Böhm hatte die AfD im Spitzenduo mit Katrin Ebner-Steiner in die Landtagswahl geführt - beide werden dem offiziell aufgelösten völkischen "Flügel" zugerechnet. Heute ist Böhm Fraktionsvize.
CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek lobte nach den Wahlgängen am Dienstag, es sei "ein wichtiges Zeichen und klares Statement" der Abgeordneten, dass sie keine AfD-Kandidaten zu Vorsitzenden gewählt hätten. "Die AfD steht für Positionen, die mit unserer Demokratie nicht vereinbar sind. Sie duldet widerspruchslos Personen unter Nazi-Verdacht in den eigenen Reihen und setzt demokratische Entscheidungen mit dem Ermächtigungsgesetz der Nazis gleich." So geschehen in einer Debatte über eine Änderung der Geschäftsordnung des Landtags zu den Ausschuss-Regularien vergangene Woche.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze sagte: "Der Ausschussvorsitz ist eine wichtige Funktion im Parlament. Für dieses Amt sollten Menschen gewählt werden, die mit beiden Beinen auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen." Die AfD sei eine in Teilen rechtsextreme Partei und werde vom Verfassungsschutz beobachtet. "Für mich ist das somit unvereinbar. Es ist und bleibt gefährlich für unser Land, wenn Demokratiefeinde nach verantwortungsvollen Posten in unseren Verfassungsorganen greifen."
Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch sagte der Mediengruppe Bayern zur Nicht-Wahl der AfD-Kandidaten: "Die Wahl eines Ausschussvorsitzenden war und ist nur so lange ein Automatismus, so lange die Parlamentarier darauf vertrauen können, dass sich alle Abgeordneten an die Grundregeln nicht nur der Geschäftsordnung, sondern auch des Anstands halten. Bei einem nennenswerten Teil der AfD gibt es daran begründbare und begründete Zweifel. Da genießen viele das notwendige Vertrauen eben nicht." Deshalb sei die Wahl dann kein Automatismus mehr. "Wenn die anderen Ausschussmitglieder Zweifel an der Redlichkeit haben, ist es meines Erachtens richtig, wenn sie den Personalvorschlägen der AfD nicht folgen", sagte Münch.
In der vergangenen Legislaturperiode war Maier Vize-Vorsitzender im Rechtsausschuss. Der Vorsitz im Bildungsausschuss blieb vakant, nachdem der AfD-Politiker Markus Bayerbach abgewählt worden war.