Der Wiesn-Chef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) stellte sich hinter die Absage. Die Entscheidung sei „völlig richtig - nicht nur aus Rücksicht auf die Gesundheit der Besucher, sondern auch aus Rücksicht auf den guten Ruf des Münchner Oktoberfestes als qualitätsvolles, sicheres Fest“. Er setze nun auf 2022.
Stammgäste hatten sich Plätze gesichert
„Dass wir zwei Jahre keine Wiesn haben, ist für alle Kollegen ein schwerer Schlag - wir hätten uns nie vorstellen können, dass es so kommen könnte“, sagte der Sprecher der Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer. Trotz aller Ungewissheit hatten sich laut Inselkammer die allermeisten Stammgäste vor allem aus der Region ihre Plätze gesichert. Zu 95 Prozent hätten sie ihre Tische so bestellt wie 2019.
„Uns trifft das ins Mark“, sagte der Vorsitzende des Münchner Schaustellerverbandes, Peter Bausch. „Uns fehlt wieder ein ganzes Jahr.“ Schließlich werde nicht nur das Oktoberfest abgesagt - „sondern wieder eine ganze Saison“. Dabei hätten Aussagen der Politik Hoffnung aufkeimen lassen: „Wenn es im Herbst Normalität geben soll, dann gehört zur Normalität auch ein Volksfest“, sagte Bausch.
Viele Fahrgeschäfte und Betriebe sind ebenso wie die Bierzelte seit der Wiesn 2019 im Winterlager. Sie stehen nur auf dem Oktoberfest, etwa das legendäre Varieté-Theater „Schichtl“ und das historische Karussell Krinoline, das sich bei Live-Blasmusik wie ein Reifrock der Damenwelt früherer Jahrhunderte schwingend dreht.
Wiesn 2019 hatte Wirtschaftswert von rund 1,23 Milliarden Euro
Die erneute Absage trifft wirtschaftlich nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler. Die Wiesn 2019 hatte nach Angaben der Stadt einen Wirtschaftswert von rund 1,23 Milliarden Euro.
„Es sind hunderte Millionen Euro, die die Besucher in die Kassen des Einzelhandels bringen“, sagt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. „Er ist enorm, was da dranhängt.“ Die Wiesn sei „das Aushängeschild für die Welteinkaufsstadt München“. „Die Wiesn spielt in einer Liga mit dem FC Bayern und mit BMW. Das sind die drei Trümpfe der Stadt.“
Söder und Reiter äußerten sich zuversichtlich, dass die Chance auf die Wiesn im nächsten Jahr besser sein werde - und dass der Ausfall nicht geschadet habe. Wenn es wieder eine Wiesn gebe, werde sofort Wiesn-Feeling zurückkehren, sagte Reiter. „Ich bin ganz sicher: Wenn die Menschen wieder feiern dürfen, dann werden sie wieder feiern.“ Auch Söder sagte, die Menschen hungerten und dürsteten danach. Er warnte aber mit Blick auf mögliche neue Mutanten, man wisse noch nicht genau, was im nächsten Jahr sei. Er glaube zudem, dass „die Maske uns bleiben wird“ - wenngleich nicht als Verpflichtung.