„Das ist total besonders für mich“, sagte Silvia Purcar vor Beginn der Premiere. 1976 sei sie das erste Mal in Bayreuth gewesen. Zufällig. Und hochschwanger. Ihr Sohn war mit dabei. Im Bauch der Mutter. „Drei Wochen später wurde er geboren“, sagt die Wienerin.
Am Donnerstag stand Cencic, der inzwischen gefeierte Countertenor, der damals wohl bereits über die Nabelschnur Bayreuther Festspielluft abbekommen hat, auf der Bühne des Markgräflichen Opernhauses.
Da er hier in Doppelfunktion eines regieführenden Sängers tätig war, durfte man nicht mit allzu waghalsigen szenischen Experimenten rechnen. Cencic und seine Bühnenbildnerin Giorgina Germanou ließen das Stück, in dem es um die Erbstreitigkeiten nach dem Tod von Kaiser Ludwig dem Frommen geht, im Kuba der 1920er-Jahre spielen. Die Bühnenbilder erinnerten bisweilen an Lost-Places-Fotografien und sorgten somit für den stimmungsvollen Rahmen, in den eine ziemlich konventionelle Regie gebettet wurde, die aber nicht zuletzt durch diverse Mafia-Zitate von hohem Unterhaltungswert war. Zum szenischen Höhepunkt geriet das Finale, in dem sich das gesamte Personal der dekadenten Gesellschaft mit dem Hüftschwung der 20er-Jahre zur mitreißend gespielten barocken Musik Porporas bewegte. Ein Riesenspaß und eher Revue-artiger Abschluss, in dem Musik und Szene zumindest in rhythmischer Hinsicht erstaunlich gut zusammenpassten.
Die Musik trägt den
Sieg davon
Im ewigen Wettstreit zwischen Wort und Musik trägt in Porporas Oper eindeutig Letztere den Sieg davon. Das gilt für die Komposition wie für die Aufführung. Das alles überstrahlende Element an diesem Abend waren die Sänger, die über weite Strecken barocke Gesangskultur in Vollendung präsentierten. Nicht nur Max Emanuel Cencic, Mit Franco Fagioli, Suzanne Jerosme, Nian Wang, Julia Lezhneva, Bruno de Sá und Petr Nekoranec stand ein Gesangsensemble von höchster Güte auf der Bühne des Markgräflichen Opernhauses. Unter der musikalischen Leitung von George Petrou gelang eine Aufführung, deren musikalische Strahlkraft weit über Bayreuth hinaus reichen dürfte.
Ach ja, eine Parallele zu Richard Wagner gab es dann doch: Inklusive zweier Pausen dauerte der Abend fünf Stunden.