Während der andere frühere Corona-Hotspot Italien die Lage einigermaßen im Griff hat, kennen die Infektionszahlen in Spanien seit Wochen nur eine Richtung - nach oben. Pro Tag werden zurzeit in dem Land mit gut 47 Millionen Einwohnern fast 3000 Neuinfektionen registriert. Das ist wieder so hoch wie im April. Zum Vergleich: In Deutschland mit 83 Millionen Einwohnern waren es am Freitag 1449, auch das schon sehr beunruhigend. Der spanische Gesundheitsminister Salvador Illa kündigte deshalb am Freitag neue drastische Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus an.
Kein Nachtleben
Das Nachtleben werde landesweit unterbunden, das Rauchen im öffentlichen Raum verboten, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, und Alkohol dürfe nicht mehr im Freien getrunken werden, sagte der Minister nach einer Krisensitzung mit den Vertretern der Regionen in Madrid. Letzteres zielt vor allem auf die bei jungen Leuten beliebten feuchtfröhlichen Parties nachts am Strand oder in Parks. Masken werden dabei höchstens als Dekoration unterm Kinn getragen. Morgens beim Joggen liegen einige von ihnen noch am Strand und schlafen ihren Rausch aus.
Zwar werden die Behörden vor allem auch auf Mallorca nicht müde zu betonen, dass die höheren Zahlen auch eine Folge massiver Tests und die meisten Betroffenen anders als im Frühjahr viel jünger seien und keine oder nur milde Krankheitssymptome aufwiesen. Aber landesweit gibt es inzwischen über 800 lokale Ausbrüche. Auch die Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern steigt wieder. Die Zahlen sind jedoch lange nicht so hoch wie im Frühjahr, als Patienten teilweise auf den Fluren starben und manche Krankenhäuser nicht mehr wussten, wohin mit den Leichen. Aber Ärzte warnen schon wieder vor einer abshebaren Überlastung.
Illa appellierte an die Bevölkerung, sich möglichst nicht mehr mit Menschen zu treffen, die nicht in ihrem Haushalt leben. Private Feiern und andere Treffen sollten zudem auf eine Teilnehmerzahl von höchstens zehn Personen beschränkt werden, betonte der Minister. In Altenheimen sollten künftig noch mehr Corona-Tests vorgenommen werden. Alle diese Maßnahmen seien mit den Regionalregierungen in Spanien abgestimmt und stellten lediglich ein «Minimum» dar. Es stehe den Regionen frei, lokal strengere Regeln zu erlassen, betonte Illa.
Illa dankte den älteren Menschen, dass sie sich so genau an die Vorsichtsmaßnahmen hielten. «Ich möchte mich auch an die jungen Leute wenden, und sie an die Bedeutung erinnern, sich diszipliniert zu verhalten. Es ist nicht hinnehmbar, sich nicht an die Maßnahmen zu halten», betonte Illa. «Dass das klar ist: Trinken (Alkohol) auf der Straße ist verboten», warnte der Minister.
Möglichst gleich testen lassen
Für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten nach Deutschland gilt generell schon seit einigen Wochen, dass sie sich beim Gesundheitsamt melden und Angaben zu Symptomen und einem eventuellen Corona-Test machen müssen. Seit dem vergangenen Wochenende greift zudem eine Testpflicht bei der Heimkehr: Wer kein negatives Test-Ergebnis von kurz vor der Abreise dabei hat, muss sich nach der Ankunft in Deutschland testen lassen. Das heißt: Entweder man lässt sich noch im Urlaubsland höchstens 48 Stunden vor der Abreise testen und legt einen Negativ-Nachweis in deutscher oder englischer Sprache vor. Tests im Ausland sind aber selbst zu zahlen. Oder man lassen sich nach der Rückkehr in Deutschland testen, was bis zu drei Tage kostenlos möglich ist.
Wenn möglich, sollten sich Rückkehrer ohne Test gleich an Flughäfen, Bahnhöfen und Häfen testen lassen - oder später in anderen Testzentren und Praxen ihres Ortes. Teststellen soll man auch unter der ärztlichen Servicetelefonnummer 116 117 erfragen können. Den Test muss man nach Aufforderung des Gesundheitsamts binnen 14 Tagen nach Einreise machen - und in Quarantäne bleiben, bis das Ergebnis da ist. In der Regel dauert es laut Gesundheitsministerium 24 bis 48 Stunden.
Ein positives Ergebnis meldet das Labor direkt an das Gesundheitsamt, und man muss für bis zu 14 Tage in Quarantäne. Ein negatives Ergebnis heißt in den meisten Bundesländern, dass keine häusliche Quarantäne mehr nötig ist, wie das Bundesgesundheitsministerium erläuterte. Die Test-Bescheinigung müssen Reisende selbst ans Gesundheitsamt schicken. Falls Einreisende aus Risikogebieten auf Aufforderung keinen Test dulden, drohen Bußgelder bis zu 25 000 Euro - die Höhe soll aber verhältnismäßig festgelegt werden.