Abriss hat begonnen Lebenswerk: Wiederaufbau für 16,5 Millionen

Einmal beherzt zugreifen: Der Abriss der Brandruine des Lebenswerks der Diakonie ist angelaufen, die Reste des Speisesaals sind bereits eingeebnet. Der Wiederaufbau sollte im Sommer starten. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Jetzt geht es vorwärts auf der Brandruine: Der Teil des Lebenswerks der Diakonie, der Produktionsstätte für Menschen mit Behinderung, der von einem verheerenden Feuer vernichtet worden ist, wird abgebrochen. im Sommer soll der Wiederaufbau losgehen. Wenn alles läuft, wie es geplant ist.

 
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„Das Denkmal ist weg.“ Das durchaus zweifelhafte Denkmal, damit meint Gerhard Kolb vom Bayreuther Abbruchunternehmen Vogel die Beton-Wand, die einst das Dach in der Mitte des achteckigen Speisesaals des Lebenswerks getragen hatte und die als einziges Teil übrig geblieben ist nach dem verheerenden Brand im Sommer 2020. Jetzt ist der Abbruch des Lebenswerk-Kopfbaus angelaufen. In wenigen Wochen soll der Wiederaufbau starten.

Genehmigung für den vorzeitigen Beginn

„Wir haben die Genehmigung für den vorzeitigen Maßnahmen-Beginn“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Franz Sedlak. „Auch die Pläne sind soweit finalisiert, wie wir den Wiederaufbau machen sollen und auch dürfen.“

Man habe in dieser Woche mit dem Abriss der Brandruine beginnen können, was den ehemaligen Speisesaal, die Förderstätte und den Verwaltungsbau betreffe, sagt Sedlak. Das werde, sagt Gerhard Kolb vor Ort, in drei Phasen erfolgen.

Denn nach Sedlaks Worten müsse in die Abbrucharbeiten auch das Verlegen „von Bypass-Leitungen eingebunden werden, was Strom, Wasser und auch Gas betrifft“. Die müssten raus aus dem Baufeld, um das weitere Funktionieren der Produktion in den vom Brand nicht durch Zerstörung betroffenen Produktionshallen gewährleisten zu können, während der Neubau des vorderen Bereichs laufe.

„Beim Thema Gasleitung schaue ich natürlich mit Sorge auf die Entwicklung der Gaspreise“, sagt Sedlak. „Aber unsere Pulverbeschichtung, die viel Energie braucht, ist nun mal darauf ausgelegt.“

Kosten: 16,5 Millionen Euro

Sedlak sagt, er gehe davon aus, dass der Abbruch nur wenige Wochen dauern werde, anschließend müsse man noch Gutachten für Boden und Statik machen lassen, bevor mit dem Wiederaufbau begonnen werden könne, dem natürlich wegen der unterschiedlichen Förderstellen auch entsprechende Ausschreibungen vorangehen müssen.

Nach aktuellem Stand werde es rund 16,5 Millionen Euro kosten, den Ersatzneubau zu errichten, der – den Vorgaben unter anderem des Bezirks folgend – in Teilen auch mehr Kapazität bieten müsse als der Vorgängerbau.

Zum Beispiel bei der Förderstätte müssten die Plätze von zwölf auf 36 erhöht werden. Von der Bausumme müsse die Diakonie „einen siebenstelligen Betrag alleine schultern“, sagt Sedlak auf Nachfrage.

Sorge vor Preissteigerung am Bau

Die große Unbekannte dabei: „Die Preissteigerung auf dem Bau.“ Schon bei kleinen Maßnahmen innerhalb des Projekts entferne sich das Angebot beträchtlich vom Ergebnis: „Allein der Bypass der Leitungen war mit 220 000 angeboten worden und liegt jetzt bei 370 000 Euro“, sagt der Diakonie-Geschäftsführer. Ein dringend benötigtes Trafo-Haus, das während des Baus und dann später auch im Betrieb eine Rolle spielen wird, „kann ich zum Tagespreis bestellen – Lieferzeit: 50 Wochen. Ohne zu wissen, was es dann bei Lieferung kosten.“

Der Wiederaufbau wird nach Sedlaks Worten rund zwei Jahre dauern und dürfte „architektonisch gefälliger werden, als man vor 40 Jahren gebaut hat. Auch ohne achteckiges Gebäude, es wird ein normaler Corpus. Natürlich wird es sich dann vom Rest der Gebäude abheben – sodass man anschließend eigentlich auch die Hallen sanieren muss.“

Produktion wieder in Betrieb

Die Produktionshalle sind seit Herbst vergangenen Jahres wieder in Betrieb und bieten den Mitarbeitern mit Handicap wieder die berufliche Heimat, die sie so lange schmerzlich vermisst haben. „Wir hatten ja nicht nur den Brand – es war schließlich davor und danach auch noch ein bisschen Corona“, sagt Sedlak.

In einer Interimsmaßnahme auf dem Nachbargrundstück sind Förderstätte, Sozialräume, die Sozialpädagogen und die Kantine untergebracht, „natürlich nicht in der Größe, wie wir sie vorher bieten konnten und die der Neubau wieder haben wird“, wie Sedlak sagt.

Aber mit dem Kompromiss könne und müsse man während der Neubauphase leben – auch mit einem etwas beschwerlicheren Weg für die Mitarbeiter, die beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen sind und Begleitung auf dem Weg bräuchten.

Neue Kunden dazugewonnen

Was erfreulich sei: „Der Betrieb läuft wieder halbwegs normal.“ Und: „Die Kunden, die wir verloren haben, haben wir eigentlich durch Corona verloren“, sagt Sedlak, nicht aufgrund des Brandes und des dadurch entstandenen Produktionsausfalls. „Wir haben aber auch neue Kunden dazugewinnen können. Wir können keine exorbitanten Sprünge machen – können uns aber auf einigermaßen normalem Niveau stabilisieren. Hoffen wir, dass der Winter mit Corona keine neuen Probleme bringt.“

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