Am Sendelbach: "Es wird Tote geben"

Von Thorsten Gütling

Die Unternehmer sagen, bald seien sie soweit. Bald hätten sie genügend Unterschriften gesammelt um einen Antrag an den Stadtrat stellen zu können. Der soll eine Entscheidung des Bauausschusses zurücknehmen, wonach vom Hohenzollernring bald nicht mehr in die Straße Am Sendelbach abgebogen werden darf. Nach Meinung der Unternehmer ist dieses Verbot brandgefährlich.

Weil sie das vom Bauausschuss beschlossene Abbiegeverbot am Sendelbach für gemeingefährlich halten, sammeln Unternehmer jetzt Unterschriften dagegen. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Ein Prozent der Bürger muss unterschreiben. In Bayreuth sind das etwa 730 Menschen. Bürgerantrag nennt sich das Instrument, mit dem Bürger ihre Anliegen dem Stadtrat vortragen können. 650 Unterschriften habe man bereits in sieben Tagen gesammelt, sagt Tobias Niklas vom Gesundheitscenter Niklas. Noch eine Woche länger, dann soll die Sammlung abgeschlossen sein.

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Niklas ist einer von drei Anrainern der Straße Am Sendelbach, die gegen den Entschluss des Bauausschusses rebellieren. Gegen den Plan, das Abbiegen vom Hohenzollernring künftig zu verbieten. Gegen den Beschluss, dass wer in die Tiefgarage des Rotmaincenters oder auf den Parkplatz der Stadtwerke will, künftig einen Umweg über die Kulmbacher Straße fahren muss. Nach Ansicht einer Mehrheit im Bauausschuss soll das das Leben der Fußgänger und Radfahrer in der Straße Am Sendelbach und an der Ampel vor der Glaserei Sturm sicherer machen.

 

„Die ganze Sache ist aber nicht durchdacht“, sagt Niklas. In der Kulmbacher Straße werde es künftig zu dem Stau stadteinwärts auch noch einen Stau stadtauswärts geben, befürchtet er. Lastwagen müssten über die Gegenspur ausholen, um von der Kulmbacher Straße überhaupt in Richtung Rotmaincenter abbiegen zu können. Und das, obwohl der Gegenverkehr wegen der Brücke über die Mistel gar nicht richtig einsehbar sei.

Georg Fischer, der Geschäftsführer der Glaserei Sturm, prophezeit gar: „Es wird Tote geben“. Die Radfahrer müssten in Höhe der Brücke künftig zwischen noch mehr Autos die Kulmbacher Straße queren. „Das ist nicht nur grob fahrlässig, das ist gewollte Körperverletzung“, sagt Fischer. Ganz abgesehen davon, dass man jedes Gramm Kohlenstoffdioxid einzusparen versuche, dann die Autos aber auf eine Extratour durch die Stadt schicke.

Claus-Dieter Vogel, der am Sendelbach ein Versicherungsbüro betreibt, befürchtet, dass Radler sich künftig in trügerischer Sicherheit wähnen, während sie von Autos, die aus der Tiefgarage kommen „abgeschossen“ würden.

Kritik auch aus dem Rotmaincenter

Das befürchtete auch Isabel Belka, die Managerin des Rotmaincenters. Außerdem könnten Läden, die über die Straße Am Sendelbach beliefert werden, Probleme bekommen. Und Frust bei Auswärtigen, die den Weg seit Jahren gewohnt seien, sei programmiert. „Wir wären froh, wenn es bliebe, wie es ist“, sagt Belka daher. Sie bedauert, dass die Stadt die bereits 2016 geäußerten Bedenken nicht ernstgenommen habe. Die Stadt habe damals versichert, vor einer Entscheidung noch einmal Rücksprache mit den Anrainern zu halten.

Das sagen auch Niklas, Fischer und Vogel. Tatsächlich hätten sie dann aus der Zeitung erfahren, dass die Sache entschieden sei.

"Alle Knoten wurden untersucht"

Dieser Darstellung widerspricht die Stadt. Dort heißt es, die Bedenken der Anlieger seien, genauso wie ein externes Verkehrsgutachten, in die Pläne eingeflossen und dem Bauausschuss bereits im Juli vergangenen Jahres in öffentlicher Sitzung vorgelegt worden. Die Entscheidung wurde dort zunächst vertagt, im November aber schließlich getroffen.

Den Bedenkenträgern, allen voran aus der CSU-Fraktion, wonach die Kulmbacher Straße für den Mehrverkehr nicht ausgelegt sei, hatte Stadtbaureferentin Urte Kelm entgegnet: „Alle Knoten wurden untersucht und für gut befunden.“ Mit den Worten „da werden Kinder gefährdet, und zweimal rechts abbiegen kann man den Autofahrern schon zumuten“, erklärten nach SPD und FDP schließlich auch die Grünen ihre Zustimmung zum Abbiegeverbot.

Die Bayreuther Gemeinschaft war sich uneins, die CSU stimmte dagegen. Umgesetzt sei das Abbiegeverbot bislang nur aufgrund der winterlichen Witterung nicht, heißt es auf Nachfrage bei der Stadt.

Au einem kleinen Problem soll kein großes werden

Dass sie künftig schlechter erreichbar seien und wirtschaftliche Nachteile fürchten, sei nicht ihr Motiv, versichern die Unternehmer. „Im Gegenteil: Ich könnte einen Stand auf der Straße eröffnen und Unfälle aufnehmen“, sagt Versicherungsmakler Vogel. Fischer und Niklas sagen: „Wer zu uns will, der findet uns.“

Man wolle verhindern, „dass aus einem kleinen Problem ein großes wird“, sagt Fischer. Und niemand hätte etwas dagegen, die Situation für Radfahrer zu verbessern. Nur gebe es bessere Wege in die Stadt: über die Hindenburgstraße und über die Austraße samt Passage am Unteren Tor.