Bahnausbau im Pegnitztal DB stellt Varianten für Elektrifizierung vor

red
Ein Knackpunkt der Elektrifizierung im Pegnitztal: die engen Tunnels. Foto: Peter Gisder/Archiv Quelle: Unbekannt

NÜRNBERG/BAYREUTH/PEGNITZ. Die Elektrifizierung der 140 Kilometer langen Bahnstrecke von Nürnberg durch das Pegnitztal bis zur Grenze nach Tschechien rückt ein gutes Stück näher: Die vom Bund beauftragte DB Netz stellte am Montag erste Ergebnisse der Planungen vor.

 
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Wie die Bahn in einer Pressemitteilung schreibt, zeigen sie, welche Aus- und Umbauten notwendig werden und wie die Bahn mit den über 100 Brücken und zehn Tunneln auf der Strecke verfahren will. Als Alternativen bieten sich dabei auch neue Bauwerke an. Versorgt wird die Strecke durch eine Bahnstromleitung, die von Ottensoos bis Schnabelwaid gebaut werden soll.

Bei der Vorstellung der Pläne im Rathaus in Lauf verwies der DB-Konzernbevollmächtigte für Bayern, Klaus-Dieter Josel am Montag auf das große Bahn-Investitionsprogramm „Starke Schiene“ und fügte hinzu: „Wir haben bei einem der großen bayerischen Verkehrsprojekte in diesem Jahrzehnt nun en Etappenziel erreicht. In den kommenden Wochen werden wir den Bürgern entlang der Strecke unsere Planungen vorstellen.“

Die Pläne für die Elektrifizierung finden sowohl in der Region als auch in der bayerischen Verkehrspolitik große Zustimmung. Bayerns Verkehrsstaatssekretär Klaus Holetschek sagte: „Ich freue mich, dass mit dem Elektrifizierungsprojekt an der Franken-Sachsen-Magistrale nicht nur der Bahnverkehr in der Region deutlich verbessert, sondern auch Bayern wieder stärker mit unseren Nachbarn in Tschechien und Sachsen verbunden wird. Und nur wenn wir es schaffen, Fahrgäste und Güter emissionsfrei auf der Schiene zu transportieren, erreichen wir die ambitionierten Klimaziele. Ein transparenter Planungsprozess ist mir dabei sowohl für den Ausbau entlang der Strecke als auch für die Bahnstromzuführung sehr wichtig. Ich freue mich, dass die DB daher in Kürze in einen intensiven Dialog mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern treten wird.“

Die Deutsche Bahn betonte, dass die nun gefundenen Aus- bzw. Neubauvarianten für Tunnel ergebnisoffen geprüft werden. Der Landrat des Landkreises Nürnberg Land, Armin Kroder, befürwortet den Ausbau grundsätzlich: "Für das Nürnberger Land ist es wichtig, dass Bewegung in die Elektrifizierung und den Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale kommt. Sie ist eine unverzichtbare und zukunftsträchtige Schienenverbindung für die gesamte Region und Teil des transeuropäischen Kernnetzes.“

Im oberen Pegnitztal befinden sich auf nur acht Kilometern Strecke sieben Tunnel und 14 denkmalgeschützte Brücken aus dem Jahr 1877 in enger Abfolge. Die niedrigen Tunnel behindern den Einbau einer Oberleitung.

5,5 Kilometer langer Tunnel als Alternative

In die bestehenden Tunnel passt ein moderner elektrischer Zug mit Stromabnehmer nicht hinein. Es läuft auf einen sehr aufwändigen Ausbau hinaus, der in einer Variante auch den Bahnverkehr während einer mehrjährigen Bauzeit immer wieder beeinträchtigen wird. Eine Vergrößerung der Tunnel ließe sich nur durchführen, wenn der Zugverkehr während der Bauphase auf ein Gleis reduziert wird. Bei dieser Aufweitung wird der Tunnel nach oben und zu den Seiten vergrößert.

Als Alternative hat die Bahn einen etwa 5,5 Kilometer langen Neubautunnel zwischen Vorra und Neuhaus untersucht. Die Folge wäre, dass der Zugverkehr in diesem Abschnitt künftig nicht mehr im Tal verlaufen würde.

Im weiteren Verlauf der Strecke durch das Fichtelgebirge weisen die DB-Pläne für drei weitere Tunnel ebenfalls Ersatzbauwerke auf, allerdings unmittelbar neben den bisherigen Tunneln und damit ohne wesentliche Abweichung vom Streckenverlauf.

Die Bahn will bis Ende des Jahres ihre Vorplanungen zum Streckenausbau abschließen. Die Ergebnisse werden dann aufbereitet und dem Bundesverkehrsministerium übergeben. Als Auftraggeber der Projekte entscheidet es über den weiteren Fortgang des Bahnausbaus.

Neben der Strecke Nürnberg–Marktredwitz–Schirnding ist die DB auch beauftragt, die Strecke Hof–Regensburg, den sogenannten Ostkorridor, zu elektrifizieren. Für beide Projekte muss der Bahnstrom herangeführt werden. Bisher endet die Bahnstromleitung in Ottensoos. Von dort plant die Bahn auch eine neue Zufuhr in Richtung Schwandorf.

Der Strom muss zum Zug kommen

Mit dem elektrischen Bahnverkehr leistet die Deutsche Bahn einen Beitrag zum Klimaschutz. Bis zum Jahr 2038 wird der gesamte DB-Bahnstrom zu 100 Prozent grün sein. Gleichzeitig sollen immer weniger Züge mit Diesel unterwegs sein. Die 110 kV-Bahnstromleitungen sind wesentlich kleiner als die großen Überlandleitungen. Die Planungen sind so weit fortgeschritten, dass sie gemeinsam mit der Region verfeinert werden und Ende des Jahres in ein Raumordnungsverfahren gehen können.

Das deutsche Bahnstromnetz umfasst eine Länge von 8000 Kilometern. In der Regel kann die Bahn bei einer Elektrifizierung an vorhandene Bahnstromleitungen anknüpfen. Nur in wenigen Regionen, wie im Pegnitztal, in der Oberpfalz und in Teilen Oberfrankens gibt es noch gar keine Verbindung zum Bahnstromnetz. Das erfordert neue Leitungen.