Bauerntag Hollfeld Der Minister, die Königin – und eine Kampfansage

Zum zweiten Mal ein Bauerntag in Hollfeld: Gut besetzte Halle, gute Stimmung, Blasmusik, eine Kirschkönigin – und Klartext von Bayerns Umweltminister.

 
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Thorsten Glauber, der in der Werkshalle der Landmaschinenfirma Claas, sein Weißbier mit ans Rednerpult in Nachbarschaft der Jugendblaskapelle Hollfeld nahm, ist kein Freund von Manuskripten, widmete sich der freien Rede. Verständnis habe er für Frust in Sachen Bürokratie und immer neue Auflagen. Die Bundesregierung habe wohl Interesse daran, diesen Trend zu forcieren.

Stichwort Ernährung: Früher habe jeder in Bayern das essen können und dürfen, was er wollte – jetzt werde einem ständig auf den Teller geschaut. Glauber: „Das ist unverschämt.“ Beifall in der großen Runde.

„Das war ein Kardinalfehler“

Stichwort Wasser: Das Ministerium werde für Bewässerungsmodelle, für den Wasserhaushalt in der Landwirtschaft sorgen, „wir wollen nicht, dass unsere Früchte woanders angebaut werden“.

Stichwort Rote Gebiete: Die seien nicht in Bayern auf den Tisch gebracht worden, und damit das Problem mit belasteten Brunnen. In Brüssel glaube man, in Deutschland habe man schlechtes Wasser, „wir haben uns selbst angezeigt, das war ein Kardinalfehler“. Die Frage sei angepackt worden, der Umfang der Gebiete seinen bereits jetzt deutlich reduziert worden. Bis neue Umwelt- Landwirtschaftsminister auf Bundesebene, „da wurde alles über den Haufen gewesen mit Blick auf die Stickstofffrage in erster Linie“. Ganz abgesehen davon, dass das Wasser oft zwölf Jahre und mehr brauche, „bis es da unten ankommet“. Das habe mit der Bewirtschaftung der Flächen „oben“ nichts zu tun.

Trinkwasserschutz ein Muss

Unabhängig davon gelte es natürlich das Trinkwasser zu schützen, also auch das Grundwasser – „das wollen wir doch alle, wir müssen da im Schulterschluss arbeiten“. Man brauche die Landwirte bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, auch beim Biogas, für die Erzeugung regionaler Lebensmittel. Ohne Wenn und Aber. Und, ja, da gehöre auch die Windkraft dazu, da müsse auch der Süden Bayerns seinen Beitrag leisten.

Und auch Holz zähle als Energiequelle dazu, Stichwort Hackschnitzel: „Das darf man nicht verteufeln, das ist ein Irrweg.“ Aber auch das betonte Glauber mit Blick auf extrem nachlassende Niederschläge: „Das hat mit dem Klimawandel zu tun, den haben wir.“

Stichwort Fischotter: Wenn an einem Fischteich in der Oberpfalz vier oder fünf dieser Tiere sitzen, „dann gibt es da bald keinen Fischbestand mehr“. Tierschutz sei das eine, „aber auch unsere Kulturlandschaft muss geschützt werden“.

Auch ein wenig Populismus

Und am Ende noch eine Breitseite gegen das Bürgergeld, einer Art „zweiter Lohn“, die Faulheit, nicht Leistung belohne. Und ein kurzer Ausflug in den Populismus im Rückblick auf das Silvestergeschehen in Berlin: Wer auch Feuerwehrleute und Krankenschwestern schieße, habe keine schwierige soziale Biografie, sondern verhalte sich schlicht asozial.

Was der Bauernverband will

Karl Lappe, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), würdigte, garniert mit Applaus, den Einsatz des lokalen Organisators Christian Hannig, BBV-Vorstandsmitglied. Er hoffte auf ein Gehör in München für die Belange der Landwirte, die aktuell mit dem Thema Biotopkartierung einiges zu bewältigen hätten. Auch das Wasserrecht spiele eine große Rolle, auch Biogasbetreiber müssten sich damit auseinandersetzen – „muss man wirklich jede Hofstelle mit als 1000 Quadratmetern einem langjährigen Verfahren unterziehen?“ Zumindest beim Bestand sollte man da Kulanz walten lassen.

Und nicht zuletzt beim Thema Pflügen habe sich „die Bürokratie ein wenig verselbstständigt“. Und er erklärte auch, warum er das Volksbegehren zur Artenvielfalt nicht unterstützt und nicht unterschrieben habe. Weil damit jenen schade, die die Kulturlandschaft in Bayern pflegt, zum Beispiel mit Streuobstwiesen – „ihnen hat man damit ihr Eigentum weggenommen“.

Landrat: „Habe die Schnauze voll“

Landrat Florian Wiedemann attestierte Hollfeld angesichts von Investitionen wie beim Claas-Standort eine gute Zukunft, „ihr dürft selbstbewusst sein“. Dass jetzt die Grenze von 200.000 Hektar an landwirtschaftlicher Fläche unterschritten wurde, erschrecke ihn. Der Ukraine-Krieg zeige, was es bedeute, abhängig zu sein. Wie Glauber kritisierte er massiv die Regulierungswut, „auch ich habe da die Schnauze voll davon, will in einem Land leben, in dem man sich entfalten kann“.

In seiner Schulzeit sei von Milchseen und Butterbergen die Rede gewesen, „Versorgungsengpässe waren damals kein Thema“. Es könne nicht sein, dass wir Lebensmittel in bester Qualität liefern könnten, es aber nicht tun, sondern es aus China und anderen Ländern einführen.

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