Basketball-EM in Deutschland Mit dem Heimvorteil zur Medaille?

Joachim Klumpp

Mit den Fans im Rücken könnte das deutsche Basketballteam bei der Heim-Europameisterschaft am Ende eine Topposition erreichen.

 
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Auf die deutsche Mannschaft könnte wegen des verpassten Gruppensiegs im EM-Viertelfinale ein größeres Kaliber als Griechenland warten. Foto: imago//Anke Waelischmiller

Am Ende war Happy Hour angesagt. Zum letzten Gruppenspiel der Basketball-EM am Mittwoch in Köln hatten die Veranstalter ein kleines Dankeschön parat. Für bestimmte Sektionen gab es zwei Karten zum Preis von einer. Eine nette Geste für eine gelungene Vorrunde, zu der mit 236 521 Zuschauern ein neuer Rekord für die erste Turnierphase aufgestellt wurde. Aber leider gab es für den deutschen 106:71-Kantersieg gegen Schlusslicht Ungarn auch nur zwei Punkte, so dass es am Ende eben auch „nur“ zum zweiten Platz reichte.

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Sengfelder: „Davon werde ich noch meinen Kindern und Enkeln erzählen“

„Das hätte vorher jeder unterschrieben“, sagt Nationalspieler Niels Giffey. So aber war schon vor dem finalen Auftritt etwas die Luft raus, weil sich zuvor die Slowenen den Gruppensieg gesichert hatten. Doch auch das bessere Freundschaftsspiel brachte ein paar Erkenntnisse, nicht nur dass Johannes Thiemann für seinen erzielten 100. Punkt traditionell eine Runde Donuts ausgeben muss.

Sondern dass der Kader noch tiefer besetzt ist als vielleicht geahnt. Der einstige Ludwigsburger Thiemann sagt: „Nicht nur bis zum zehnten, sondern bis zum zwölften Mann.“ Denn am Mittwochabend kamen Justus Hollatz und vor allem Christian Sengfelder zu ihren ersten Spielminuten, und Letzterer avancierte auf Anhieb mit 22 Punkten zum Topscorer. Was laut Thiemann eben diesen Teamgeist demonstriert, „bei dem jeder jedem den Erfolg gönnt“. Und der Center Sengfelder schüttelte nur verwundert den Kopf über die Feststellung, dass das bisherige Turnier für ihn doch eher enttäuschend gewesen sein muss. Hallo! Ich bin bei einer Heim-EM dabei – vor nahezu 20 000 Fans, „davon werde ich noch meinen Kindern und Enkeln erzählen“. Reicht das als Beweis für die Stimmung im Kader, die ein Erfolgsgeheimnis bleiben soll?

Das Ziel bleibt eine Medaille

Jetzt geht es weiter nach Berlin, das prinzipiell mehr Basketballtradition besitzt als Köln. Doch Spielmacher Maodo Lo sagte mit einem Anflug von Bedauern: „Es war toll, ich habe gerne hier gezockt.“ Lediglich einmal hatte sich das deutsche Team verzockt – gegen die Slowenen, wobei Kapitän Dennis Schröder hinterher einräumte: „Wir haben so eine Niederlage mal gebraucht.“ Wer weiß, wofür sie gut ist. Vielleicht, um die Sinne nochmals zu schärfen für das Achtelfinale gegen Montenegro (Samstag, 18 Uhr), in dem die deutsche Mannschaft klarer Favorit ist. Dennoch: Es kommt auf die richtige Einstellung an. Und die Physis. „Da werden sicher ein paar Brocken dabei sein“, vermutet Thiemann. Und bei den Deutschen sicher wieder Schröder und Daniel Theis, die gegen Ungarn geschont wurden, nachdem sie in der Vorbereitung angeschlagen waren. Schwieriger scheint die Situation bei Nick Weiler-Babb, der wegen einer Schulterverletzung pausierte – und das möglicherweise länger.

Aber das Turnier soll ja noch eine Weile gehen für die Deutschen. „Wenn wir so weitermachen, haben wir eine Chance, noch einige Spiele zu gewinnen“, sagt Center Jonas Wolfahrth-Bottermann. Das Ziel bleibt – eine Medaille. Auch wenn durch den verpassten Gruppensieg im Viertelfinale ein größeres Kaliber als die Griechen (um Doncic-Rivale Giannis Antetokounmpo als MVP) warten könnte.

Doch es bleibt ja noch der Heimvorteil. Erst recht für die Berliner Fraktion mit Lo oder Thiemann („Berlin ist meine zweite Heimat geworden“), aber auch Franz Wagner und Niels Giffey, die schon das Alba-Trikot getragen haben. Die Vorfreude ist groß. Es ist eine Rückkehr nach Hause. „Zu Freunden und Bekannten. Ich werde jetzt meine Hausaufgaben machen“, sagt Niels Giffey. Das heißt vor allem, die Kartenanfragen zu regeln. Das könnte schwieriger werden, als den Gegner in den Griff zu bekommen. 14 500 Besucher fasst die Mercedes-Benz-Arena in der Hauptstadt.

Zwei zum Preis von einer ist nicht mehr drin – eine Happy Hour sportlich aber hoffentlich schon.