Anwohner kämpfen gegen drei Bauplätze und Garage für 16 Autos – Stadträte sollen kommen Lindigstraße: Protest gegen Baugebiet

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Sie wohnen im Grünen. Sie haben dafür einst mehr bezahlt als im Baugebiet nebendran. Eine bewusste Entscheidung für die Lindigstraße. Jetzt allerdings sehen die Anwohner der Lindigstraße ihre Wohn-Idylle bedroht. Durch ein Bebauungsplan-Änderungsverfahren, das der Stadtrat gegen den Willen der Verwaltung durchgedrückt hat. Dagegen wehrt sich jetzt fast die ganze Lindigstraße.

 
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Erich Feder, Jürgen und Simone Schamel und Tula Oßwald (von links) vertreten die Anwohner der Lindigstraße. Sie sagen: Sie wollen das Grün erhalten in ihrem Baugebiet. Weder für eine große Garage noch für drei zusätzliche Häuser auf einer Obstwiese sei Platz. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Ausgangslage

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Im vergangenen Jahr, sagt Simone Schamel, die für die Anwohner der Lindigstraße spricht, sei ein Bayreuther auf eine Familie in der Lindigstraße zugegangen, habe ihre Unterschrift haben wollen, weil er plante, eine Garage für 16 Fahrzeuge zu bauen. Auf einem Grünstreifen zwischen dem Bolzplatz, den die Anwohner Lindig-Arena nennen, und einer großen Fläche mit drei Obstgärten. Die Zufahrt würde über einen Parkplatz an der Thermenallee geregelt. Die Garage solle halb versenkt in den Hang gebaut werden, mit begrüntem Dach.

Im Januar legt Ulrich Meyer zu Helligen, der Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt, in Vertretung des Stadtbaureferenten Hans-Dieter Striedl dem Bauausschuss eine Planung für Lindig vor. Aus dem Obstgarten sollen drei Baugrundstücke werden. Auf Antrag der Eigentümer. Die Verwaltung, sagte Meyer zu Helligen, empfehle dem Bauausschuss, das Ansinnen abzulehnen. Die Fläche sei als Biotop kartiert. Man wolle „keinen Präzedenzfall für die Flurstücke nördlich der Thermenallee schaffen“. Von der Garage ist in der Sitzung erst einmal nicht die Rede, bis der Distriktsvorsteher Klaus Becher einen Hinweis darauf gibt. Der Bauausschuss erteilt der Verwaltung mehrheitlich den Auftrag, ein Flächennutzungsplan- und Bebauungsplanänderungsverfahren zu starten.

Die Anwohner

Als das Flächennutzungsplan- und Bebauungsplanverfahren im Amtsblatt der Stadt veröffentlicht wird, legen die Anwohner Einspruch ein. Schriftlich. Und sie wehren sich in einem Schreiben an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe gegen einen Antrag der BG-Fraktion, in dem behauptet wird, die Anwohner der Lindigstraße wären kompromissbereit, wenn die Fahrzeughalle nicht kommen würde. „Das stimmt überhaupt nicht“, sagt Simone Schamel am Dienstag vor Ort in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Die Anwohner der Lindigstraße wollen überhaupt nicht, dass gebaut wird. Weder eine große Garage. Noch auf den Obstgartengrundstücken. „Wir wollen, dass die Natur hier erhalten bleibt“, sagen Simone Schamel, ihr Mann Jürgen und die Anwohnerin Tula Oßwald.

Als sie sich damals für eines der 16 Grundstücke interessiert hätten, habe man ihnen gesagt, es handle sich um „Filetstücke mitten in der Natur im Umfeld der Therme“. Mit lockerer Bebauung, großen Gärten. Deshalb seien die Grundstücke auch teurer als die anderen, die ein Stück weiter Richtung Seulbitz fast zeitgleich ausgewiesen wurden. Entsprechend würden auch strenge Vorgaben gelten. „Gewerbe geht nicht, selbst Büronutzung ist nicht möglich“, sagt Schamel. In einem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, schimpft Anwohner Hans-Ludwig Raabe: Würde man in dem „hochwertigen Baugebiet, das die Stadt selbst als Filetstück bezeichnet“, eine große Garage zulassen, passe das „wie die Faust aufs Auge“. Als ehemaliges Seulbitzer Gemeinderatsmitglied, schreibt Raabe, „frage ich mich öfter, ob die Entscheidung für Bayreuth damals von uns richtig war“.

Die Anwohner sagen, sie fürchten nicht nur eine Minderung des eigenen Grundstückswerts durch eine Abwertung von reinem in allgemeines Wohngebiet. Sie fürchten auch, dass der Schutz vor der viel befahrenen Seulbitzer Straße, den die Obstgärten und die dichte Hecke des aktuell noch als Biotops ausgewiesenen Gartenstreifens biete, wegfallen würde. „Man würde dort Tabula rasa machen, der Schutz wäre weg“, sagt Tula Oßwald. „Und selbst wenn man für die Garage eine private Nutzung festlegen würde. Wer sagt uns, dass das dauerhaft nur Autos sind. Ein Motorrad-Club wäre auch eine private Nutzung“, fürchtet Jürgen Schamel. Ein weiteres Argument: Die beiden Baugrundstücke, auf denen aktuell der Bolzplatz – angelegt in Eigenregie – ist, werden noch bebaut. Noch mehr Häuser würden nicht nur eine „Zerstörung des Biotops und des Grüngürtels um die Therme und am östlichen Rand des Rotmaintals“ nach sich ziehen. So formulieren es die Anwohner in ihrem Einspruch gegen das Bebauungsplanverfahren. Zudem habe man den Eindruck, dass viele Stadträte gar nicht wüssten, worüber sie beschlossen haben. Deshalb haben die Lindiger für 12. September alle Fraktionen eingeladen, um ihre Einwände vorbringen zu können, sagt Simone Schamel. Und zu zeigen, was verloren gehen würde, wenn man Bauland ausweisen würde. „Drei Zusagen haben wir schon“, sagt die Initiatorin.

Die Verwaltung

„Wir wollten die Siedlungsentwicklung in der Lindigstraße nicht weiter fortführen“, sagt Ulrich Meyer zu Helligen auf Anfrage unserer Zeitung. Deshalb habe er auch damals vorgeschlagen, den Bebauungsplan nicht zu ändern. Dass der Bauausschuss den Verwaltungsvorschlag kassierte, habe er „so eindeutig nicht erwartet“, sagt der Leiter des Stadtplanungsamts. Beim Entwurf für die Änderung der Pläne habe man versucht zu reagieren: „Es soll ein breiter Biotop-Streifen bleiben, die Baurechte sind sehr eng begrenzt“. Allerdings sei das Verfahren noch offen: „Die Schreiben und Anregungen der Anwohner sind bei uns eingegangen. Das wird jetzt im Verfahren gewürdigt. Der Stadtrat hat das Verfahren in der Hand“, sagt Meyer zu Helligen. „Und weil das auch in Ruhe gewürdigt werden soll, war das nichts für den Ferienausschuss, sondern soll in den Bauausschuss und den Stadtrat." In Kürze. Und nach der öffentlichen Auslegung der Pläne noch einmal.