Vor der Gründung seines Ladens hatte Gotthilf Bayerlein ein Geschäftshaus am Bayreuther Markt – in dem sich heute die Geschäftsstelle des Nordbayerischen Kuriers befindet – gekauft. „Weil die Leute früher selbst genäht haben, gab es in dem Laden Stoffe, Tücher, Fäden, Garne und Knöpfe zu kaufen“, erklärt Dr. Klaus Bayerlein, der heute zusammen mit seinem Bruder Dieter und dessen Sohn Axel die Bayerlein- Verwaltungs-Gesellschaft führt. Die genauen Beweggründe von Gotthilf Bayerlein kann Klaus Bayerlein heute nicht mehr nachvollziehen. „Er hatte wohl eine Handelsausbildung, hat hier ein günstiges Haus aus einer Versteigerung heraus erworben und darin sein Geschäft eröffnet.“

Sein Sohn Friedrich Christian Bayerlein, nach dem auch die Firma benannt wurde, begann dann für das „gut gehende Geschäft selbst zu produzieren“ und baute eine eigene Produktion auf. So entstanden eine Zwirnerei in der Saas, eine Bleicherei am Weißen Main in Goldmühl und eine Handweberei in Neudrossenfeld.

Wiederum eine Generation später und unter der Leitung von Eduard Bayerlein wurde 1894 auf dem neuen Industriegelände in der Unteren Au neben der Neuen Baumwoll-Spinnerei Bayreuth AG eine mechanische Spinnerei errichtet. Klaus Bayerlein: „Ursprünglich wurde mit der Hand ein Garn gesponnen. In der mechanischen Spinnerei wurden die Maschinen mit Dampf angetrieben.“ Die mechanische Spinnerei sei eine wichtige Weiterentwicklung gewesen. „Die Produktion war größer und Garne konnten schneller angefertigt werden.“ Außerdem schaffte die Spinnerei viele Arbeitsplätze. Ende der 30er Jahre, erinnert sich Bayerlein, arbeiteten bis zu 1000 Leute im Betrieb.

Von Bomben zerstört

Auf dem „Industriegelände der neuen Zeit“ entstanden die Spinnerei F. C. Bayerlein und Neue Spinnerei Bayreuth fast zur selben Zeit. „Es gab damals sehr viel Textilindustrie und wir waren, wie viele andere in Oberfranken, reine Konkurrenten.“

Der Sohn von Eduard Bayerlein, Adolf, führte die mechanische Spinnerei durch beide Weltkriege und die folgenden Notzeiten. Im April 1945 zerstörten die Bomben auf Bayreuth rund 80 Prozent der Spinnereianlagen. „Am 1. April wurde unser Betrieb von den Bomben getroffen“, sagt Klaus Bayerlein, der sich schon als Kind häufig auf dem Gelände aufhielt.

Danach begann der Wiederaufbau. „Der Portier, ein Versehrter aus dem Ersten Weltkrieg, nahm seinen Schubkarren, schaufelte die Überreste seines Portierhauses hinein und brachte es auf die Müllkippe.“ Die Frauen standen laut Bayerlein auf dem Hof und klopften die Backsteine ab, um mit ihnen den Wiederaufbau der Gebäude zu beginnen. Zuerst wurde der Werkstatteingang wieder aufgebaut. Dort hatten die Schlosser und Schreiner ihre Maschinen. „Es wurde vieles in Eigenarbeit gemacht“, erzählt Bayerlein. „Vormittags war ich in der Schule und nachmittags habe ich auf der Baustelle geholfen.“

Saalweise wurde die Produktion wieder aufgenommen. Aber die Arbeit war eine andere. „Man hatte damals kein Werkzeug und kein Material. Im Winter standen die Arbeiterinnen im Kesselhaus und haben die Maschinenteile entrostet.“

Nach dem Tod von Adolf Bayerlein löste sein Sohn Dr. Fritz Bayerlein die schwierige Situation nach dem Krieg, indem er den Betrieb auf die Verspinnung von synthetischen Fasern auf den klassischen Baumwollmaschinen spezialisierte. Für Klaus und seinen Bruder Dieter Bayerlein war von Anfang an klar, dass sie das Unternehmen ihres Vaters weiterführen werden: „Dieter wurde der Techniker, ich wurde der Kaufmann.“