Aktion „bodenständig“ Wo der Boden ins Rutschen kommen kann

Peter Rauscher
Starkregen hat den Ackerboden weggeschwemmt: Das Bild, mit dem Michael Link in seinem Vortrag die Risiken der Bodenerosion am Rödlasberg veranschaulichte, hat Landwirt Christian Wunderlich im Jahr 2018 aufgenommen. Foto:  

Der Klimawandel mit seinen Wetterextremen gefährdet wertvolle Ackerböden. Auch für Menschen kann es gefährlich werden, wenn ganze Hänge ins Rutschen kommen. In Bad Berneck, umgeben von vielen steilen Hängen, sind die Risiken jetzt analysiert worden. Es gibt viel zu tun.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Diesen Herbst ist nochmal alles gut gegangen. (Noch) kein Starkregen, keine Überflutung, kein Erdabgang an den zahlreichen Hängen rund um Bad Berneck. Dabei hätte nach dem erneut extrem trockenen Sommer im Fall eines tagelangen Starkregens - wie vor eineinhalb Jahren im Ahrtal - „viel passieren können“, sagt Umweltplaner Michael Link. Er hat im Auftrag des Amts für ländliche Entwicklung in Bamberg den Raum Bad Berneck, Goldkronach und Bindlach auf Risikopotenziale für Bodenerosion und Gefahr durch Starkregen untersucht – und ist mehrfach fündig geworden.

Ergebnisse der Risikoanalyse

Die Stadt Bad Berneck beteiligt sich seit 2019 zusammen mit den 13 anderen Gemeinden der Ile Fränkisches Markgrafen- und Bischofsland an der Initiative „bodenständig“. Ziel der Initiative der bayerischen Ämter für ländliche Entwicklung ist der Boden- und Gewässerschutz in der Fläche. Die Ergebnisse seiner Risikoanalyse für Bad Berneck stellte Link am Mittwochabend in einer öffentlichen Sondersitzung des Stadtrats vor.

„Großer Handlungsbedarf“

Das Ergebnis vorweg: „Großen Handlungsbedarf“ sieht Link für die Stadt und die Landwirte, denen die Wiesen und Äcker im Stadtgebiet gehören. Allein 46 Maßnahmeschwerpunkte hat der Gutachter nach seinen Begehungen in Bad Berneck ausgemacht.

Ackerboden mitgerissen

Worum es der Initiative geht, erklärte Daniel Spaderna, beim Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg zuständig für das Projekt „bodenständig“: Die Wetterextreme nehmen bekanntlich zu. Es gebe immer längere Phasen mit extremer Trockenheit und dann Starkregen. Die ausgetrockneten harten Böden können dieses viele Wasser auf einmal nicht aufnehmen, die Wassermassen strömen deshalb an den Oberflächen die Hänge hinunter, reißen den wertvollen Ackerboden mit, können ganze Hänge ins Rutschen bringen und möglicherweise auch Wohnhäuser gefährden. „Boden und Wasser sollen bleiben, wo sie hingehören“, sagte Spaderna.

Machbares jetzt tun

Die Initiative „bodenständig“ befasse sich nicht wie Wasserwirtschaftsämter mit Großprojekten wie hohen Staumauern, sondern wolle dazu anregen, das Machbare jetzt zu tun. Es handle sich ausschließlich um freiwillige Maßnahmen, für die es auch Fördermöglichkeiten gebe, betonten Spaderna, Link und auch Bürgermeister Jürgen Zinnert an die Adresse der Landwirte mehrfach und sicherte ihnen Beratung bei den unter Umständen sehr komplexen Maßnahmen zu.

Was getan werden kann

Was Landwirte tun können, ist, die „Regenverdaulichkeit“ ihrer Böden zu verbessern, damit Wasser besser gespeichert werden kann: Auf die Bodenstruktur achten, damit genügend Humus und Kalk im Boden ist; Flächen nicht brachliegen lassen, sondern Zwischenfrüchte anbauen; den Pflugeinsatz auf das Nötigste beschränken; Erosionsschutzstreifen anlegen, die dennoch landwirtschaftlich genutzt werden können.

Damit Wasser besser abläuft, können zum Beispiel bestehende Wassergräben besser gepflegt und neue angelegt werden, Wege saniert und gegebenenfalls aufgehöht werden, um eine Überspülung zu verhindern, Rückhaltebereiche eingerichtet werden, Steinschwellen in Ablaufbereiche eingebaut werden.

Bodenabtrag vermindern

Konkrete Vorschläge unterbreitete Link in einer Grobplanung für die Bereiche oberhalb und unterhalb von Bärnreuth und am Rödlasberg. Hier sieht er besonders hohe Erosionsrisiken. Allein am Rödlasberg mit überwiegend Steigungen von mehr als 15 Prozent könnte nach seinen Berechnungen der Bodenabtrag pro Hektar von 12,6 Tonnen Boden auf bis zu unter drei Tonnen reduziert werden, wenn mehrere Maßnahmen kombiniert werden.

Größtes Gefahrenpotenzial

Für den Rödlasberg und Bärnreuth, aber auch für Rimlas, Wasserknoden und die Stadt Bad Berneck unterhalb von Bärnreuth sieht Link das größte Gefahrenpotential für Bodenerosion und Überflutung. Alles auf einmal könne man aber nicht angehen, sagte Zinnert und will nun zusammen mit Fachleuten und Grundstückseigentümern eine Priorisierung vornehmen.

Nur wenige Zuhörer

Die Hoffnung des Bürgermeisters, dass viele betroffene Landwirte den Abend zur Information und Diskussion nutzen, erfüllte sich nicht. Ganze acht Zuhörer kamen neben der Mehrheit des Stadtrats in die Schulaula, die in Erwartung eines großen Publikumsinteresses gewählt worden war. Wer sich für die Ergebnisse oder weitere Information und Beratung interessiert, der kann sich ans Rathaus von Bad Berneck wenden.

Infos auch unter www.boden-staendig.eu

Bilder