Baugebiet, Umgehungsstraße oder beides?

Von Andrea Pauly

Schließen sich das mögliche Baugebiet am Breiten Acker und die Planung einer Umgehungsstraße für die B85 durch Heinersreuth aus? Bürgermeisterin Simone Kirschner findet deutliche Worte: Sie will die Chance auf neue Bauplätze nicht für eine Straße auf die lange Bank schieben, von der noch niemand weiß, ob sie jemals gebaut wird.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schon im April befasste sich der Bauausschuss Heinersreuth mit dem möglichen Baugebiet am Breiten Acker am Rande von Heinersreuth. Foto: Archiv / Ronald Wittek Foto: red

"Das Baugebiet engt den Korridor für die Umgehung ein", sagte Ewald Berneth (FWG) in der Sitzung des Bauausschusses. Er befürchtet, dass die Ausweisung von Bauplätzen die Planungen für eine Umgehungsstraße zum Stillstand bringt. "Damit werde ich mich nicht abfinden." Genau diese Sorge ist auch aus der Stellungnahme des Staatlichen Bauamtes zu lesen. Darauf reagiert die Gemeinde mit dem Argument, die Planfeststellung sei noch nicht einmal eingeleitet.

Nach der Werbung weiterlesen

Weitere zehn bis zwanzig Jahre warten?

Bürgermeisterin Simone Kirschner informierte die Ausschuss-Mitglieder über ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des Verkehrsministeriums. Das Ergebnis: "Solange wir den Planungskorridor nicht schneiden und uns nicht mittenrein setzen, gibt es kein Problem." Erst im Planfeststellungsverfahren werde der "Feinschliff" in der Planung gemacht. Zudem würde die Ausweisung von Bauland nicht bedeuten, dass die Umgehung aus dem Bundesverkehrswegeplan herausfliege. Sie warnte davor, das Projekt Bauland am Breiten Acker auf Eis zu legen - denn das könne bedeuten, dass die Gemeinde weitere zehn bis zwanzig Jahre warten müsse, bis eine Entscheidung über den Bau der Umgehung vorliegt. Eine so lange Wartezeit sei bei einer Einstufung als vordringlicher Bedarf aber zu erwarten. Zudem seien sich die Bauinteressenten bewusst, dass dort die Möglichkeit für eine Umgehungsstraße besteht.

Bauwillige sollen in Heinersreuth bleiben

Sie zeigte Verständnis für die Interessenskonflikte, ließ aber keinen Zweifel an ihrer Position: "Wir eiern seit 20 Jahren im Bundesverkehrswegeplan 'rum und da hat sich überhaupt nichts getan." Sie wolle nicht, dass die Entwicklung von Bauplätzen stillstehe. "Freilich: Uns wäre es lieber, wir könnten auf andere Grundstücke zugreifen." Aber sie wolle nicht dabei zusehen, wie Bauwillige nach Bindlach, Neudrossenfeld oder Eckersdorf ausweichen und man ihr später vorwerfe, sie habe nichts vorangebracht. 

100 freie Grundstücke, aber niemand will verkaufen

Verschiedene Kritiker und Bedenkenträger verweisen in ihren Stellungnahmen auf freie Grundstücke im Gemeindegebiet, so etwa die Stadt Bayreuth, die den sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden nicht erfüllt sieht. "Das stimmt, wir haben über 100 freie Grundstücke", sagte Bauamtsleiter Tomasz Lach, "aber keiner will verkaufen."  

Oberflächenwasser unproblematisch

Die Sorge des Bunds Naturschutz, dass Gefahr durch Oberflächenwasser bestehe, wehrte Danilo Heidrich aus dem Bauamt ab: Regenrückhaltebecken und Kanalrohre mit 70 Zentimetern Durchmesser seien genug, um auch große Mengen Wasser abzufangen. Das hätten auch die vergangenen Wochen gezeigt, in denen nach Starkregen die Straße nicht mehr überflutet gewesen sei.

Eine Entscheidung traf der Bau- und Umweltausschuss am Dienstag noch nicht. Die Fraktionen haben nun die Aufgabe, sich mit den Bedenken zu befassen und über die Ausweisung eines Baugebietes zu diskutieren. 

Fehler bei der Planung der Ortsumgehung

Weitere Nachrichten aus dem Gemeinderat:

Spielplatz: Bürgermeisterin Simone Kirschner hat im Bauausschuss angeregt, über eine Schließung des Spielplatzes an der Denzenlohe nachzudenken und stattdessen einen Generationenplatz am Bolzplatz einzurichten. Im Haushalt sind 35.000 Euro für die Instandsetzung von Spielplätzen vorgesehen. An der Denzenlohe müssten Sandkasten und Sitzkarussell ausgetauscht werden.  „Für den größten Ortsteil der Gemeinde ist der Spielplatz nicht gerade in Hingucker oder Aushängeschild“, sagte Kirschner. Zudem sei er nicht stark frequentiert. Aus der Bevölkerung habe sie den Vorschlag erhalten, an alten Sportplatz Spielgeräte aufzustellen. „Da ist unser Kinder- und Jugendzentrum, da würde es sich anbieten und einfügen“, sagte Kirschner. Baurechtliche Hindernisse gebe es nicht, ein Verkauf des Grundstücks aufgrund der zahlreichen unterirdischen Leitungen unwahrscheinlich. Den Parkplatz Denzenlohe könne man nach der Stilllegung in einen Parkplatz für Anwohner und Kirchenbesucher umwidmen. Die Idee soll mit allen Interessierten noch einmal bei einem Ortstermin besprochen werden.

Gewölbekeller: Die Eigentümerin eines Felsenkellers hat beantragt, dass die Gemeinde Heinersreuth stabilisierende Maßnahmen plant und umsetzt und prüft, ob eine Gewichtsbeschränkung für den Durchfahrtsverkehr notwendig ist, um die Sicherheit zu gewährleisten. Außerdem beantragt sie, dass die Gemeinde den Höhenunterschied zwischen dem Eingang zum Felsenkeller und der Straße ausgleicht. Auch die Entfernung von Eisenrohren und die Wiederöffnung von Entlüftungsschächten fordert sie. Bürgermeisterin Simone Kirschner erklärte, dass die Gemeinde erst das von der Eigentümerin in Auftrag gegebene Gutachten abwarten werde und dann die rechtliche Situation prüfen wolle.

Breitbandausbau: Kritik von Bürgern gibt es an den Arbeiten der Telekom für die Verlegung von Breitband-Internet. „Wir sind auch nicht zufrieden“, betonte Danilo Heidrich aus dem Bauamt im Bauausschuss. Die Gemeinde werde alle Schäden bei der Abnahme bemängeln. Vorher könne sie aber nicht eingreifen, weil die ausführende Firma nicht der Vertragspartner ist, sondern die Telekom. Der wiederholte Versuch, dort einen Ansprechpartner zu erreichen, sei bisher erfolglos gewesen, sagte Heidrich: „Er reagiert auf keine Mail und keinen Anruf.“