Auch Krebsmittel betroffen - Viele Wirkstoffe werden nur noch in Fernost produziert Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten

Von Elmar Schatz

Deutsche Krankenhäuser leiden unter Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Das betrifft auch Krebsmittel. In einer noch unveröffentlichten Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft, aus der die „Leipziger Volkszeitung“ zitiert, wird auf entsprechende Probleme hingewiesen. Die Kliniken in Bayreuth und Pegnitz betonen aber, aktuell keine Engpässe bei wichtigen Medikamenten zu haben.

 
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Manchmal fehlt ein Medikament. Foto: dpa Foto: red

In einem einzigen Monat werden im Klinikum Bayreuth Medikamente im Wert von rund einer Million Euro benötigt. Die Globalisierung sei einer der Gründe für mögliche Lieferschwierigkeiten, so Andreas Aumann, Pressereferent des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), gegenüber dem Kurier. „Für manche Wirkstoffe, gerade im Bereich Antibiotika, gibt es nur noch einen einzigen Anbieter, meistens in China.“
„Viele Wirkstoffe werden nur noch in China und Indien produziert. Wenn die Wirkstoffe dort nicht lieferbar sind, können weltweit keine Arzneimittel produziert werden“, so Aumann. Die Konzentration dieser industriellen Produktion sei eine Folge des weltweiten Kostendrucks im Gesundheitswesen.

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„Nach allem was wir wissen, sind im Krankenhausbereich zum Teil einige seit langem eingesetzte Krebsmittel betroffen“, so Aumann auf die Frage, ob gelegentlich auch Mittel für die Krebs-Therapie fehlen. Überwiegend seien bestimmte Medikamente aber auch nur nicht in der entsprechenden Packungsgröße lieferbar oder könnten durch gleichwertige Präparate ersetzt werden. Aumann betont: „Generell gilt: Nicht jede Lieferschwierigkeit ist gleich ein Lieferengpass und einzelne Lieferengpässe sind nicht gleich ein allgemeiner Versorgungsengpass.“

Klinikum Bayreuth hat keine Engpässe

Tatsächlich lebensnotwendige Medikamente seien nicht betroffen, betont das Klinikum Bayreuth. Bisher habe das Klinikum alle Medikamente in den georderten Mengen bekommen. Derzeit gebe es daher im Haus keine Engpässe, so Xenia Pusch von der Klinikum-Pressestelle. Die Problematik von Lieferschwierigkeiten sei aber bekannt – vor allem bei sehr neuen Medikamenten zur Tumorbehandlung oder neuen Antibiotika. „Wir können nicht ausschließen, dass es bei dem einen oder anderen Medikament zu Lieferengpässen kommen könnte“, heißt es in der Mitteilung vom Klinikum. Die einzige Möglichkeit, Engpässe auszuschließen wäre demnach, alle Medikamente für ein halbes Jahr vorrätig zu haben. Das sei allein aufgrund der enormen Kosten unmöglich.

Auch in Pegnitz gibt es keine Probleme mit Lieferungen

„Bei uns nicht“, sagt Hannelore Schmidt, Betriebskoordinatorin des Sana Klinikum Pegnitz, am Telefon auf die Frage nach Lieferproblemen bei Medikamenten. Das Pegnitzer Klinikum habe keine eigene Apotheke, sondern bestelle jeden Morgen beim Sana Klinikum Hof. Bis Mittag oder spätestens Nachmittag seien alle benötigten Medikamente da.
Ein freiwilliges Melderegister für vorrätige Medikamente bestehe mittlerweile beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), so Aumann. Die pharmazeutische Industrie plädiere für einen Aktionsplan, um die standortgebundene und mittelständische pharmazeutische Industrie in Deutschland zu stärken und so aus Abhängigkeiten herauszukommen.