Friedrich Fuchs richtete deshalb mit seiner umfangreichen Sammlung im Dachboden seines Wohnhauses sein eigenes, privates Museum ein. Als er im April diesen Jahres unerwartet verstarb, suchten seine Erben einen guten Platz für die Dinge, die ihrem Onkel ans Herz gewachsen waren. Sie wandten sich hilfesuchend an den bayerischen Landesinnungsverband, der ihnen empfahl, zum Bayerische Bäckereimuseum in Kulmbach Kontakt aufzunehmen.
Bernhard Sauermann hat die Idee, einzelne Exponate in bestehende Inszenierungen einzubauen, um diese „noch zu veredeln“. Und für andere sogar neue Präsentationsflächen zu schaffen, um vorhandene Aspekte vertiefen zu können.
Besonders angetan haben es ihm die alten Mehlsäcke: „Alte Säcke mit ihren vielen verschiedenen Aufdrucken erzählen spannende Geschichten – sie passen gut als Ergänzung in unsere Abteilung Mühlenwesen“, betont er.
Die Säcke seien gestempelt mit dem Familien- oder Hausnamen des Bauern, der sein Getreide zum Mahlen brachte, dem Ortsnamen, Jahreszahlen und Nummern sowie mitunter auch mit christlichen Ornamenten. „Jeder Sack ist ein Unikat und seinem Besitzer zurechenbar – Verwechslung ausgeschlossen“, erklärt Sauermann.
Der Museumsleiter weiß weiter, dass die ältesten Jahreszahlen auf dieser Art von Säcken aus den frühen 1850er Jahren stammen: „Erst von da an wurden die Bauern frei – und sie konnten ihr eigenes Getreide zum Müller hin- und das Mehl wieder nach Hause bringen.“
Müller hatten in früheren Zeiten keinen guten Ruf. Man unterstellte ihnen gerne, dass sie Mahlgut unterschlugen, um ihren Profit zu steigern. Das sollten die beschrifteten Säcke und ein wachsames Auge des Bauern verhindern.
„Die alten Mehlsäcke sind heute nutzlos geworden, obwohl sie ganz lebendige Zeugen einer Tradition sind, die keine Wegwerfprodukte kannte. Zum Glück gibt es aufmerksame Zeitgenossen wie Friedrich Fuchs, die solche Zeugen der Vergangenheit wertschätzen.“
Sein Beruf war sein Leben
Geboren 1957 in Wassertrüdingen machte Friedrich Fuchs nach der Hauptschule seine Lehre zum Bäcker bei der Firma Doberer und bildete sich beim „Kaffee Bayer“ in Dinkelsbühl weiter zum Konditor – anschließend besuchte er die Meisterschule in Stuttgart.
Seine Nichte Heidi bringt sein Lebenskonzept auf den Punkt: „Sein Beruf war sein Leben!“ Sie erzählt davon, das er ein sehr kreativer und interessierter Mensch gewesen war, der gerne auch über den Tellerrand seines engeren Berufsstandes hinausschaute. Er nahm an Koch- und Backwettbewerben sowie Ausstellungen teil, bei denen er sogar die eine oder andere Medaille errang. So zum Beispiel als Erfinder des „Frankenburgers“. Er gewann auch den einen oder anderen Preis, darunter auch einmal eine ganze Kücheneinrichtung im Wert von 10 000 Euro.
Ausflug ins Museum
Am vergangenen Sonntag nun machten sich die Erben auf den Weg zu einer Ortsbesichtigung ins Bäckereimuseum, um zu erkunden, in welche Umgebung die gesammelten Werke ihres Onkels einziehen werden.
Der Besichtigungstermin wurde bewusst auf den 11. Juli gelegt. „An diesem Tag hätte Onkel Friedrich Geburtstag gehabt. Und er hat immer an seinem Geburtstag mit uns einen Ausflug gemacht, bei dem wir uns zusammen etwas angeschaut haben. Diese Tradition bedeutet uns sehr viel. Besonders hierher zu kommen, wo seine geliebte Sammlung eine neue Heimat findet“, meint Kathrin Keilwerth, Nichte und Miterbin des Nachlass Friedrich Fuchs.
Nach der Stipvisite im Bayerischen Bäckereimuseum teilte sich die Familie in zwei Gruppen und besuchte je nach Interesse noch das Bayerische Brauereimuseum und das Deutsche Gewürzmuseum. Höhepunkt für die Kinder Hanna, Paul und Max war der Kinderbereich des Museumspädagogischen Zentrums – da hatte es ihnen besonders die Mühle angetan. red