Bärenleite-Projekt Trail-Bau in Bayreuth: Das blaue Pony bekommt mehr Kurven

Es ist ein einzigartiges Projekt in Bayreuth: An der Bärenleite am Saaser Berg sind vor zwei Jahren drei Trails entstanden, die junge Mountainbiker begeistern. Alles ehrenamtlich gebaut. Gerade wächst eine der Strecken. Mit viel Handarbeit. Und Spaß.

 
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Stolz. Dreck. Und Schweiß. Das sind die drei Elemente des Glücks am Samstag an der Bärenleite am Saaser Berg. Wohin man schaut, man schaut in glückliche Gesichter. Obwohl keiner auch nur einen Meter mit dem Mountainbike gefahren ist. Die hochwertige Ware aus Carbon und leichtesten Metallen lehnt eher lässig an den Bäumen. Das Werkzeug der Wahl ist an diesem Tag: Schaufel, Eimer, Schubkarre, Spaten. Denn der harte Kern der Jugendliche, die hier im Sommer ihren Spaß auf den Bärenleite-Trails haben, bauen gerade eine der drei Trails, den sie Blue Pony getauft haben, aus – zusammen mit den Jungs der MaliCrew, zu denen Jacob Baumgartner, Dominik Höreth und Stefan Haasmann gehören.

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Ein Pilotprojekt

Denn die Bärenleite-Trails, die ein Pilotprojekt sind, das innerhalb von einem Jahr mit viel Muskelkraft und niederschwelliger Zusammenarbeit der Jugendlichen um Philipp Pleschko, Stadtjugendamt, Stadtförsterei, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Malicrew geschaffen wurde, ist ein Projekt, „das nie fertig wird“, wie Jacob Baumgartner am Samstag im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Eine solche Aussage führt normalerweise zu leichter Resignation: nie fertig. Aber bei Baumgartner und René Pleschko, dem Vater von Philipp, ist von Resignation nichts zu spüren. Im Gegenteil: Das Projekt, das sie gerade weiter vorantreiben, ist gerade durch den steten Wandel, die Möglichkeit zum Aus- und Weiterbau so spannend. Weil nie fertig werden auch bedeutet: Es wird nie langweilig werden. Weder beim Bau, noch beim eigentlichen Sinn der Trails – beim Spaß haben auf dem Rad.

Neue Anlieger kommen dazu

Am Samstag ist wieder Bau-Tag: Pleschko und Baumgartner klemmen sich Stützbalken unter den Arm, schnappen sich Akkusäge und einen Bodenbohrer und machen sich auf den Weg nach oben, wo Dominik Höreth schon mit einer Hand voll Jungs den Schweiß fließen lässt. Sie bauen einen Anlieger – eine der Steilkurven – über die die Mountainbiker den Berg nach unten mäandern können. Aber in ziemlich ordentlicher Geschwindigkeit. „Wir haben es mal durchgerechnet. Für so einen Anlieger braucht man mindestens 25 Schubkarrenladungen mit Erde. Vier Leute sind locker drei Stunden lang rüber, bis das gebaut ist“, sagt Baumgartner. Plus Material, das vorher an den Ort gebracht werden muss. Gebaut werden kann nur im Frühjahr und Herbst. Sonst ist der Boden zu hart.

Baustoff aus dem direkten Umfeld

Meist Baustoff aus dem direkten Umfeld: Holz, das der Stadtförster Dirk Muschik zur Verfügung stellt, „mit dem wir ein super Verhältnis haben, er unterstützt uns, wo es geht“, sagen Baumgärtner und Pleschko. So könne Holz eine Verwendung finden, das holzwirtschaftlich anderweitig kaum verwertbar wäre. Oben am Berg wird am Samstag im Start-Bereich ebenfalls gearbeitet: Hier soll eine kleine Sitzgruppe hin, „damit es oben ein bisschen gemütlicher wird“, wie Baumgartner sagt.

Gute Stimmung unter allen, die hier helfen

„Ja, die Arbeit geht halt ziemlich langsam vorwärts – die Jungs müsste man mal ein bisschen antreiben“, sagt Julian mit einem breiten Grinsen, der sich für einen Moment zum Gespräch dazugesellt. Er ist einer von zehn bis 15 Jugendlichen an dem Tag – ein Kommen und Gehen – die gerade beim Aushub schuften. „Da darf ein Spruch natürlich nie fehlen“, sagt Baumgartner. „Wobei man echt sagen muss: In all der Zeit hab’ ich noch nie ein böses Wort hier gehört“, fügt Pleschko an.

Klare Abmachungen

Was das Projekt besonders macht: Es gibt klare Abmachungen, an die sich alle halten. Und zu denen gehört, dass nur mit natürlichem Material gebaut wird, dass reversibel ist, was entsteht. Und „dass wir keine Aufbauten machen, die höher als einen halben Meter sind“, wie Baumgartner sagt. Wegen der Gefahr. Wer „das Gerumpel wie am Ochsenkopf will“, wer den noch größeren Kick sucht, der solle dorthin gehen. Wobei die Strecken wie Skipisten eingeteilt sind: Blue Pony eben blau und leichter, Enduro rot und schon kerniger und die Bobbahn schwarz und doch eher für die Spezialisten gedacht ist.

Rund 300 Meter Länge einer Strecke

Die Blue Pony, die gerade zwei neue Anleger bekommt, was auch die Streckenlänge von 300 Metern noch einmal etwas verlängert, „ist für Einsteiger, die noch keine großen Skills haben, wunderbar machbar“, sagt Baumgartner. Anfänger rollen durch, „Profis wie Philipp nehmen halt die Sprünge mit“. Die vierte Strecke, die eher halb offiziell und noch im Bau ist – „Borderline, an der Grenze des Gebiets, das wir nutzen können“, wie Baumgartner sagt – „ist auch eine schwarze Piste, auf jeden Fall“, sagt Philipp Pleschko, der mit den ersten zwei Stunden Training in den Beinen ebenfalls kurz vorbeischaut. „Nachmittags arbeite ich dann auch noch mit, klar“, sagt er.

Baukurse mit Trail-Legende

Zwei Trailbau-Kurse haben sie hier schon angeboten mit der Trailbau-Legende Rob Rieger von den Heumödern-Trails in Treuchtlingen, zu denen auch Teilnehmer aus Kulmbach oder Fürth kommen, um Wissen zu sammeln. Den Bau und die Kurse oder Material, das sie zum Bauen brauchen, finanzieren die Bärenleite-Sportler über Spenden: „4000 Euro haben wir vor zwei Jahren sammeln können, ein großes Budget haben wir leider nicht. Auch bei der Stadt ist der Topf aktuell leider leer“, sagt Baumgartner.

Zur Belohnung gibt’s Pizza

Aber es geht weiter, immer weiter: Neue Kurven, neue Strecken-Ideen, neue Erfahrungen im Umgang mit Sport und Natur, die sie hier sammeln können, ohne dafür weit fahren zu müssen. Das im September 2021 eröffnete Projekt hat sich inzwischen in der Szene weit über Bayreuth hinaus herumgesprochen – als cooler Ort, den man mal mit dem Mountainbike erlebt haben muss. Und: Natürlich gibt es für alle, die beim Bauen mithelfen, am Samstag zwischendrin eine Stärkung. Kuchen. Pizza in der Mittagspause. Ehrenamtlich auf den Tisch gebracht, klar.