Widerstand gegen Sparpläne
Europas größter Autobauer hatte am Montag angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Betriebsbedingte Kündigungen und sogar die Schließung ganzer Werke, die bei VW bisher ebenfalls Tabu waren, werden nicht länger ausgeschlossen.
"Das rüttelt an den Grundfesten der Zusammenarbeit im Unternehmen", sagte Gröger. Das werde die IG Metall nicht hinnehmen. "Die Beschäftigten sind nicht die Verursacher der Probleme, in denen das Unternehmen jetzt steckt." Schuld seien vor allem Managementfehler und eine falsche Modell- und Elektrostrategie. "Insofern können und werden wir nicht akzeptieren, dass die Lösung dieser Probleme auf den Rücken der Beschäftigten ausgetragen sind."
Weil erwartet keine Werkschließungen
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil forderte Volkswagen erneut auf, Werksschließungen zu vermeiden. Es müsse vorher über Alternativen gesprochen werden, sagte der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, dem Sender NDR Info. Zu konkreten Lösungsansätzen wollte er sich noch nicht äußern. Auch Weil erinnerte dabei an die Krise 1993/94. Wie damals müsse man auch nun schauen, "dass die Lasten angemessen verteilt werden zwischen allen Beteiligten", so Weil. "Und ich glaube, am Ende könnte so etwas auch diesmal wieder die Grundlage dafür sein, dass man sich verständigen kann."
Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte im VW-Konzern. Weil und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen für das Land im Aufsichtsrat. Zusammen mit den Arbeitnehmervertretern haben sie dort die Mehrheit, bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Veto-Recht.
Ifo-Expertin trotz Krise zuversichtlich
Trotz Krise und mieser Stimmung in der deutschen Autoindustrie sieht Ifo-Expertin Anita Wölfl keinen Grund, die Branche abzuschreiben. "Es ist nicht die erste Krise, durch die die Automobilindustrie durch muss", sagt die Wirtschaftsforscherin. Und es werde auch nicht die letzte sein. In der Vergangenheit habe die Autoindustrie sich in Krisen sehr resilient und stark bei Innovationen gezeigt, betont Wölfl.
Diese Anpassungsfähigkeit habe man beispielsweise im Umgang mit den Lieferkettenschwierigkeiten der vergangenen Jahre oder bei der Entwicklung der Patente zum Elektro-Antriebsstrang gut sehen können. Insgesamt habe die deutsche Autoindustrie bei der Elektromobilität aber sehr spät reagiert, moniert sie.
VDA-Chefin fordert bessere Standortbedingungen
Die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, verwies dagegen vor allem auf Strukturprobleme, die der Branche in Deutschland das Leben schwer machten. "Die Energiekosten sind zu hoch, die Unternehmen werden in Bürokratie erstickt, die Arbeitskosten sind auch höher als in anderen Regionen", sagte Müller am Rande einer Pressekonferenz zur bevorstehenden Nutzfahrzeug- und Logistikmesse IAA Transportation in Hannover.
"Wenn immer gefragt wird, warum bauen andere Länder günstigere Autos, dann hat das genau mit diesen Themen zu tun", so Müller. Das liege nicht in der Hand und der Verantwortung der Hersteller. "Wir wollen hier weiter die deutsche Automobilindustrie präsentieren, aber dafür brauchen wir international wettbewerbsfähige Standortbedingungen." Zur aktuellen Situation bei Volkswagen wollte sie sich nicht konkret äußern.