Münchberg: Flüchtige gefasst Versuchte Tötung: Haftbefehl gegen 24-Jährigen erlassen

, , , aktualisiert am 16.11.2021 - 16:41 Uhr

Die zwei Männer, die mit ihrem Auto eine Polizeisperre durchbrachen und einen Beamten schwer verletzten, sind verhaftet. Die Einsatzkräfte fanden sie auf einem Heuboden. Der angefahrene Beamte ist außer Lebensgefahr, teilt die Polizei am Dienstag mit. Gegen einen der beiden Männer wurde jetzt Haftbefehl erlassen.

 
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Münchberg - Bis zu 200 Polizeikräfte hatten seit Sonntagabend nach zwei Männern auf der Flucht gesucht. Sie hatten mit einem Auto einen Polizisten schwer verletzt, der im Krankenhaus liegt. Noch am Montagvormittag lief die Fahndung auf Hochtouren – schließlich mit Erfolg.

Die beiden Männer, ein 24-jähriger Mann aus Berlin und ein gleichaltriger Potsdamer, hatten sich einer Kontrolle auf der A 9 entzogen und eine Verkehrssperre der Polizei auf der Staatsstraße bei Münchberg durchbrochen. Dabei erfassten sie einen der Beamten der Verkehrspolizei und verletzten ihn schwer. Der Polizist werde weiterhin in einem Krankenhaus stationär behandelt. Er sei außer Lebensgefahr, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Die Männer, die mit einem Audi A6 unterwegs waren, waren am Sonntag kurz vor 19 Uhr bei Bayreuth ins Visier der Polizei geraten. Die Beamten wollten sie kontrollieren, woraufhin der Fahrer Gas gab und mit teilweise weit über 200 Stundenkilometern in Richtung Norden flüchtete. Wie sich herausstellte, gelten die Kennzeichen des Audi als gestohlen. Nach ihrer Flucht in das Waldstück südlich von Münchberg startete die Polizei die Großfahndung. Daran beteiligten sich mehrere oberfränkische Dienststellen, Diensthundeführer aus Mittelfranken und der Oberpfalz, die Bereitschaftspolizei aus Nürnberg, Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamts und ein Polizeihubschrauber. Auch die Feuerwehr Münchberg half laut Polizei mit einer Drohne bei der Suche aus der Luft. Gleichzeitig nahm die Kriminalpolizeiinspektion Hof vor Ort die Ermittlungen auf.

Die durch das Polizeipräsidium Oberfranken koordinierte Fahndung führte die Einsatzkräfte schließlich zu einem landwirtschaftlichen Anwesen am nördlichen Münchberger Ortsrand, in dem die Beamten die Gesuchten vermuteten. Gegen 14.40 Uhr gelang es Bereitschaftspolizisten schließlich, die beiden Tatverdächtigen widerstandslos festzunehmen. Sie hatten sich auf einem Heuboden versteckt. Von einer Gefahr für die Anwohner ging Sprecherin Franziska Schramm vom Polizeipräsidium Oberfranken nicht aus.

Im Zuge der Ermittlungen erhärteten sich die Verdachtsmomente hinsichtlich eines versuchten Tötungsdelikts an dem Polizeibeamten gegen den 24-jährigen aus Potsdam. Gegen ihn wurde am Dienstagnachmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Hof Haftbefehl erlassen. Er sitzt jetzt in einer Justizvollzugsanstalt ein.

Sein Begleiter, bei dem es sich nicht wie zuerst angenommen um einen 24-jährigen Berliner, sondern um einen 22 Jahre alten Mann aus Brandenburg handelt, wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Warum die beiden Männer überhaupt vor der Polizei flüchteten, liegt derzeit nach wie vor im Dunkeln. Die Kriminalpolizei Hof ermittelt zur Stunde nach den Hintergründen. 

Der oberfränkische Polizeipräsident Alfons Schieder zeigt sich über die Festnahme erleichtert. „Unsere Gedanken sind jetzt bei dem verletzten Kollegen.“

Bei der Polizeigewerkschaft ist der Vorfall ein weiterer in einer besorgniserregenden Kette. „Die Hemmschwelle sinkt immer mehr“, sagt Carsten Schübel, Hofer Kreisvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Erst im September wurde in Naila ein Kollege geschlagen, nun liegt ein weiterer Kollege schwer verletzt in der Klinik. Schübel: „Das ist ein Phänomen, das in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat.“ Polizisten, aber auch Feuerwehrleute oder Sanitäter anzugehen, das konzentriere sich längst nicht mehr auf Großstädte, auch in Orten wie Münchberg im vermeintlichen „sicheren Bayern“ würde man das merken. Warum das so ist? „In den neuen Medien wird schon oft das Feindbild Polizei aufgebaut“, vermutet Schübel.

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