Die Augsburger Medizinerin und Vorstandsmitglied bei Ärzte gegen Tierversuche, Rosmarie Lautenbacher, kritisierte die Versuche. Gerade in der Corona-Krise zeigten sich die Vorteile alternativer Forschungsmethoden. Dazu gehörten aus menschlichen Zellen gezüchtete Organe wie Miniherzen und Minihirne oder Lungen, die mittels 3D-Druck hergestellt werden könnten. Auch sogenannte Multi-Organ-Chips, auf denen menschliche Zellmodelle der Lunge und anderer Organe, etwa des Immunsystems, zusammengeschaltet sind, seien ideal geeignet, um Infektionsforschung zu betreiben und könnten für die Erforschung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus eingesetzt werden.
"Testungen am Tier sind viel zu langwierig und nur unzuverlässig auf den Menschen übertragbar, um in einer Situation wie dieser mit der rasanten Verbreitung des Virus mitzuhalten", sagte die Ärztin. Die reguläre Entwicklung von Impfstoffen mittels Tierversuchen dauere mindestens zehn Jahre.
In einer Online-Petition fordert der Verein den Verzicht auf ein Tierversuchslabor auf dem neuen Universitätscampus in Augsburg und die Umwidmung der Mittel für tierversuchsfreie Forschungsmethoden.
Der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, sagte, aus ethischen Gesichtspunkten müssten Tierversuche langfristig ganz ersetzt werden. "Solange wir aber noch keine verlässliche Alternative zur Pharmaforschung an Tieren haben, halte ich diese zur Erprobung lebensrettender Medikamente für vertretbar." Ein absolutes No-Go seien für ihn aber Tierversuche zur Erforschung von Kosmetika, die es trotz Verbots immer noch gebe.
Zukunftsweisend wäre es aus Hartmanns Sicht, in Augsburg Alternativmethoden zu Tierversuchen zu entwickeln und damit einen weiteren bayerischen Forschungsleuchtturm zu errichten. Viele andere Länder setzten schon auf tierleidfreie Forschung. Techniken aus Bayern könnten zum Exportschlager werden.