Obwohl er gerade von einem FAZ-Interview kommt, nimmt er sich für die Journalistin aus der Heimat Zeit. Und als man von seinen Kindheits- und Jugenderinnerungen spricht, ist er vollends in Auerbach, im Ortsteil Welluck angekommen, wo er geboren wurde.

Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde ein Aufsehen erregendes Symposion veranstaltet: Joseph Ratzinger, damals noch Kurienkardinal, trifft den Begründer der Politischen Theologie, Johann Baptist Metz. Ratzinger hatte 1979 als Erzbischof von München Metz’ Ruf an die Münchner Universität verhindert. „Zwei der großen deutschsprachigen Theologen dieses Jahrhunderts“, wie die Katholische Nachrichtenagentur meldete, trafen zusammen. Zwei Bayern, Ratzinger der Konservative und Metz, der Moderne. Metz, der als Meisterschüler Karl Rahners gilt, war über 30 Jahre Professor an der Universität Münster, bis 1997 Gastprofessor an der Universität Wien, wo er die Ehrendoktorwürde verliehen bekam.

Gleich nach seinem 80. Geburtstag, den Metz übrigens mit seiner Schwester Margarete Tischer aus Auerbach und der Familie nachfeiern wird, liegen Einladungen in die USA, Wien, Budapest und Belgrad vor. Nach Italien wird es ebenfalls gehen. Gar nach Rom? Da hält er sich bedeckt.

Der Weltbürger Metz ist im Herzen immer ein Bayer, ein Oberpfälzer geblieben, und von ihm stammt der oft zitierte Satz: „Der bayerische Mensch hat ein ganz natürliches Verhältnis zur Religion und ein mystisches zum Bier.“

Andenken an Auerbach

Ein philosophisches Andenken hat er Auerbach in seinem Werk „Stichworte zur geistigen Situation der Zeit“ gesetzt, erschienen im Suhrkamp Verlag. Gleich eine doppelte Würdigung für Auerbach, denn kein Geringerer als Jürgen Habermas, der Herausgeber, zitierte in einer Laudatio aus dieser Schrift.

Seine humorigen Erinnerungen an die Kindheit sind entzückend. Das Verhasste Geigenspiel und die Liebe zum Fußball. Sogar den Namen seines Geigenlehrers weiß er noch, und dass er als Fahrschüler tatsächlich einmal absichtlich den Geigenkasten im Zug liegen hat lassen. Nebenbei, die Geige kam wieder zurück. „Mein Vater“, erzählte er, „unterlag dem merkwürdigen pädagogischen Prinzip, wenn das Geigenspiel befriedigend war, durfte ich mir den ,Kicker’ kaufen“. Er war immer Anhänger des Clubs. Die Liebe zum Fußball ist geblieben, die EM hat er gerade mit ausländischen Freunden zusammen verfolgt.

Metz wurde von der Oberrealschule in Amberg weg eingezogen. Er geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Das Abitur, das er nach seiner Entlassung abgelegt hat, war so vorzüglich, dass er gleich ins Maximilianeum einziehen konnte. In Bamberg, Innsbruck und München studierte er Philosophie und Theologie, promovierte in beiden Fächern.

1954 wurde er zum Priester geweiht. Bereits 1963 war er Direktor des Seminars für Fundamentaltheologie in Münster. Nach dem Vatikanum wurde er Berater des römischen Sekretariats. Besonderen Einfluss nahm er von 1971 bis 1975 als Berater der Synode der Bistümer Deutschlands. „Unsere Hoffnung“, der als sensationell gewertete Synodenbeschluss, trägt wesentlich seine Handschrift. Bis 1993 lehrte Metz in Münster, danach schuf man in Wien für ihn speziell den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Weltanschauungslehre.

Seine Werke, die in fast alle Sprachen übersetzt wurden, sind kaum aufzuzählen. Darüber hinaus hatte er Einfluss auf die Entstehung der lateinamerikanischen Befreiungstheologie.