Anna-Amalia-Bibliothek Aus Asche bergen lernen

Margherita Gulluscio, Werkstattleiterin, und Veronika Lamprecht, Angestellte, arbeiten in der Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar. In Kooperation mit der Hochschule soll die Funktion der Restaurierungswerkstatt mit Eröffnung einer Lehrwerkstatt erweitert werden. Studierende lernen hier, von Feuer geschädigte wertvolle Bücher mittels eines in der Werkstatt entwickelten Verfahrens zu sichern. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa Quelle: Unbekannt

WEIMAR. 2004 gingen in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar wertvolle historische Schriften in Flammen auf. Längst gibt es aber eine Werkstatt zur Restaurierung der geretteten Bücher - jetzt soll dort Fachwissen an neue Generation weitergegeben werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Studierende lernen in der Restaurierungswerkstatt der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar nun, von Feuer geschädigte wertvolle Bücher zu erhalten. Eine Kooperation ermöglicht es nun Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) jeweils 14 Tage in der Werkstatt mitzuarbeiten, teilten die Klassik Stiftung Weimar und die Hochschule am Mittwoch mit. Die Studierenden sind beteiligt, historische Buchfragmente mittels eines in der Werkstatt entwickelten Verfahrens zu sichern.

Eine neue Stufe der Professionalisierung werde mit der Zusammenarbeit erreicht, sagte Stiftungspräsident Hellmut Seemann. Wissen werde nachhaltig an die nächste Generation weitergegeben.

Ein Brand in der zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Bibliothek hatte 2004 Tausende Bücher zerstört oder beschädigt. Von 25.000 schwer beschädigten Büchern sind Fragmente ohne Einbände übrig. Das Verfahren in der Werkstatt ermöglicht, dass bis 2028 vermutlich 1,5 Millionen beschädigte Blätter gesichert und restauriert werden. Bis 2018 sei das bei mehr als 800.000 Blatt gelungen, hieß es bei der Stiftung. Diese stecken in konservatorischen Einbänden und können wieder gelesen werden.

Die Seitenränder der sogenannten «Aschebücher» sind etwa vom Feuer verkohlt und daher fragil. In der Werkstatt werden die Blätter in routinierten Handgriffen von Verunreinigungen befreit, stabilisiert und Fehlstellen ausgebessert.

Die Herangehensweise in der Werkstatt ist auch deshalb besonders, weil sie die Abarbeitung der schieren Mengen an beschädigtem Kulturgut ermöglicht und die Blätter aber in gleichbleibender Qualität gesichert werden. In Anbetracht der Mengen könnten aufwendige Einzelrestaurierungen nicht helfen, so die Experten.

Künftig sei es auch denkbar, dass Werkstatt öffentliche und kirchliche Einrichtungen wie Museen, Archive und andere Bibliotheken, als Dienstleister dabei unterstützt, deren Schriftgut zu sichern, hieß es bei der Stiftung. Die Zusammenarbeit mit der HAWK sei auch deshalb naheliegend, weil sie den Angaben nach aktuell die einzige Hochschule in Deutschland ist, die in der Lehre die Mengenbehandlung von Schriftgut bei Restaurierung und Konservierung berücksichtigt.

Wie die Stiftung am Mittwoch auch mitteilte, ist die Restaurierungsarbeit für die Anna-Amalia-Brandbücher nun bis 2028 mit neun Millionen Euro weiter gesichert. Der Bund, das Land Thüringen, aber auch zahlreiche Stiftungen und Spender sind Geldgeber.

Autor

Bilder