Die Frage der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers einer möglichen Vergewaltigung kann einen überaus spannenden und filmfüllenden Konflikt bieten, voll von Emotion, Aufklärung und Brisanz. Was glaubt man, was sieht man, und sollte man immer dem trauen, was man wahrnimmt? Aber der Stuttgarter «Tatort» kann sich nicht so recht entscheiden, ob er die Ermittler zum Fahndungserfolg im Mordfall führen oder den Konflikt mit gebührender Tiefe behandeln soll.
So pendelt er etwas unentschieden hin und her, streut noch ein wenig Lannert-Liebeskummer und Gassigang hinein und bietet wenig inspirierende Dialoge («Ist das jetzt Gerechtigkeit?» «Tja, zumindest ist es die Wahrheit.») in mal mehr, meist weniger gelungenem schwäbischem Akzent. Ausgefallen dagegen die Idee, mögliche Versionen der mörderischen Momente jener Firmenfeier-Nacht nicht nur zu beschreiben, sondern in gespielten Szenen zu zeigen. Regie führte Rudi Gaul, der mit Katharina Adler auch das Drehbuch schrieb.
Auffallend ist Gauls Hommage an den Erotik-Thriller «Basic Instinct» (1992): das bisexuelle vermeintliche Opfer in engem weißen Rolli beim Verhör und der Eispickel als Tatwaffe, der zerschlagene Eisklumpen als Getränkekühler und der ermittelnde Kommissar im Gefühlstaumel.