Valentin Weintritt, ein Großteil seiner Freunde und Bekannten und eine Vielzahl Bayreuther jeden Alters engagieren sich alle miteinander im Verein „Schoko“, und obwohl es zugegebenermaßen „ein Haufen Arbeit war – das Ergebnis ist wirklich klasse. Wenn ich daran denke, dass hier früher alles kniehoch zugemüllt war und wir uns eine Line freischaufeln mussten, dann ist das hier ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Carmen Cremades stammt aus Spanien, ist beim Verein „Schoko“ angestellt, kümmert sich hauptsächlich um die benachbarte Spielanlage Schanz und gelangte über das Erasmusprogramm im Zuge ihres Kunst- und Design-Studiums nach Bayreuth. „Ich finde, dieser Industrie-Look hat Charme, er passt einfach super zu dem, was hier drin stattfindet. Und was mich immer wieder sehr beeindruckt, ist die Leidenschaft für die Schoko, die uns alle eint.“
Wo früher vermutlich das Lager für die süßen Materialien war, steht heute der Indoor-Skatepark aus Holz. Die Säulen im Innenbereich sind gut gepolstert, und die Holzelemente haben teilweise einen Umzug von der Schoko in die Panzerhalle und zurück in die Schoko hinter sich. Die angrenzenden Räume werden nun als Konzertraum und Café genutzt; in naher Zukunft soll die Schoko-Galerie eine Ausstellung beherbergen. „Die Galerie ist sozusagen zweigeteilt“, erklärt Carmen Cremades. „Auf der einen Seite können Künstler ihre Arbeiten ausstellen, und auf der anderen Seite wollen wir die Poster und Fotos von den Veranstaltungen in der Schoko aufhängen. Das wird dann die Schoko-Chronik!“
Aus der Bauakte der Schokofabrik
Der Fürther Architekt Adam Egerer (1859-1936) entwarf und baute im Laufe seiner Karriere bevorzugt große Geschäftsgebäude in Franken. Sein Stil bewegte sich zwischen Neoklassizismus und gemäßigtem Jugendstil; er ist vor allem für Bauten des Historismus und des Jugendstils bekannt, die das Fürther Stadtbild bis heute prägen. Modernen technischen Konstruktionen gegenüber war er sehr aufgeschlossen.
1909/10 erbaute Egerer für den Bauherrn und Fabrikinhaber Hugo Müller die „Zuckerwaren und Colonialwaren-Großhandlung“ an der „Haltestelle St. Georgen“. Müller hatte seit Mai 1910 auch eine Wohnung an der Westseite des Fabrikgebäudes. Die ursprünglichen Zutaten für den typischen Egerer-Baustil, also beispielsweise die Jugendstil-Vignette in dem flachen Giebel, fehlen leider inzwischen.
Vom Konstrukt her ist die Schokofabrik ein Betonskelett mit Stützen und Unterzügen auf quadratischem Raster. Das Flachdach der Fabrik bestand aus Zementplatten mit Korkisolierung; das Quadratraster ist auch an den Fassaden in Form der betonten durchgehenden Ziegelpfeiler noch gut erkennbar.
Im Erdgeschoss befand sich das große Lager mit Gleisanschluss und Lastenaufzug, eine Fettkocherei, eine Kaffeerösterei und ein Lokomobilen-Raum. Das Obergeschoss war mittig unterteilt in Bäckerei und Bonbonkocherei. Die Bauausführung für die Süßwarenfabrik hatte die Regensburger Firma Alfons Custodis.
Die Ausstattung war für die damalige Zeit sehr modern und entsprach damit ganz dem Stil Egerers. Es gab selbstschließende Brandschutztüren, Dunstabzüge in den Kochereien, Waschräume für die Mitarbeiter und Aufwärmmöglichkeiten für mitgebrachtes Essen.
Die Fabrik war damals der erste Industriebau direkt am Bahnhof St. Georgen und damit auch eine Keimzelle für das spätere Industriegebiet.
Quelle: Dr. Sylvia Habermann, Leiterin des Historischen Museums Bayreuth.