Aus Krankenhaus entlassen Förster rettet verirrtes Kind: Julia geht es gut

Zwischen Sonntag und Dienstag ist es um den Berg Cerchov (Tschechische Republik) zu einer großangelegten Suche nach einem Mädchen aus Deutschland gekommen. Die achtjährige Julia wurde am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen.

 
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Ceska Kubice - Am frühen Dienstagnachmittag kam die erlösende Meldung von Seiten der tschechischen Behörden, dass das vermisste Kind lebend auf tschechischem Hoheitsgebiet, rund 3,5 km (Luftlinie) entfernt vom Gipfel des Cerchov aufgefunden wurde. Die Auffindeörtlichkeit lag in entgegengesetzter Richtung zum Ort des Verschwindens, wie die Polizei berichtet.

Knapp einen Tag blieb das Mädchen zur Behandlung und Untersuchung in einem deutschen Krankenhaus. Bis auf einen leichten Kratzer am Bein war das Kind unverletzt. Sie musste langsam wieder aufgewärmt werden und hat mittlerweile wieder eine normale Körpertemperatur erreicht. Gegen Mittwochmittag konnte sie das Krankenhaus in Begleitung ihrer Familie gesund verlassen.

Nach ersten Befragungen war die Achtjährige immer wieder in Bewegung und hat dabei wohl mehrere Kilometer zu Fuß im Wald zurückgelegt. Der genaue Weg kann nicht mehr nachvollzogen werden. Nachts schlief sie auf einer Wiese in hohem Gras und habe dabei auch Tiere wie Rehe, Füchse und ein Wildschwein gesehen. Sie beschrieb, dass sie sich nachts im Wald fürchtete und deshalb nicht auf sich aufmerksam gemacht hatte. Sie führte weiterhin aus, dass sie nichts gegessen und getrunken hatte. Sie sei auf der Suche nach dem Wanderweg des Aufstiegs gewesen, doch habe sie ihn nicht mehr gefunden. Bei ihrem Auffinden trug sie noch die Kleidung, die sie auch auf den Fahndungsfotos anhatte.

Das Mädchen wurde unmittelbar nach seinem Auffinden sofort in ein deutsches Krankenhaus eingeliefert und traf dort auf ihre Eltern. Die Situation wurde auch von den anwesenden Betreuungskräften der Polizei als sehr emotional beschrieben. Die Familie lässt hiermit ausrichten, dass man „überglücklich sei und sich ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern bedanke“. Man brauche jetzt erstmal Zeit für sich, weshalb explizit um Beachtung der Privatsphäre gebeten wird.

Aufgefunden wurde das Mädchen gegen 13.35 Uhr in einem unwegsamen Waldstück von einem tschechischen Förster, der in die Suche mit eingebunden war. Es war zu diesem Zeitpunkt ansprechbar, äußerlich unverletzt, aber unterkühlt. Das vermisste Kind befand sich völlig erschöpft in einem Gebüsch und machte nicht auf sich aufmerksam. Die Achtjährige wurde dem Rettungsdienst übergeben.

Zwei Tage und zwei Nächte verbrachte die achtjährige Julia aus Deutschland ganz allein im tschechischen Böhmerwald. Das Glück, sie lebend gefunden zu haben, ist für den Förster Martin Semecky noch immer überwältigend: "Das war ein unglaubliches Gefühl, diese Emotionen kann man gar nicht mit Worten beschreiben", sagte der Tscheche am Mittwoch. Dem Mädchen geht es nach Angaben der Polizei mittlerweile wieder gut.

Was nur ein Ausflug sein sollte, wurde zu einem Martyrium: Das Mädchen aus Berlin war am späten Sonntagnachmittag beim Wandern mit ihrer Familie im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet spurlos verschwunden. Semecky und seine Kollegen suchten in Absprache mit der Einsatzleitung ein Waldstück ab, das knapp außerhalb des offiziellen Suchradius lag.

"Auf einmal stand die kleine Julia vor uns, sie saß etwa zehn Meter weit weg im hohen Gras", berichtete der Förster. Als er ihren Namen gesagt habe, habe das Kind nur mit dem Kopf genickt. Er habe gesagt: "Alles ist gut, super!" Dann wickelte er sie in seine grüne Jacke, alarmierte die Einsatzzentrale. Semecky würdigte nun die Ausdauer des Mädchens in der Natur: "Um das zu schaffen, muss sie sehr geschickt gewesen sein."

An der nervenaufreibenden Suche im Gebiet zwischen den Städten Waldmünchen, Furth im Wald und Domazlice (Taus) hatten sich rund 1400 Rettungskräfte aus Bayern und Tschechien beteiligt. Über dem Wald kreisten Hubschrauber mit Wärmebildkameras. Suchhunde nahmen eine Fährte auf - verloren sie aber wieder. Der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, dankte der tschechischen Polizei für ihre Arbeit.

Bei Martin Semecky, der wie ein Held gefeiert wird, überschlagen sich nun die Anfragen der Medien. Nicht nur aus Tschechien, sondern auch aus Deutschland. Dem Mitarbeiter der städtischen Forstverwaltung von Domazlice (Taus), der sein Revier wie kein anderer kennt, scheint das eher unangenehm zu sein. Er müsse jetzt weiterarbeiten, so Semecky am Telefon und verabschiedet sich.

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