Das schlechte Gefühl in der Bauchgegend
„Stutzig“ geworden seien die Prüfer erst 2018, sagt ein Beteiligter. Und zwar aufgrund einer Anzeige eines Mitarbeiters, dessen „ganzes Leben die Geschichte verändert“ habe. Ihm waren L.s Unregelmäßigkeiten bei der Kassenführung aufgefallen. Und so standen im Sommer 2018 zum ersten Mal unangekündigt die Wirtschaftsprüfer vor der Tür. In Emtmannsberg erzählt man sich, dass einer der Prüfer L. allein vor dem offenen Tresor erwischt habe, wo zwei Bank-Mitarbeiter gleichzeitig sein müssten. Aber die Kasse stimmte. Doch das „schlechte Gefühl in der Bauchgegend“ verließ die Prüfer nicht. Und so wurde die Fahrt zur Bundesbank an jenem 28. Januar L.s letzte zum Abheben. An dem Tag waren auch die Prüfer wieder da.
Nötige Unterschriften werden gefälscht
Jede Bank hat bei der Bundesbank ein Konto, auf dem viel Geld ein- und ausgeht, auch in bar. Deshalb schöpfte der Bundesbank-Mitarbeiter keinen Verdacht, als L. die Million ins Auto trug und sie 92 Kilometer nach Emtmannsberg fuhr. „Ein normaler Vorgang“, sagt ein Sprecher der Bundesbank, auch wenn er eher eine Werttransportfirma erwartet hätte als nur den Vorstand einer Bank. Das Problem war: Keiner in der Bank wusste davon. Und L. war oft in Nürnberg und kam mit großen Summen wieder. Er brauchte außer seiner eine weitere Unterschrift. Die hat er gefälscht, das hat er zugegeben, bestätigt ein am Verfahren Beteiligter.
Konten werden am Jahresende "glattgezogen"
L. brauchte das Bargeld für sein Schneeballsystem: Er fälschte Überweisungen, machte Luft-Buchungen, wo nur der Betrag auf dem Formular stand. Etwa für eine Immobilie in bester Lage in Bayreuth. Oder er betrog bei Versicherungen, hob sie nach der Auszahlung heimlich vom Bundesbankkonto in bar ab. Und er soll hohe Summen verzockt haben. Irgendwann hätten die Prüfer gemerkt, dass Geld fehlt. Also zahlte er es teils in bar ein und holte dafür die Scheine aus Nürnberg. So waren immer am Jahresende die Konten „glattgezogen“, wie Insider sagen. Hat er immer die zweite dafür nötige Unterschrift gefälscht? Ein am Verfahren Beteiligter vermutet „Gefälligkeits“-Unterschriften.
Prüfer erwischt L. alleine vor dem Tresor
Am längsten hat L. sich aber am Geldautomaten bedient, was die Staatsanwaltschaft bestätigt hat. Mit den Scheinen aus Nürnberg füllte er den Automaten, machte ihn aber nicht voll. Den Rest, die großen Scheine, behielt er für sein Schneeballsystem. Deshalb spuckte der Automat in Emtmannsberg auffällig oft nur kleine Scheine aus. Erwischt wurde L. nicht, denn den Automaten füllte er meist alleine. Am Computer gab er einfach falsche Summen ein. Das bestätigen am Verfahren Beteiligte. L. selbst nannte den Namen eines Bayreuther Geschäftsmannes, der ihm dabei geholfen haben soll. Fest steht, dass L. sich über sechs von ihm installierte Kameras immer sicher sein konnte, wer gerade in und vor der Bank war. So agierte er sicher.
Nicht nachgereichte Dokumente bringen L. zu Fall
Gestolpert ist L. über einen Fehler, den man öfter bemängelt hatte: Ungereimtheiten bei Versicherungsanlagen. Nach Informationen des Kuriers sollte er Dokumente nachreichen, was er wiederholt nicht tat. Und so standen im Juni wieder die Wirtschaftsprüfer vor der Tür, als ob sie auf diesen Fehler gewartet hätten, um diesmal genauer hinzuschauen. Aber L. war abgetaucht, sein Facebook-Profil abgeschaltet, er baute einen Unfall und war kurz darauf in U-Haft. Brigitte Wehrfritz hat inzwischen ihr Buch fertig. Stefan L. widmet sie ein ganzes Kapitel.