Apple will keine Fahndungslücke für FBI einbauen

Foto: AFP / Josh Edelson Foto: red

Apples Bekenntnis zu unknackbarer Verschlüsselung wird auf die bisher härteste Probe gestellt. Der Konzern will gegen eine Hintertür ins iPhone für das FBI kämpfen. Es geht aber um den Anschlag, in dem ein Paar mutmaßlicher IS-Anhänger 14 Menschen in Kalifornien tötete.

 
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Apple wagt eine Kraftprobe mit der US-Regierung, um die Verschlüsselung seiner iPhones zu verteidigen. Ein US-Gericht forderte vom Konzern die Unterstützung beim Entsperren des Telefons eines der Attentäter von San Bernardino ein. Damit eskaliert die Debatte um Verschlüsselung und Terrorbekämpfung, und der Konzern gerät massiv unter Druck. Apple-Chef Tim Cook kündigte Widerstand gegen die Forderung an. Sie sei ein «beispielloser Schritt, der die Sicherheit unserer Kunden gefährdet», schrieb er in einem offenen Brief.

Die Ermittler kennen das Passwort für das iPhone des Angreifers nicht, und Apple solle den Behörden «angemessene technische Unterstützung» zum Entsperren des Telefons bieten, erklärte die kalifornische Richterin Sheri Pym am Dienstag. Es geht vor allem um die Aufhebung der Funktion, die alle Daten des Geräts löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wurde. Außerdem solle Apple es der Bundespolizei FBI ermöglichen, die Passwörter nicht über den Bildschirm, sondern über elektronische Schnittstellen einzugeben. Damit könnten die Ermittler deutlich schneller verschiedene Kombinationen ausprobieren, um die richtige zu finden.

Verschlüsselung soll nicht ausgehebelt

Apple betont stets, dass der Konzern derzeit technisch nicht in der Lage sei, die Verschlüsselung der Geräte und Daten auszuhebeln und auf viele Informationen der Nutzer überhaupt zuzugreifen. Dazu gehören unter anderem Kurzmitteilungen aus Apples SMS-Alternative iMessage, zumindest solange sie nicht im hauseigenen Online-Speicherdienst iCloud gesichert werden.

Wie andere Technologie-Unternehmen wehrt sich Apple vehement gegen Forderungen nach «Hintertüren» für Behörden. Das Argument ist, dass solche Lücken nicht nur von der Regierung, sondern auch von Kriminellen ausgenutzt werden könnten. Ranghohe Ermittler und einige US-Politiker warfen den Unternehmen bereits vor, die Aufklärung von Verbrechen zu behindern.

Cook betonte am Mittwoch, Apple habe das FBI wie vorgeschrieben unterstützt und den Ermittlern die dem Konzern vorliegenden Daten zur Verfügung gestellt. Apple habe keine Sympathie für Terroristen. «Aber jetzt hat die US-Regierung nach etwas gefragt, was wir einfach nicht haben - und auch zu gefährlich finden, es zu erschaffen. Sie haben uns gebeten, eine Hintertür zum iPhone zu entwickeln.» In den falschen Händen könnte eine solche Software - «die heute nicht existiert» - jedes iPhone entsperren, das jemand in seine Gewalt gebracht habe, warnte Cook.

Das iPhone, um das es geht, war von Syed Rizwan Farook genutzt worden, der gemeinsam mit seiner Frau Anfang Dezember 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino erschoss. Das Paar, das die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unterstützt haben soll, starb in einem Gefecht mit der Polizei. Das Telefon gehört der lokalen Behörde, bei der Farook arbeitete, diese kennt aber das Passwort nicht.

Apple solle Software nach Wünschen des FBI gestalten

Das FBI schlug vor, Apple solle die Software so gestalten, dass sie nur auf dem einen Telefon mit der entsprechenden Seriennummer laufen könne. Doch so einfach sei das nicht, konterte Cook. «Wenn sie einmal erschaffen wurde, könnte diese Methode immer und immer wieder angewendet werden, auf einer beliebigen Anzahl von Geräten.» Er verglich das mit einem Schlüssel, der Hunderte Millionen Türen von Restaurants über Banken bis hin zu Wohnhäusern öffnen könnte.

Der Schritt könne auch angesichts der rechtlichen Begründung in einem Gesetz von 1789 «gruselige» Folgen haben, warnte Cook die Kunden. «Die Regierung könnte diese Verletzung der Privatsphäre ausweiten und fordern, dass Apple Überwachungs-Software entwickelt, die Ihre Nachrichten abfängt, sich Zugang zu Ihren Gesundheits- oder Finanzdaten verschafft, Ihren Aufenthaltsort verfolgt oder sogar ohne Ihr Wissen auf Kamera oder Mikrofon Ihres Telefons zugreift.»

In Deutschland fand Cooks Position Zustimmung bei der Vorsitzenden des Bundestags-Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz, Renate Künast. «Es kann nicht sein, dass die US-Behörden den Unternehmen nahelegen, in die Verschlüsselungen Hintertüren einzubauen, um trickreich an die Daten der Menschen zu kommen», kritisierte die Grünen-Politikerin. Dies zeige auch, dass sich die EU bei den neuen Safe-Harbor-Regeln «nicht über den Tisch ziehen lassen» dürfe.

Apple konnte früher iPhones entsperren, in den neueren Versionen des Betriebssystems iOS wurde diese Möglichkeit aber verbaut. Unter anderem ging es dabei auch darum, die Nutzung von iPhones nach einem Diebstahl unmöglich zu machen.

dpa

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