchschnitt unter Opernbesuchern ist hoch. Umso mehr fiel der 22-jährige Jakob Singer bei der Premiere zum Start von Bayreuth Baroque im Markgräflichen Opernhaus auf. Der Jura-Student liebt Musik und Literatur. Kultur gehört für ihn ganz selbstverständlich zum Leben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Er war vermutlich der jüngste Besucher der Premiere am Mittwoch im Markgräflichen Opernhaus: der 22-jährige Jakob Singer wollte sich den Start des Festivals Bayreuth Baroque mit der opulenten Inszenierung von „Alessandro nell’Indie“ nicht entgehen lassen. Der in Bayreuth aufgewachsene Opernliebhaber studiert Jura an der hiesigen Uni, doch seine Leidenschaft gilt auch der Literatur und der Musik.

Groß geworden ist er in einer Familie im Stadtteil St. Georgen, bei der das Klavier im Wohnzimmer einfach dazugehört. So kam er schon früh etwa mit der Musik Mozarts in Kontakt, die er auch selbst spielen kann. „Für den Hausgebrauch“, wie er sagt. Den Zugang zur Oper eröffnete ihm bereits in sehr jungen Jahren Mozarts „Zauberflöte“ nach einer Aufführung in Bad Lauchstädt. Da war der Funke übergesprungen. „Ich wollte mehr darüber wissen“, erinnert sich der 22-Jährige an dieses prägende Ereignis seiner Kindheit. Klar, dass er sich als Bayreuther auch an die Werke Richard Wagners heranwagen würde. Der „Lohengrin“ mit den Ratten, also die Inszenierung von Hans Neuenfels, war die erste Aufführung, die Jakob Singer im Festspielhaus erlebt hat. Begeistert spricht er von der Akustik des Hauses und vom „Quellen der Musik aus dem Orchestergraben“.

Rollstuhlplätze im Festspielhaus

Eine gute Nachricht ist für den jungen Opernfan, dass auf dem Grünen Hügel derzeit sechs Rollstuhlplätze eingerichtet werden und ein Aufzug im Zuschauererbereich eingebaut wird. „Ein Schritt in die richtige Richtung“, wie Jakob Singer sagt. „In dem Moment, wo man einen Rollstuhlplatz hat, ist man selbstständig.“ Ein wichtiges Kriterium, denn der 22-Jährige muss mit einem Handicap leben. Aufgrund einer infantilen Zerebralparese, die er als Frühgeborener erlitt, ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Das erschwert die Teilhabe an Kulturveranstaltungen, macht sie aber nicht unmöglich.

Vernachlässigung des Musikunterrichts

Jakob Singer war nicht der einzige Rollstuhlfahrer bei der Premiere am Mittwoch im Markgräflichen Opernhaus. Doch als Angehöriger seiner Altersklasse fiel er auf. „Die Oper ist ein Stück Kultur, das ich mir nicht aufgrund meines Alters entgehen lassen möchte“, sagt er. Warum wohl so wenige seiner Altersgenossen in die Oper oder in Konzerte mit klassischer Musik gehen? Einen Grund sieht er in der zunehmenden Vernachlässigung des Musikunterrichts an den Schulen und sagt: „Der erste Schritt ist oft der schwierigste. Wenn der getan ist, merkt man, dass man sich vorher etwas nicht gegönnt hat, das wunderschön ist.“

„Don Giovanni“ in Wien

In zwei Wochen wird Jakob Singer nach Wien reisen. Mit dem Zug, ohne Begleitung. Auch das ist möglich, erfordert aber eine exakte Planung. Bei den Salzburger Festspielen hat der junge Opernfan in diesem Sommer Mozarts „Zauberflöte“ gesehen. An der Wiener Staatsoper steht im September „Don Giovanni“ auf dem Spielplan.

Autor

Bilder