Ahorntal: Kampf gegen das Tempo-Limit

Von Andrea Pauly

Üblicherweise kämpfen Bürgermeister für Tempolimits. Im Fall von Ahorntal ist das anders: Gerd Hofmann will, dass der Verkehr in den scharfen Kurven zwischen Volsbach und Glashütten wieder schneller rollen darf.

 
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Zwischen Volsbach und Glashütten gilt Tempo 60, in den engen Kurven ist die Geschwindigkeit auf 40 Stundenkilomter heruntergesetzt. Das Ergebnis: Die Zahl der Motorradunfälle und der Verletzten ist seither gesunken. Trotzdem kämpft die Gemeinde gegen das Tempolimit. Foto: Andrea Pauly Foto: red

Die kurvigen Strecken zwischen Volsbach und Glashütten sowie zwischen Poppendorf und Vorderkleebach gelten als Rennstrecken für Motorradfahrer. Deshalb hatte eine Unfallkommission das Tempo in den gefährlichen Kurven von 60 auf 40 Stundenkilometer heruntergesetzt. Die Vertreter des Landratsamts, des Staatlichen Bauamts und der Polizei wollten damit die Unfallgefahr eindämmen.

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Unfallzahlen deutlich gesunken

Und das haben sie auch geschafft. Nach Angaben von Edgar Schock, Dienststellenleiter der Polizei Bayreuth-Land, sind die Unfallzahlen im Glashüttener Wald deutlich zurückgegangen. 2014 gab es auf der Strecke insgesamt 19 Unfälle mit elf Verletzten. Davon waren neun Motorrad- und Beifahrer. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Unfälle auf zwölf, drei Menschen wurden dabei verletzt - allesamt Motorradfahrer.

Nur wenige Ahorntaler sind für das Tempolimit

Trotzdem wehrten sich Bürger aus Ahorntal gegen die Tempobeschränkung. Über das Mitteilungsblatt hatten die Gemeinderäte und Bürgermeister Gerd Hofmann in den 800 Haushalten um die Meinung der Bürger zum Thema gebeten."340 haben sich zurückgemeldet", erinnert sich Hofmann. Von diesen Antworten seien nur zwei Handvoll für die 40er-Zonen ausgefallen - alle anderen seien dagegen gewesen, laut Hofmann vor allem Pendler in Richtung Bayreuth und A9. "Aber das wird gänzlich ignoriert."

Statt 40 sind wieder 60 Sachen erlaubt

So ganz ignoriert werden die Gegner allerdings nicht: Seit Kurzem gilt am Poppendorfer Berg wieder durchgängig Tempo 60.  "Das ist in Abstimmung zwischen dem Landrat und mir erfolgt", sagt Hofmann auf Nachfrage des Kuriers. Denn am Poppendorfer Berg war laut Hofmann nach der Beschränkung kein deutlicher Rückgang der Unfallzahlen erkennbar. Das bestätigt Roland Schmitt, Leiter der zuständigen Polizeidienststelle in Pegnitz. "Der Poppendorfer Berg war ohnehin kein Schwerpunkt, was Unfälle betrifft", sagt er. Deshalb seien dort keine signifikanten Veränderungen zu messen. "Aber es haben sich immer wieder Bürger über die Raser dort beschwert." Die habe es nach der Einführung der Tempo-40-Beschränkungen in den Kurven nicht mehr gegeben. Das könne sich nun, da wieder 60 Stundenkilometer erlaubt sind, erneut ändern. "Wir werden das beobachten."

 

Hofmann will sich nicht abfinden

Hofmann sagt, er habe verschiedene Möglichkeiten geprüft, sich auch gegen das Tempolimit im Glashüttener Wald zu wehren - ohne Erfolg. "Aber abfinden werde ich mich mit der Regelung nicht, weil ich sie nach wie vor für übertrieben halte", sagt Hofmann. Er werde sich jährlich die Unfallzahlen geben lassen, um die langfristige Wirkung im Auge zu behalten.

Die Raserei geht weiter

"Diese Kurven geben keine höhere Geschwindigkeit als 40 her", sagt Polizeisprecher Schock. Ahorntals Bürgermeister zweifelt die Wirkung der Schilder an: "Die Motorradraser fahren die Strecke ab und halten Ausschau nach Blitzern. Sind keine da, wird Gas gegeben." Er glaubt: Es ist die Polizeipräsenz, die den Unterschied macht. "Im Glashüttener Wald wird sehr oft geblitzt. Und wenn das nachlässt, werden die Unfallzahlen wieder steigen."

Zweifel an Kontrollen

"Was mich dabei etwas sauer macht, ist die Aussage der Verantwortlichen, Kontrollen hauptsächlich wegen der Motorradfahrer durchzuführen", sagt er. "Nachweislich wird aber auch dann häufig geblitzt, wenn absolut kein Motorradwetter ist, wenn Pendler unterwegs sind, auch während der Dämmerung." Nach seinen Angaben haben Volsbacher Bürger protokolliert, wann die Polizei die Geschwindigkeit misst. Er habe die Zeiten dann mit dem jeweiligen Wetterbericht abgeglichen. "Es hat einen faden Beigeschmack, wenn man spätabends um viertel nach zehn oder bei Nieselregen blitzt", sagt er. "Was will die Polizei erreichen? Möglichst viele Bußgeldbescheide ausstellen?" Das weist die Polizei von sich. "Es geht hier um die Sicherheit", sagt Edgar Schock.