Auf der Suche nach Kuriositäten

Von Annika Braun

Seine Leidenschaft für alte Dinge hat Richard Götz von seinen Onkel. Das war vor 30 Jahren, inzwischen hat er Tausende Trödelwaren in seiner Wohnung und seinem Keller gelagert. Die wenigsten seiner Schätze sind gekauft, der Pegnitzer hat die meisten gefunden. Dafür investiert der 58-Jährige im Schnitt 15 Stunden pro Woche.

 
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Vor allem Kuriositäten faszinieren den 58-jährigen Richard Götz aus Pegnitz. Ein Beispiel: Kästchen, die komplizierte Öffnungsmechanismen haben. Bei diesem hier muss man zwei Teile verschieben, um an den versteckten Schlüssel zu kommen. ⋌Foto: Annika Braun Foto: red

Vieles von dem, was die Leute wegwerfen, ist für Richard Götz von einem gewissen Wert. Der 58-Jährige sucht im Sperrmüll und bei Haushaltsauflösungen in den Überresten nach neuen „Schätzen“. Da wären zum einen große, alte Möbelstücke, die er restauriert und dann in der Wohnung aufstellt. Zum anderen sind es auch die kleinen Dinge, an denen Götz hängt. Wie zum Beispiel Behältnisse mit aufwendigen Öffnungsmechanismen.

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Hin und wieder auf Trödelmärkten

Kuriositäten – das ist das, wonach er sucht. „Ich gehe auch manchmal auf Trödelmärkte und kaufe mir ein paar Dinge, aber eigentlich bin ich ein Jäger auf der Suche nach Kuriositäten. Ich möchte die Sachen irgendwo zufälligerweise finden und nicht kaufen.“ In der Regel bekommt er die gefundenen Sachen dann geschenkt oder für wenig Geld, da der Besitzer es eh wegwerfen wollte. Drei Räume und eine Scheune sind voll Trödelwaren, insgesamt sind es mehrere tausend Stücke, schätzt Götz. Um genug Platz zu haben, hat er sogar die Öltanks im Keller ausgebaut.

"95 Prozent verkaufe ich weiter"

Seit 30 Jahren hat der 58-Jährige diese außergewöhnliche Leidenschaft, wobei er betont: „Ich habe keine Sammlersucht. 95 Prozent der Dinge, die ich finde, verkaufe ich weiter.“ Egal, ob auf dem Trödelmarkt oder eben an Sammler. Wie wertvoll ein kleines Teil sein kann, beziehungsweise zu was es früher gebraucht wurde, das muss Götz oftmals erst recherchieren. Es ist ein zeitaufwendiges Hobby: „Ich nehme mir jeden Tag eine Stunde Zeit und versuche schon an jedem Wochenende, wenn das Wetter passt, auf den Trödelmarkt zu fahren.

Angestellter bei einer Brauerei

Im Durchschnitt gehen pro Woche 15 Stunden drauf.“ Hauptberuflich arbeitet der 58-Jährige als kaufmännischer Angestellter bei einer Bayreuther Brauerei. Nach der Arbeit geht es dann in den Keller zu seinen Schätzen. Und Zeit für die Familie muss auch noch sein. Drei erwachsene Kinder hat Götz, mit seinem Faible für Trödel steht er allein da „aber die Familie akzeptiert das.“ Der Mensch, der ihm die Welt des Trödels gezeigt hat, ist vergangenes Jahr gestorben.

Im Außendienst oft bei Bauern

„Mein Onkel war im Außendienst oft bei den Bauern und hat dadurch jedes Haus in den verschiedenen Landkreisen gekannt. Ab und zu hat er alte Sachen wie Porzellan, Spinnräder oder Kästchen mitgebracht. Die haben mich fasziniert. Irgendwann hat er mich mitgenommen auf die Fahrten und nach und nach hab ich mir die Wohnung mit alten Möbeln zugestellt.“ Neben den Trödelwaren sammelt Richard Götz auch noch alte Postkarten und Schallplatten.

Aus der Gründerzeit um 1871

Sein wichtigstes Stück hängt aber im Wohnzimmer und dient als Aufbewahrungsort für Karten- und Würfelspiele. „Das Schränkchen habe ich 1977 in Gunzendorf gefunden, als die Schule aufgelöst wurde. Ich hatte einen Autounfall, da ist es kaputt gegangen. Es lag dann jahrelang im Keller, 1994 habe ich es mühsam wieder restauriert“, erzählt Götz. Es ist eines der ältesten Stücke in seiner Sammlung, denn das Schränkchen stammt noch aus der Gründerzeit um 1871.

Aber eigentlich ist es für Götz schwer, ein bestimmtes Teil herauszuheben „Mir liegen die fünf Prozent, die ich behalte und nicht verkaufe, sehr am Herzen. Jedes Stück hat eine Geschichte. Ich habe Respekt vor den Sachen, denn die wurden noch in Handarbeit gefertigt und nicht am Fließband in einem Billigladen.“