Auf dem Roten Sofa Interview mit Bernd Rasser

Jochen Weitmeier (links) mit dem Radio-Star aus dem Hause „Gymnasium Pegnitz“, Bernd Rasser, der als Lebensmotto hat: „Halt dich an nix fest, außer vielleicht an deiner Frau.“ Foto: Thomas Knauber Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Bernd Rasser bekommt am Ende einen ganz langen Applaus. Er ist der Lohn für ein witziges, spontanes und unangepasstes Interview. Denn der bekannte Moderator der „Morningshow“ auf Radio Mainwelle enthüllt auf dem „Roten Sofa“ des Gymnasiums alles: Wie er seine Frau hier in der Aula zum ersten Mal versteckt küsste, wie er als Schüler beim Sport fast starb, wohin ihn seine 17-jährige Radio-Karriere katapultierte. Und wie viele eigene Autos er in dieser Zeit fuhr. Es sind 52.

 
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Rasser wird von seinem früheren Erdkundelehrer Jochen Weitmeier durch den Abend begleitet. Los geht’s mit Erinnerungen, zum Beispiel beim Hochsprung mit Sportlehrer Kupke. Rasser landete neben der weichen Matte, bewusstlos. Dann seine Noten: In Mathe, Physik und Chemie schlecht. Dafür war er ein „glühender Latein-Anhänger“. Und im Zeugnis stand: „Er zeichnete sich durch erhöhte Konfliktbereitschaft aus.“ Weil er zum Beispiel einmal vom Klassenraum oberhalb des Lehrerzimmers aus einen flatternden mechanischen Albatros losgelassen hatte, der dann unten endlos vor den Lehrern rotierte. Ein Verweis war die Folge, von Wolfgang Schreiber ausgestellt. „Ich hab bitterlich geweint.“

Diesen Lehrer traf Rasser dann bei seiner ersten Reportage wieder, als dessen Schüler als Börse-Team in München einen Preis bekamen. Schreiber verriet ihm, dass er diesen Verweis nie eingetragen hatte. Das Publikum dazu: „Ooooh.“ Rasser: „Ist das nicht süß?“ Im Jahr 2002 hatte Rasser sein Abitur in der Tasche, nach dem Abischerz mit Lehrer-Karaoke. Kurt Löblein trat an: „Hier kommt der Kurt ohne Helm und ohne Gurt.“

Alles ist möglich

Weil Rasser mit drei Jahren ein Rudi-Carrell- und Heino-Fan gewesen war und wie Gottschalk moderieren wollte, trieb es ihn „schon immer unbedingt zum Radio. Aber es war nicht so sexy, wie ich mir das vorgestellt hatte, es gab nicht die meinem Geschmack entsprechende Musik.“ Aber bei der Mainwelle blühte er auf. Mit bis zu 45 Mitarbeitern in Spitzenzeiten, expandierte der Sender. Es gab eine Einladung zur „Bayreuther Hütte“ in den Alpen. 21 000 Hörer wollten mit. 700 durften und neun Doppeldeckerbusse fuhren. „Das Schöne beim Radio: Du kannst alles machen. Es muss den Leuten bloß Spaß machen.“

Bernd Rasser hatte also großen Erfolg. „Meine Morningshow ist die einzige in Bayern, die mehr Hörer hat als Antenne Bayern.“ Deren Zugpferd Wolfgang Leikermoser hat er klar geschlagen und kommt eventuell noch besser raus, wenn Leikermoser - „er ist fast 60, er wächst brutal aus seiner Zielgruppe heraus“ – bald gehen muss.

Facebook ist schneller

Inzwischen ist Rasser in der Geschäftsleitung und hat auch die Programmleitung. Moderieren tut er nur noch zu 20 Prozent („weil ich’s so gern mach, darf ich’s noch machen“). Dabei verfolgt er den Radiowandel: „Das Radio 2019 hat mit dem Radio 2010 nichts mehr zu tun.“ Denn jetzt laufen die guten Geschichten sofort auf Facebook, Instagram, im Livestream und als Whatsapp. Alle möglichen Kanäle werden bedient. „Eure Direktorin hört mich zum Beispiel über Alexa, jeden Morgen, tagtäglich.“ Filmteams stehen neben dem Interviewer, um auch bildlich zu profitieren.

Rasser sieht auch neuartige Praktikanten hereinschneien, die drei Dinge nicht mehr können: Telefonieren, Leute interviewen und auf Menschen zugehen. Dafür kommen sie in der Jogginghose. „Denen musst du erst mal die Basics erklären: Du brauchst eine gescheite Hose, wenn du mit dem Mikrofon herumlaufen willst.“ Dafür haben sie ein klares Berufsbild: Sie wollen nicht Moderator werden, sondern Influencer, das heißt für Produkte werben. „Aber das ist Null Content, einfach nur Gwaaf.“

Seine Stimme ist bekannt

Ist Rasser berühmt?, wollte sein Interviewer wissen. Der Lindenhardter sieht sich als waschechter Pegnitzer. Sein Ruhmesgrad liegt aber eher beim Publikum von „40 plus oder auch 30 plus", wie er sagt: „Ich arbeite sehr daran.“ Aber wenn er in Pegnitz zum Supermarkt geht, steht sein Faktor bei 99 Prozent. Letztens erkannte ihn eine Dame beim Metzger rein an der Stimme. Bezahlt er an der Obi-Kasse, fragt ihn die Kassiererin jedes Mal: „Gut, dass Sie grad da sind: Der Hermann Zeitler, was ist eigentlich mit dem seiner Volksmusik?“ Zeitler, lange Rektor in Pottenstein, war nebenbei ein legendärer Moderator, wurde aber irgendwann über Nacht weggekürzt. Wird Rasser einmal von einer Kassiererin nicht erkannt, „dann weiß ich auf mich aufmerksam zu machen.“

Das Schlusswort des Mannes, der jeden Morgen 28 000 Zuhörer fasziniert: „Als Moderator musst du eine klare Position beziehen. Zum Beispiel der Thermomixer: Ich erzähle, dass ich einen will, aber meine Frau nicht. Darüber wird dann bei Instagram abgestimmt.“ Oder Tempo 130. Rasser will, dass seine Kiste flott läuft: „Nix gegen Nachhaltigkeit, aber nicht auf der Autobahn.“

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