Albert-Schweitzer-Schule ASS: Noch ein Jahr – geht gar nicht

Das dauert noch: Die Albert-Schweitzer-Schule (ASS), deren Schadstoff-Sanierung umfangreich und der Zustand maroder als angenommen war, hat noch einige Monate des Baus vor sich. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Ein Architekt in Sack und Asche – und ein Bauausschuss, der die Welt nicht mehr versteht: Die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) hätte eigentlich zum bereits begonnenen Schuljahr bezugsfertig sein sollen. Dass der Architekt jetzt sogar im schlimmsten Fall mit einer Übergabe zum neuen Schuljahr planen will, schmeckt weder dem Bauausschuss noch der Verwaltung.

 
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Bayreuth - Dicke Luft im Bauausschuss. Das hat zwei Gründe: Die Sanierung der Albert-Schweitzer-Schule (ASS) dauert noch einmal länger als geplant. Und sie wird noch einmal – wenn auch nur minimal – teurer als geplant. Der Architekt Roland Schuster von GS-Architekten aus Passau geht in Sack und Asche – nennt aber auch mehrere Gründe, die er nicht in seinem Verantwortungsbereich sieht, wie er in der genau einstündigen Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt sagt.

Vor einem halben Jahr noch guter Dinge

Schuster sagt vor den Mitgliedern des Bauausschusses, er sei am 16. März, seinem letzten Besuch vor dem Gremium, „guter Dinge gewesen, die Schule fertig zu kriegen“. Und zwar zum neuen Schuljahr, das vor einer Woche begonnen hat. Vor Ort sieht das ganz anders aus: Baustelle, so weit man blickt. Die Baustelle laufe, sie sie auch in weiten Teilen weit gediehen, sagt Schuster. Aber: Unter anderem habe es zum Teil dramatische Liefer-Engpässe gegeben. Artikel wie Dämmstoffe – „eigentlich Standard-Artikel“ – hätten statt einem Tag Lieferzeit plötzlich 14 Wochen. Auf die 100 Türen, am 5. Juli bestellt, werde man bis Anfang Dezember warten, wenigstens die Zargen kämen Ende Oktober. So zumindest der Plan.

Turnhalle braucht noch länger

Und die Turnhalle, deren Dach das Sorgenkind sei, werde auch nicht Ende des Jahres 2021 – wie das große Schulgebäude – fertig, sondern wohl erst im Juni 2022. Würden alle Puffer ausgereizt, wäre zum Schuljahr 2022/23 alles fertig. Zu Kosten von 17,3 statt 17,1 Millionen Euro. Allein in diesem Jahr seien im ersten Quartal die Baukosten um 5,5 Prozent „explodiert“, wie Schuster sagt, im zweiten Quartal noch einmal um 4,1 Prozent. „Das habe ich in 30 Jahren als Architekt noch nicht erlebt.“

OB: Entsetzen über Ablauf des Projekts

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) äußert sich „entsetzt über den Ablauf des Projekts. Viele Sachen hätten hier ganz anders angeschoben werden müssen“, wie er sagt. Die Stadträte schließen sich Ebersberger ebenso an wie den Worten des SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Bauske (SPD), der es „schlicht ernüchternd“ nennt, was der Architekt vorgetragen habe, „das macht sprachlos“. Was die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Steininger unterstreicht, Georg Kämpf (BG) nennt es sogar „eine Katastrophe“, würden die Kinder ein ganze Schuljahr länger in den Containern bleiben müssen. Der von Gert-Dieter Meier (DU) geforderte Plan B sieht für Schuster so aus: „Wir setzen alles daran, dass die Schule im laufenden Betrieb in dem Schuljahr umziehen kann.“ Voraussetzung: Die notwendigen Abnahmen von Tüv und Brandschutz müssen eingetütet werden. Der Bauausschuss folgt einstimmig dem Beschluss der Verwaltung, der einen als zentralen Punkt beinhaltet: „Eine Inbetriebnahme des Schulgebäudes zu Beginn des Schuljahres 2022/23 wird nicht akzeptiert.“

In die Container gut eingelebt

An der ASS selbst hat man sich inzwischen mit der Situation arrangiert, sagt der Schulleiter Ulrich Zahn am Dienstag auf Anfrage des Kuriers. „Grundsätzlich haben wir uns in die Container sehr gut eingelebt.“ Die Container seien „sehr komfortabel“. Allerdings gebe es „ein paar Abers“, wie Zahn es formuliert, die den Umgang mit der Situation nicht an jeder Stelle einfach machen würden: da der Neubau der Schule der Ort ist, der von der Sanierung nicht betroffen ist, ist der Ganztagszug dorthin ausgelagert. „Auch wenn der Weg dorthin nur fünf Minuten dauert, macht es Absprachen umständlich, die Lehrkräfte müssen immer für organisatorische Dinge zu den Containern herauf kommen.“

Viele Materialien ausgelagert

Zudem seien Arbeits-Materialien wegen der Baustelle ausgelagert, manche – eigentlich nötigen – Versuche in Physik oder Chemie könne man nicht machen, weil es an Lagerplatz in den Containern mangelt. „Und wir vermissen natürlich unsere eigene Schulturnhalle“, nennt Zahn das letzte Aber. Auf die Fertigstellung der Schule und die „wirklich schöne Generalsanierung“, was jetzt schon erkennbar sei, freue sich nicht nur er, sagt der Schulleiter, der jedoch „kein konkretes Fertigstellungs-Datum“ kenne, wie er auf Nachfrage sagt. „Ich vermeide auch nachzufragen.“

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