Rechtzeitig aufgelegt Auerbacher durchschaut Betrügerbande

Bei einem Anruf von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern, die auf die Daten des heimischen Computers zugreifen wollten, wurde ein Auerbacher hellhörig und beendete das Gespräch gerade noch rechtzeitig. Mit Informationsveranstaltungen versucht die Polizei die Bevölkerung davor zu warnen, doch die Masche scheint sich weiterhin zu lohnen, da die Anrufe immer noch vorkommen.

 
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In Auerbach und der Region kommt es vermehrt zu Anrufen von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern. Foto: Martin Burger

Auerbach - Seit mehreren Wochen erhielt die Familie Eckert aus Auerbach Anrufe einer vermeintlichen Microsoft-Mitarbeiterin, dass per Fernzugriff festgestellt wurde, dass schadhafte Software und sogar Viren auf deren Computer gefunden wurden und dadurch Hacker Zugriff bekommen könnten.

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„Da mein Vater die Frau nur schlecht verstand, beendete er das Gespräch und verwies auf mich“, berichtet der Sohn Tobias Eckert. Doch die Betrüger ließen nicht locker und probierten es weiter. Am Montagmorgen gab es einen weiteren Anruf. Dieses Mal nahm Tobias Eckert selbst den Anruf entgegen.

„Die Mitarbeiterin erzählte auf Englisch, dass sie vom Windows Technical Department sei und dass es auf dem Rechner meines Vaters signifikante Sicherheitsrisiken gebe.“ Zu diesem Zeitpunkt glaubte der 39-Jährige der Gesprächspartnerin, da es um die Sicherheit wichtiger Daten ging. So wurde ihm glaubhaft gemacht, dass Hacker Zugriff auf die Bankdaten haben könnten und man nun handeln müsse.

Plausible Antworten

Die Betrüger sind offensichtlich sehr gut vorbereitet. So hatte die „Mitarbeiterin“ auf die Frage, woher Microsoft die Festnetzrufnummer der Familie habe, eine plausible Antwort und konnte zugleich die Glaubwürdigkeit, sie sei eine Mitarbeiterin der Firma, stärken. „Bei der Windows-Installation wurden Registrierungsinformationen eingegeben, die auch die Telefonnummer beinhaltet hätten. So wurde mir glaubhaft gemacht, dass sie über diese Information verfügen. Außerdem hat die Dame die Registrierungs-ID, die mir selbst angezeigt wurde, perfekt wiedergeben können.“

Nun sollte Tobias Eckert auf eine Internetseite gehen, die es ermöglicht, eine Fernwartung durchzuführen. „Es wurde ein Programm aufgerufen, das viele Fehler aufgezeigt hat. Sie meinte, sie verbindet mich jetzt an einen technischen Mitarbeiter, der mir hilft, die Fehler zu beheben.“

Dieser übernahm dann auch gleich die Kontrolle und deinstallierte das Antivirus-Programm. An dieser Stelle wurde jedoch der Auerbacher skeptisch. Zudem fragte der Mitarbeiter, ob sich Eckert bei der Bank und bei Paypal einloggen könnte, um die Sicherheit der Systeme zu überprüfen. Tobias Eckert antwortete nicht, sondern rief stattdessen parallel bei Microsoft in München an. Ein echter Angestellter der Firma teilte ihm mit, dass das Unternehmen niemals Kunden anrufen würde. Selbst, wenn das System eines Windows-Nutzers befallen wäre, müssten sich die Kunden an Microsoft wenden und nicht andersherum.

Polizei rät zur Vorsicht

Tobias Eckert beendete daraufhin sofort das Telefonat mit den Betrügern, deinstallierte die Software, die in der Zwischenzeit installiert wurde und schaltete den Computer aus. „Ich habe dann einen EDV-Spezialisten in Auerbach angerufen, der mir mitgeteilt hat, dass die Masche in unserer Region schon mehrmals ausprobiert wurde.“

Im Nachgang installierte er wieder das Antivirus-Programm auf dem Computer und ließ das Bankkonto seines Vaters einfrieren, um ganz sicher zu gehen. Nun wartet die Familie auf die neuen Benutzerdaten. Bisher sei mit den Konten nichts Auffälliges passiert. Tobias Eckert beendete wohl noch rechtzeitig das Telefonat und die Verbindung zu der Bande.

Die Polizei rät bei solchen Anrufen zur Vorsicht. „Das Phänomen ist uns bekannt. Gerade durch Corona und Homeoffice kommt es verstärkt zu solchen Versuchen“, bestätigt Matthias Potzel, Pressesprecher der Polizei Bayreuth. „Diese Masche kommt nach dem Enkeltrick am häufigsten vor, wenn es um Betrugsfälle geht. Im Gegensatz zum Enkeltrick ist die Zielgruppe jedoch eine ganz andere, weil hier ein gewisses technisches Verständnis vorausgesetzt wird.“ Die Empfehlung der Polizei: Sofortige Beendigung des Telefonats, den Rechner vom Stromnetz nehmen und zur Sicherheit alle Passwörter, die auf dem Computer gespeichert sind, ändern.


So schützen Sie sich:

> Seriöse Unternehmen wie Microsoft nehmen nicht unaufgefordert Kontakt zu ihren Kunden auf. Sollte sich ein Servicemitarbeiter bei Ihnen melden, ohne dass Sie darum gebeten haben: Legen Sie einfach den Hörer auf.

> Geben Sie auf keinen Fall private Daten wie zum Beispiel Bankkonto- oder Kreditkartendaten, oder Zugangsdaten zu Kundenkonten (Paypal) heraus.

> Gewähren Sie einem unbekannten Anrufer niemals Zugriff auf Ihren Rechner, beispielsweise mit der Installation einer Fernwartungssoftware.

Wenn Sie Opfer eines Betrugs

wurden:

> Trennen Sie Ihren Rechner vom Internet und fahren Sie ihn runter. Ändern Sie über einen nicht infizierten Rechner unverzüglich betroffene Passwörter.

> Lassen Sie Ihren Rechner überprüfen und das Fernwartungsprogramm auf Ihrem Rechner löschen.

> Nehmen Sie Kontakt zu den Zahlungsdiensten und Unternehmen auf, deren Zugangsdaten in den Besitz der Täter gelangt sind.

> Lassen Sie sich von Ihrem Geldinstitut beraten, ob Sie bereits getätigte Zahlungen zurück holen können.

> Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.