Kein Start an Kliniken und Altenheimen Corona-Impfung wird in Bayreuth verschoben

Leere Gänge statt mobiler Impfteams. Im Hospitalstift in der Bayreuther Lisztstraße – hier der Gang zum Speisesaal – sollten am Sonntagmorgen eigentlich die ersten Corona-Impfungen der Stadt durchgeführt werden. Doch wegen einer Panne in der Kühlkette wurde der Termin abgesagt. Foto: Andreas Harbach Foto:  

Bayreuth wäre vorbereitet gewesen. Doch eine Panne in der Kühlkette auf dem Transport durch Oberfranken verhinderte am Sonntag den Start der Corona-Impfungen. Ob 200 Dosen vernichtet werden müssen, ist noch unklar.

Bayreuth - Eigentlich sollte es direkt nach Weihnachten losgehen. Am Sonntagmorgen (27. Dezember 2020) um 9.15 Uhr war die Presse in das Hospitalstift in der Lisztstraße geladen. Dort sollten die ersten Bayreuther Corona-Impfdosen im Beisein von Landrat Florian Wiedemann (FW) medienwirksam unters Volk – in diesem Fall an die Bewohner des Alten- und Pflegeheimes – gebracht werden. Doch daraus wurde nichts. Wegen Problemen in der Kühlkette, wie Wiedemann dem Kurier auf Nachfrage erläuterte.

Das Problem war der Transport der Impfdosen vom zentralen oberfränkischen Verteilzentrum in die lokalen Verteilorte. Dabei kommen Kühltaschen zum Einsatz. Deren Temperatur, die zwischen zwei und acht Grad betragen muss, wird über einen Regler eingestellt. Die Einhaltung der Kühlkette bei der Verteilung des Impfstoffes auf die Impfzentren wird technisch kontrolliert. Und beim Auslesen der besagten Regler, Logger genannt, seien Zweifel an der Einhaltung der Kühlkette aufgekommen. „Deshalb war unklar, ob die Kühlkette eingehalten wurde“, sagt Landrat Wiedemann.

Fast ganz Oberfranken betroffen

Die Folge: Die Ausgabe der 200 Bayreuther Impfdosen wurde zunächst verschoben. Das haben am Sonntagmorgen Vertreter des bayerischen Gesundheitsministeriums, der Regierung von Oberfranken und die betroffenen Landräte aus Coburg, Lichtenfels, Kronach, Kulmbach, Bayreuth, Hof und Wunsiedel nach einer Telefonkonferenz beschlossen. Laut einer Mitteilung des Bezirksverbands des Bayerischen Landkreistages konnte im Regierungsbezirk nur in Bamberg und Forchheim wie geplant geimpft werden. „Sollte es nur den geringsten Anhaltspunkt geben, dass der Impfstoff nicht zu 100 Prozent den Qualitätskriterien entspricht, wird diese Charge auch nicht verimpft“, sagt der Vorsitzende des Bezirksverbandes, der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU). „Die Bevölkerung vertraut darauf, dass sie einwandfreien Impfstoff gegen das Corona-Virus erhält und deswegen kann es keine andere Lösung geben.“

Die 200 Bayreuther Impfdosen hätten zum Großteil an Bewohner von Altenheimen, die sich dafür freiwillig gemeldet haben, verspritzt werden sollen. Diese Impfaktionen wären durch die mobilen Impfteams der Malteser und des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) durchgeführt worden. Zudem hätten am Bayreuther Impfzentrum in der Johannes-Kepler-Realschule 25 und an der Sana-Klinik Pegnitz zehn Impfdosen verspritzt werden sollen. Geplante Impfaktionen an den beiden Bayreuther Klinik-Standorten an der Preuschwitzer Straße und an der Hohen Warte waren schon am ersten Weihnachtstag abgesagt worden.

Landrat Florian Wiedemann hat am Samstagabend (26. Dezember 2020) von den Schwierigkeiten erfahren und umgehend reagiert. Als Folge hat er die ersten Impftermine abgesagt und zunächst auf Montag verlegt. Weil jedoch keinerlei Planungssicherheit gegeben sei, wurde der Impfstart schlussendlich Stand Sonntagnachmittag auf unbestimmte Zeit verschoben.

Impfbereitschaft bei 90 Prozent

„Wir haben zusätzliches Personal vorgehalten“, sagt Ulrich Bertelshofer, der Einrichtungsleiter des Hospitalstifts in der Lisztstraße. In der normalen Tagesroutine sei das nicht zu schaffen. Fünf Mitarbeiter hätten mit dem mobilen Impfteam der Malteser zusammen die Impfungen durchführen sollen, die bei den Bewohnern des Alten- und Pflegeheims der Hospitalstiftung der Stadt Bayreuth auf reges Interesse stoßen. Die Impfbereitschaft unter den 116 Bewohnern oder ihrem jeweiligen gesetzlichen Vormund liege bei etwa 90 Prozent, sagt Bertelshofer. Gerade die Nachricht der Mutation des Corona-Virus in England habe viele dazu veranlasst, sich als impfwillig eintragen zu lassen. „Es ist aber alles freiwillig“, betont er. „Es wird beim anschließenden Pflegeservice selbstverständlich auch kein Unterschied gemacht.“

Dass man am Sonntag auf Nummer sichergehen wollte, versteht der Einrichtungsleiter. „Wir haben in den Pflegeheimen schon seit März Ausnahmezustand, da kommt es auf einen Tag auch nicht mehr an.“

Müssen die Impfdosen entsorgt werden?

Unklar war am Sonntagmorgen, ob die 200 für diesen Tag eingeplanten Bayreuther Impfdosen noch verwendbar sind oder entsorgt werden müssen. „Der Hersteller wird mit ins Boot geholt“, sagte Landrat Wiedemann. Er hält es für richtig, dass die Impfungen erst einmal verschoben wurden. „Es ist für uns alle Neuland und Fehler können passieren.“ Nun müsse man sichergehen, dass der Impfstoff am Ende auch sicher sei und seine Wirkung zeigen könne. „Die Regierung muss jetzt prüfen, wo die Ursache für dieses Problem liegt“, sagt Wiedemann. Eines sei aber ganz klar: „Nichts ist uns wichtiger als die Gesundheit und Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger – und aus diesem Grund werden wir nichts verimpfen, was uns qualitativ nicht restlos überzeugt.“

Laut einer Sprecherin der Regierung von Oberfranken werden die vorliegenden Daten und die Aufzeichnungsgeräte im Verlauf des Sonntags überprüft. Die Sicherheit der Impfwilligen habe oberste Priorität. Die Impfungen sollen schnellstmöglich nachgeholt. Zunächst bleiben die Spritzen in Bayreuth aber erst einmal ungenutzt.

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