Auto Scholz Fronten aufbrechen

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Foto: Ralf Münch/Archiv Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Dass die Fronten verhärtet sind, ist stark untertrieben. Im Tarifkonflikt beim Mercedes-Vertragshändler Auto-Scholz wird seit Wochen nicht mehr miteinander geredet.

 
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Eigentümer Michael Eidenmüller will mit der IG Metall nicht mehr verhandeln, betont er ein ums andere Mal. Die Gewerkschaft sagt, sie weiß nicht warum. Er sagt, weil deren Forderungen für einen neuen Haustarifvertrag zu hoch sind.

Nun sollten die Zeiten des Klassenkampfes eigentlich vorbei sein. Heute spricht man von Tarifparteien, oft sogar von Tarifpartnern. Klar: Bei Tarifverhandlungen vertreten beide Seiten ihre Interessen, nicht selten beinhart – das ist deren Wesen, manche sprechen auch von Ritualen. Aber Grundvoraussetzung für eine Lösung ist, dass man überhaupt verhandelt. Passiert aber nicht.

Den Mitarbeitern werden derweil Einzelverträge angeboten, durchaus mit leichten Lohnerhöhungen als Inflationsausgleich für die kommenden beiden Jahre. Das Problem: Was auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so schlecht aussieht, hat den Haken, dass mit der Unterschrift die tarifvertraglichen Rechte weg sind. Und die gelten bei Abschluss eines Haustarifvertrags für die gesamte Belegschaft.

Das kann den Nachteil haben, dass Spitzenleistungen nicht entsprechend honoriert werden. Es hat aber den unbestreitbaren Vorteil, dass alle Mitarbeiter Sicherheit haben und keiner dem Chef als Einzelkämpfer gegenübertreten muss, wenn er ein paar Euro mehr haben will.

Die Stimmung bei den Scholz-Mitarbeitern wird derweil immer schlechter. Das merkt man bei von der IG Metall organisierten Veranstaltungen, das merkt man aber vor allem, wenn man im Bekanntenkreis mal ganz privat spricht.

Und das ist das eigentliche Problem, das auf das Unternehmen zukommen könnte. Dass ihm bislang loyale Mitarbeiter von der Stange gehen – und zwar nicht nur durch einen Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber, was bereits vermehrt geschieht. Sondern auch durch innere Kündigung, was der Firma genauso schadet.

Auch wenn mittlerweile viel Unschönes übereinander geredet wurde, kann man deshalb nur hoffen, dass bald doch wieder miteinander gesprochen wird.

stefan.schreibelmayer@kurier.de

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