Auflagen wegen rechtslastiger Burschenschaft Volkstrauertag: Gedenkfeier in Bayreuth mit Sicherheitsdienst

Von Frank Schmälzle

Die Gedenkfeier der Stadt zum Volkstrauertag am Sonntag um 11 Uhr vor dem Ehrenmal am Schützenplatz findet unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen statt: Ein „unauffälliger Sicherheitsdienst“ wird dafür sorgen, dass die Auflagen der Stadt eingehalten werden. Und dass die umstrittene Burschenschaft Thessalia zu Prag im Hintergrund bleibt, wenn sie denn antritt. Das bestätigte der Leiter des Hauptamtes der Stadt, Rainer Sack.

 
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„Den Lebenden zur Mahnung“: Am Sonntag werden am Ehrenmal am Schützenplatz Kränze niedergelegt. Aber nur von geladenen Verbänden und Institutionen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Zuletzt hatten sich der Ältestenausschuss und der Stadtrat mit der heiklen Angelegenheit beschäftigt: Die als rechtslastig geltende Burschenschaft Thessalia, die einem Unterstützer der NSU-Terrorzelle über Jahre hinweg in ihrem Bayreuther Haus Quartier gewährt hatte, solle nicht mehr in vollem Wichs an der Gedenkfeier der Stadt teilnehmen dürfen. Das hatten die Grünen-Stadträte Sabine Steininger und Stefan Schlags gefordert.

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Stadt will von Hausrecht Gebrauch machen

Die Burschenschaft komplett ausladen, ihr die Teilnahme an der öffentlichen Veranstaltung verbieten, das geht aus rechtlichen Gründen nicht. Der Kniff der Stadträte, um die Thessalia zumindest in die zweite Reihe zu stellen: Die Stadt lädt in diesem Jahr Verbände und Institutionen ausdrücklich zu der Gedenkfeier für Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft ein. Wer nicht eingeladen wird, darf den Bereich vor dem Ehrenmal am Schützenplatz nicht betreten. Die Thessalia ist nicht eingeladen.

Konkret heißt das: „Wir werden den Bereich vor dem Ehrenmal mit Lorbeerbäumen markieren“, sagt Hauptamtsleiter Sack. „Und zur Not machen wir dort von unserem Hausrecht Gebrauch.“ Die Stadt hat einen Sicherheitsdienst engagiert, wie viele Sicherheitsleute vor Ort sein werden, will Sack nicht sagen: „Genügend.“ Auffallen sollen sie nicht.

Gedenken in St. Georgen ohne Sicherheitsdienst

Auch für einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung ist die Gedenkfeier am Sonntag Pflicht. Ihre Aufgabe: „Falls es zu einer Situation kommt, die man klären muss, werden wir es selbstverständlich zunächst verbal versuchen.“ Sack hofft, dass die Zeremonie ohne Zwischenfälle verläuft. „Ich appelliere an die Vernunft aller Beteiligten“, sagt der Hauptamtsleiter.

In St. Georgen macht man sich im Vorfeld der dortigen Feierstunde zum Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof einige Sorgen. Vor drei Jahren war dort nach einer solchen Zeremonie ein Kranz aufgetaucht, der offensichtlich von einer rechtsgerichteten Gruppe niedergelegt worden war. Der Kranz, der die Farben der Reichskriegsflagge hatte, wurde noch am selben Abend entfernt.

Kettel: "Die Würde der Veranstaltung geht mir vor."

Was, wenn sich Solches oder Ähnliches wiederholt? „Ich werde keinen Sicherheitsdienst engagieren oder die Polizei auf den Plan rufen“, sagt Organisator und BG-Stadtrat Ernst-Rüdiger Kettel. Und sollten ungebetene Gäste an der Zeremonie teilnehmen, werde er es auch nicht auf eine Konfrontation ankommen lassen. „Am Volkstrauertag geht es um die Opfer der Kriege“, sagt Kettel, dem dieses Erinnern ein persönliches Anliegen ist. Sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg. „Die Würde der Veranstaltung geht mir vor.“

Klaus Rettig ist Pfarrer im Ruhestand, er wird in St. Georgen die Ansprache zum Volkstrauertag halten. Und er wird reagieren, sollten dort rechte Gruppen teilnehmen. „Dann werde ich über das politisches Testament von Adolf Hitler sprechen“, kündigte Rettig an.

Keine Stellungnahme der Thessalia

Rettig: „Als man Hitler kurz vor dem Kriegsende, als alles schon verloren war, fragte, ob wirklich noch 5000 junge Fähnriche in den Kampf geschickt werden sollten, antworte er: Zum Sterben sind sie doch da. Wie konnte Deutschland einem solchen Mann nachlaufen? Und wie kann man einem solchen Mann immer noch nachlaufen?“

Die Burschenschaft Thessalia war einmal mehr nicht zu erreichen. Trotz mehrerer Versuche auf unterschiedlichen Wegen war keine Stellungnahme zu bekommen. Die Kurier-Anfrage, ob die Burschenschaft an einer Veranstaltung zum Volkstrauertag teilnehmen werde, blieb unbeantwortet.