Dieser übernahm dann auch gleich die Kontrolle und deinstallierte das Antivirus-Programm. An dieser Stelle wurde jedoch der Auerbacher skeptisch. Zudem fragte der Mitarbeiter, ob sich Eckert bei der Bank und bei Paypal einloggen könnte, um die Sicherheit der Systeme zu überprüfen. Tobias Eckert antwortete nicht, sondern rief stattdessen parallel bei Microsoft in München an. Ein echter Angestellter der Firma teilte ihm mit, dass das Unternehmen niemals Kunden anrufen würde. Selbst, wenn das System eines Windows-Nutzers befallen wäre, müssten sich die Kunden an Microsoft wenden und nicht andersherum.
Polizei rät zur Vorsicht
Tobias Eckert beendete daraufhin sofort das Telefonat mit den Betrügern, deinstallierte die Software, die in der Zwischenzeit installiert wurde und schaltete den Computer aus. „Ich habe dann einen EDV-Spezialisten in Auerbach angerufen, der mir mitgeteilt hat, dass die Masche in unserer Region schon mehrmals ausprobiert wurde.“
Im Nachgang installierte er wieder das Antivirus-Programm auf dem Computer und ließ das Bankkonto seines Vaters einfrieren, um ganz sicher zu gehen. Nun wartet die Familie auf die neuen Benutzerdaten. Bisher sei mit den Konten nichts Auffälliges passiert. Tobias Eckert beendete wohl noch rechtzeitig das Telefonat und die Verbindung zu der Bande.
Die Polizei rät bei solchen Anrufen zur Vorsicht. „Das Phänomen ist uns bekannt. Gerade durch Corona und Homeoffice kommt es verstärkt zu solchen Versuchen“, bestätigt Matthias Potzel, Pressesprecher der Polizei Bayreuth. „Diese Masche kommt nach dem Enkeltrick am häufigsten vor, wenn es um Betrugsfälle geht. Im Gegensatz zum Enkeltrick ist die Zielgruppe jedoch eine ganz andere, weil hier ein gewisses technisches Verständnis vorausgesetzt wird.“ Die Empfehlung der Polizei: Sofortige Beendigung des Telefonats, den Rechner vom Stromnetz nehmen und zur Sicherheit alle Passwörter, die auf dem Computer gespeichert sind, ändern.
So schützen Sie sich:
> Seriöse Unternehmen wie Microsoft nehmen nicht unaufgefordert Kontakt zu ihren Kunden auf. Sollte sich ein Servicemitarbeiter bei Ihnen melden, ohne dass Sie darum gebeten haben: Legen Sie einfach den Hörer auf.
> Geben Sie auf keinen Fall private Daten wie zum Beispiel Bankkonto- oder Kreditkartendaten, oder Zugangsdaten zu Kundenkonten (Paypal) heraus.
> Gewähren Sie einem unbekannten Anrufer niemals Zugriff auf Ihren Rechner, beispielsweise mit der Installation einer Fernwartungssoftware.
Wenn Sie Opfer eines Betrugs
wurden:
> Trennen Sie Ihren Rechner vom Internet und fahren Sie ihn runter. Ändern Sie über einen nicht infizierten Rechner unverzüglich betroffene Passwörter.
> Lassen Sie Ihren Rechner überprüfen und das Fernwartungsprogramm auf Ihrem Rechner löschen.
> Nehmen Sie Kontakt zu den Zahlungsdiensten und Unternehmen auf, deren Zugangsdaten in den Besitz der Täter gelangt sind.
> Lassen Sie sich von Ihrem Geldinstitut beraten, ob Sie bereits getätigte Zahlungen zurück holen können.
> Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.