Auerbach will schöner werden „In konstruktiven Gesprächen“

Brigitte Grüner
Mehrere Gebäude in dieser Häuserzeile gehören der Stadt bereits, über weitere Häuser wird noch verhandelt. Zuletzt erwarb die Stadt eine Brandruine. Ziel der „Vitalen Vorstadt“ ist die mittelfristige Schaffung von Wohnraum für alle Generationen. Foto:  

Auch wenn es um das Projekt Vitale Vorstadt ruhig geworden ist, ist es laut Bürgermeister Joachim Neuß nicht zu den Akten gelegt

 
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Auerbach - Gibt es das Projekt „Vitale Vorstadt“ überhaupt noch? Die Pläne dafür sind nicht mehr ganz neu, aber immer noch aktuell. Die Stadt möchte die Untere Vorstadt sanieren und mehrere Häuser – möglichst von einem Investor – zu einer Mehrgenerationen-Wohnanlage umbauen lassen. Die Redaktion hakte nach.

Bürgermeister Joachim Neuß (FW/AA) bestätigt auf Nachfrage, dass dieses Projekt nicht nur eine Vision sei, sondern sukzessive in die Tat umgesetzt werden soll. Die Stadt könne allerdings nur über eigene Gebäude entscheiden. Eine Enteignung kommt für den Rathauschef nicht infrage. Deshalb werde immer wieder der Kontakt mit Eigentümern gesucht, um Immobilien erwerben zu können.

Stadt hat drei Anwesen gekauft

Mittlerweile habe die Stadt drei Anwesen in der Häuserzeile gegenüber dem Haus St. Josef gekauft, berichtet Bürgermeister Neuß: „Mit den weiteren Eigentümern stehen wir in konstruktiven Gesprächen.“ Seit Mitte 2020 gebe es eine nicht ganz unrealistische Chance, dass die Kommune weitere Häuser erwerben könne.

Anders als beim geplanten Wohnpark in der Adolf-Kolping-Straße gehe es bei der „Vitalen Vorstadt“ nicht nur um seniorengerechtes Wohnen. „Hier könnten Wohnungen entstehen, die für nahezu alle Zielgruppen attraktiv sind – vom jungen Single bis zu Senioren“, betont Neuß. „Dieses Projekt ist eher typisch geeignet für einen Generationen-Mix oder, anders gesagt, als Mehrgenerationen-Nachbarschaft.“

Es gehe beim Konzept nicht um spezielle, sondern um vielfältige Wohnangebote für die eigenen Bürger und Neuzuzüge. Wohnraum werde in Auerbach immer wieder nachgefragt, betont der Bürgermeister. Bedarf ergebe sich nicht nur von traditionellen Mietern, sondern beispielsweise auch von älteren Eigenheim-Besitzern, die sich verändern möchten. Ebenso suchten Fachkräfte, die nach Auerbach zuziehen, oder Pflegekräfte, die in der Stadt dringend benötigt werden, Wohnungen.

Des Weiteren fördere auch die aktuelle Homeoffice-Entwicklung sowie die Überteuerung des Wohnraums in Ballungsgebieten die Nachfrage nach attraktivem Wohnraum im ländlichen Raum. „Nicht vergessen sollten wir die demografische Entwicklung“, betont Neuß.

Seit mehreren Jahren ist die Stadt schon bemüht, die Vitale Vorstadt irgendwann zu realisieren. Im Juni 2018 beauftragte der Stadtrat die Firma Bayern-Grund mit einer Machbarkeitsstudie. Damit sollte laut Bürgermeister überprüft werden, inwieweit es Sinn macht, dieses Bauprojekt seitens der Stadt selbst zu verwirklichen und wirtschaftlich darzustellen. Um dies zu prüfen, hat Bayern-Grund auch das Amberger Büro em-Architekten mit der Erstellung eines architektonischen Konzeptes beauftragt.

In der Studie sei das Projekt positiv bewertet worden, jedoch sei es nicht Ziel der Stadt, Bauträger und Verwalter von Mietimmobilien zu sein. Anders ist es bei der Spitalstiftung, die derzeit das frühere Bürgerspital zu barrierefreien Wohnungen umbaut. Ziel ist ein Bezug bis Mitte 2022. Voraussichtlich noch dieses Jahr werden die Wohnungen im Mehrfamilienhaus von Thomas Bachmann, das gerade in der Unteren Vorstadt gebaut wird, bezugsfertig sein.

Auf der Seite der Spitalkirche hat der Caritasverein schon vor mehreren Jahren drei Häuser gekauft. Ziel war der Neubau einer Demenz-Abteilung für das nahe gelegene Heim St. Hedwig. Vor zwölf Jahren war von einer Investition in Höhe von 2,5 Millionen Euro und einem anvisierten Baubeginn im Jahr 2009 die Rede. Das Projekt wurde bislang aber noch gar nicht begonnen.

„Die Stadt würde eine Erweiterung des Caritasheimes auf jeden Fall begrüßen und nach Kräften unterstützen“, erklärt der Bürgermeister. Für die Stadt, deren gekaufte Häuser auf der Stadtweiher-Seite stehen, gebe es bei der Entwicklung der Vitalen Vorstadt mehrere Alternativen, sagt Neuß. Die eine wäre, die im Eigentum der Stadt befindlichen Objekte abzubrechen, den Baugrund zu ertüchtigen und damit für Investoren interessant zu machen. Die bessere Alternative wäre der Erwerb der gesamten Häuserreihe.

Zunächst muss ein Investor gefunden werden

Danach könnte in einem Biet-Wettbewerb ein Investor gesucht werden. Auf Abriss und Baugrundertüchtigung könne die Stadt dann wohl verzichten, da dieses Volumen auch ohne vorherige Aufbereitung für Investoren interessant wäre, ist der Bürgermeister überzeugt.

Die Stadt habe auch bereits einen wichtigen Zuschussgeber gefunden. Im Bestreben, nicht mit städtischen Mitteln bauen zu müssen, wurde mit der Städtebauförderung abgeklärt, ob diese den Abriss der Gebäude, die Stabilisierung der Nachbaranwesen und die Baugrundertüchtigung fördern würde. „Die Zusage hierzu liegt vor.“

Im Jahresantrag für die Städtebauförderung 2021 sind für die Jahre ab 2022 insgesamt 3,5 Millionen Euro für Untere und die Obere Vorstadt vorgesehen. Mit dem Jahresantrag wurden die Mittel reserviert. Aufgrund der Corona-Pandemie seien derzeit verlässliche Finanzprognosen für den städtischen Haushalt allerdings nicht möglich, bedauert Neuß. „Wir fahren auf Sicht und werden sehen, was machbar ist.“ Die Sanierung der beiden Vorstädte bleibe auf jeden Fall die nächsten Jahre im Fokus.

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