Aber die Vollversorgung ist noch gesichert Zahl der Blutspender in der Region leicht rückläufig

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Die gute Nachricht: Blut ist genug da. Der Blutspendedienst spricht sogar von einer „Vollversorgung“. Die weniger gute Nachricht: Die Zahl der Erstspender sinkt seit Jahren – auch in der Region. „Die Erstspender werden weniger“, sagt Matthias Freund, Gebietsreferent in Oberfranken für den Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes.

 
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 Foto: red

Die Region Bayreuth lag bayernweit im Mittelfeld, wenn es um Spenden ging. Im vergangenen Jahr ist sie ins untere Mittelfeld abgerutscht, von Rang 47 auf Rang 51 bei insgesamt 65 Kreisverbänden.

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„Die Erstspender werden weniger“, sagt Matthias Freund, Gebietsreferent in Oberfranken für den Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes. Dass mehr Spender wegbleiben als nachkommen, ist für Freund noch kein Anlass zu großer Sorge. Denn Engpässe gibt und gab es nicht, immerhin ist Freund seit 20 Jahren im Geschäft. Er lobt vor allem die fränkischen Landkreise, die von den Spenden zu den stärksten gehörten. „Wir schaffen es immer wieder, die Zahlen zu bewältigen.“ Und das im nicht gerade dicht besiedelten Franken. Aber sich zufrieden „nach hinten lehnen“ dürfe man nicht.

Blutspendedienst steuert gegen

Beim Blutspendedienst des BRK mit Sitz in München hat man die Tendenz erkannt – und steuert dagegen. Aktuell läuft eine Marketingkampagne, um wieder mehr Menschen für eine Spende zu motivieren. „Gegen Gleichgültigkeit“ nennt sich das Projekt. Auch in der Region Bayreuth schwärmen Mitarbeiter in Schulen, Unternehmen und Universität aus, um Spender zu gewinnen. Daneben versuchen sie über Facebook auch andere Altersgruppen zu erreichen.

Aber noch heißt es: „Die Vollversorgung ist gesichert.“ Christian Kohl vom Blutspendedienst (BSD) Bayern beruhigt: „Engpässe gibt es derzeit nicht.“ Aber die Entwicklung der letzten Jahre hat er im Blick. Aufgrund des demographischen Wandels, abnehmender Geburtenraten und einer immer älter werdenden Gesellschaft rechnet der BSD jedoch damit, dass der Bedarf an Blutskonserven künftig steigen wird. Und dabei müssten immer mehr langjährige Blutspender ihr Engagement aus Altersgründen aufgeben. Deshalb sei es wichtig, potenzielle „Erstspender“ für das Thema Blutspenden zu sensibilisieren und neue Blutspender zu gewinnen.

Der typische „Erstspender“, sagt Gebietsreferent Freund, ist um die 20 Jahre alt. Die Erfahrung zeige, dass viele dieser Spender ein oder zwei Jahre kommen, dann aber wegen Ausbildung und Familiengründung eine Zeitlang pausieren. „Dann dauert es wieder …“ Dabei könne mit einer Blutspende bis zu drei Schwerkranken oder Verletzten geholfen werden.

Blut-Tütchen nur in der Klinik

Die Blut-Tütchen dürfen laut „ganz strenge Vorschriften der Bundesärztekammer“ nur in der Klinik zum Einsatz, sagt Peter Sefrin, Bayerns oberster Notarzt. Wenn er beim Unfall ist, darf er nur Blutersatzmittel verwenden. Das sind Infusionen für Patienten, die viel Blut verloren haben. Konserven für Unfallopfer spielen aber bei Spenderblut eine eher kleinere Rolle. Die größte Menge wird bei der Behandlung von Krebspatienten eingesetzt. Während einer Chemotherapie werden deren Blutplättchen zerstört.

Ein Tütchen Blut kostet in Deutschland um die 85 Euro – und ist damit am billigsten in ganz Europa, wo der Schnitt bei 220 Euro liegt. Die Zahlen stammen vom BSD. Dass Blut hierzulande so günstig ist, liege an der Hilfe der Ehrenamtlichen. Für den BSD helfen die Mitarbeiter des BRK beim Einsammeln und bei der Organisation der Termine.

An hauptamtlichen Mitarbeitern hat der BSD MA in Bayern 800 im Einsatz, an Ehrenamtlichen sind es 20 000 in ganz Bayern. Beim Blutspendedienst heißt es: „Die machen einen ganz großen Teil des Erfolges aus.“ Das sei auch für das Gesundheitssytem „ein großer Vorteil“.

Langer Weg

Der Weg des fränkischen Blutes bis zu zum Empfänger ist lang: Denn das Blut, das ein Spender in einen Beutel füllt, ist nicht das gleiche, das ein Patient am Ende bekommt. Zunächst werden alle Vollblutkonserven in Wiesentheid bei Würzburg gesammelt: im Produktions- und Logistikzentrum des Blutspendedienstes des BRK. Blut ist ein „lebendiges Organ“ und hat nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit. Innerhalb von 24 Stunden nach der Spende muss es weiterverarbeitet sein. Pro Tag werden in Bayern 2000 Blutkonserven gebraucht. Sie gehen an bayerische Ärzte und Kliniken, keiner der 800 „Kunden“ des BSD werde bei der Versorgung bevorzugt, sagt Freund. Die Menge werde prozentual aufgeteilt. Fränkisches Blut wird auch in die Kliniken nach München exportiert.