Allein mit Kind und ohne Wohnung Wieso immer mehr Frauen in Bayreuth ins Frauenhaus gehen

Von Özgül Yuca

Bundesweit ist die Nachfrage nach Plätzen in den Frauenhäusern gestiegen - auch in Bayreuth. Doch das ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Die Leiterin des Frauenhauses in Bayreuth sagt, nicht die häusliche Gewalt habe zugenommen, sondern die Frauenhäuser seien in der Öffentlichkeit bekannter geworden.

 
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Für viele Frauen, die daheim Gewalt ertragen müssen, ist das Frauenhaus der letzte Ausweg. Foto: Wittek Foto: red

Seit einigen Jahren sei die Nachfrage an Frauenhäuser bundesweit besonders hoch. Auch das Bayreuther Frauenhaus hat keine freien Plätze mehr. „Ich denke, die Nachfrage nach den Frauenhäusern ist gestiegen, weil die Öffentlichkeitsarbeit besser geworden ist. Mehr Frauen wissen jetzt, dass es Frauenhäuser gibt“, sagt Christine Ponnath, Leiterin des Frauenhauses in Bayreuth. Es werde öfter über das Thema gesprochen. Zudem trauten sich mittlerweile auch ältere Frauen, ins Frauenhaus zu gehen. Früher, so Ponnath, haben viele Frauen es als nicht angemessen empfunden, ihren Mann einfach zu verlassen. „Auch vom wirtschaftlichen Aspekt her wäre es schwierig gewesen“, sagt Ponnath. Kein Mann - kein Geld.

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Wer kein Platz bekommt, wird auf die Warteliste gesetzt

Im Bayreuther Frauenhaus ist Platz für zehn Personen. Die Anzahl richtet sich nach bayerischen Richtlinien. Die besagen, dass je 10000 Bewohner ein Platz im Frauenhaus verfügbar sein muss. Oft bleiben die Betroffenen lange im Frauenhaus und besetzen somit die Plätze. „Mindestens drei bis fünf Monate bleiben die meisten. Einige bleiben sogar mehrere Jahre“, so Ponnath. Ein großes Problem sei der angespannte Wohnungsmarkt in Bayreuth. Für Frauen mit Kindern sei es schwierig, eine Wohnung zu finden.

„Wenn das Frauenhaus voll ist, gibt es die Möglichkeit, auf die Warteliste zu kommen“, sagt die 51-Jährige. Oft lösen sich die Probleme der Frauen in dieser Zeit. Es werden alternative Lösungen gefunden, wie beispielsweise ein Platz in einem anderen Frauenhaus oder Unterkunft bei Freunden und Verwandten. „Manchmal entscheiden sich die Frauen leider dazu, doch bei ihrem Mann zu bleiben. Das finde ich weniger gut“, sagt Ponnath.

Allerdings seien nicht unbedingt mehr Plätze im Frauenhaus nötig. Besser wäre ein weiteres Frauenhaus, in dem es eine spezielle Betreuung gibt. Denn oft kämen Frauen in das Bayreuther Frauenhaus, die über die Jahre sehr starke Belastungen erfahren mussten. Das führe oft zu psychischen Problemen. Doch das Personal im Frauenhaus ist für solche Fälle nicht ausgebildet, kann den leidenden Frauen nicht psychologisch helfen. "Wir können die Frauen nicht einfach zur Behandlung ins Bezirkskrankenhaus schicken“, sagt Ponnath. Wenn es die Gewalttätigkeit des eigenen Partners war, die die Psyche schädigt, braucht man besondere Hilfe, sagt Ponnath.

Foto: Wittek