Zwei Tage und zwei Nächte verbrachte die achtjährige Julia aus Deutschland ganz allein im tschechischen Böhmerwald. Das Glück, sie lebend gefunden zu haben, ist für den Förster Martin Semecky noch immer überwältigend: "Das war ein unglaubliches Gefühl, diese Emotionen kann man gar nicht mit Worten beschreiben", sagte der Tscheche am Mittwoch. Dem Mädchen geht es nach Angaben der Polizei mittlerweile wieder gut.
Was nur ein Ausflug sein sollte, wurde zu einem Martyrium: Das Mädchen aus Berlin war am späten Sonntagnachmittag beim Wandern mit ihrer Familie im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet spurlos verschwunden. Semecky und seine Kollegen suchten in Absprache mit der Einsatzleitung ein Waldstück ab, das knapp außerhalb des offiziellen Suchradius lag.
"Auf einmal stand die kleine Julia vor uns, sie saß etwa zehn Meter weit weg im hohen Gras", berichtete der Förster. Als er ihren Namen gesagt habe, habe das Kind nur mit dem Kopf genickt. Er habe gesagt: "Alles ist gut, super!" Dann wickelte er sie in seine grüne Jacke, alarmierte die Einsatzzentrale. Semecky würdigte nun die Ausdauer des Mädchens in der Natur: "Um das zu schaffen, muss sie sehr geschickt gewesen sein."
An der nervenaufreibenden Suche im Gebiet zwischen den Städten Waldmünchen, Furth im Wald und Domazlice (Taus) hatten sich rund 1400 Rettungskräfte aus Bayern und Tschechien beteiligt. Über dem Wald kreisten Hubschrauber mit Wärmebildkameras. Suchhunde nahmen eine Fährte auf - verloren sie aber wieder. Der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, dankte der tschechischen Polizei für ihre Arbeit.
Bei Martin Semecky, der wie ein Held gefeiert wird, überschlagen sich nun die Anfragen der Medien. Nicht nur aus Tschechien, sondern auch aus Deutschland. Dem Mitarbeiter der städtischen Forstverwaltung von Domazlice (Taus), der sein Revier wie kein anderer kennt, scheint das eher unangenehm zu sein. Er müsse jetzt weiterarbeiten, so Semecky am Telefon und verabschiedet sich.
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